Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
sehr weinerlich. Tatsächlich war er den Tränen nahe gewesen.
„Schwörst du mir, niemandem zu sagen, was ich dir jetzt sage?“ hatte Aisah gefragt. „Bei allem, was dir heilig ist?“
„Beim Leben meiner Mutter und beim Leben des Hadschi! Bei Allah!“
„Du solltest unglaublich stolz auf die Zuneigung des Hadschi sein, Hakeem. Er muss dich lieben wie einen Sohn. Die Gruppe Pforte zum Paradies wird überwacht. Von der deutschen Polizei, von Geheimdiensten verschiedener Länder. Hadschi Omar in seiner Klugheit hat hiervon mit Allahs Willen Kenntnis erlangt. Er will nicht, dass du in diesen Strudel hineingesogen wirst. Er will dich schützen. Er hat mich wissen lassen, auf dich warten wichtige, gottgefällige Aufgaben.“ Und plötzlich war eine unüberhörbare Schärfe in ihrem Ton gewesen: „Sei gefälligst ihm und Allah dankbar für diese hohe Ehre, die ich als Frau niemals werde erlangen können!“
Sabine Sadler mochte den kleinen Ariel nicht.
Immer, wenn er sie überraschend ansprach, war er plötzlich und wie aus dem Nichts aufgetaucht. Stets hoffte Sabine inbrünstig, dass niemand aus dem Kreis ihrer Kommilitonen oder Freunde sie fragen würde: „Wer war das denn?!“
Aber ganz offensichtlich war Ariel von ihren Bekannten nicht wahrgenommen worden, selbst, wenn er ihr unmittelbar außerhalb der Universität aufgelauert hatte.
Sein Äußeres war unscheinbar. Sabine Sadler hatte mit diesem Begriff nie viel anfangen können. Aber auf Ariel traf er zu. Seine Kleidung war stets grau, beige, nie hätte sie zehn Minuten nach einem Treffen sagen können, was er angehabt hatte. Hätte man Sabine Sadler gefragt, trägt er seinen Scheitel rechts oder links, sie hätte nicht einmal gewusst, ob er überhaupt einen Scheitel hatte. Außer seiner ausgeprägten Nase und einem leicht dunklen Teint hätte sie nichts zu seinem Aussehen sagen können. Nicht einmal zu seiner Größe. Sabine Sadler hatte immer das Gefühl, er sei kleiner als sie selbst. Und trotzdem hatte es Situationen gegeben, in denen sie sicher war, Ariel sah auf sie herab!
Auch jetzt, auf dem Weg zur Haltestelle der Straßenbahn, lief er plötzlich neben ihr. Er musste irgendwo gewartet haben, aber sie hatte ihn nicht kommen sehen. Er war auf einmal da!
Ohne Begrüßung, ohne ein Wort der Höflichkeit, herrschte er sie an:
„Wir müssen wissen, mit welchen Arabern Graf zusammengetroffen ist. Wir brauchen die Namen!“
„Woher soll ich das denn wissen?!“ fragte sie, bemüht, ebenso arrogant zu klingen wie er. „Er hat mit etlichen von denen zu tun! Die kenne ich gar nicht!“
„Uns interessieren nicht die Leute der saudischen Marine. Ebenso wenig die, die bei Grafs Werft in Bremen herumspringen. Sie kennen Sheikh Mahmut.“ Das war keine Frage, das war eine Feststellung.
„Ja, den habe ich einige Male gesehen. In Monaco. In Rom.“
„Hat Graf jemals jemanden getroffen, der über Mahmut steht? Einen der Prinzen? Einen der Minister?“
„Wie soll ich das wissen?“
„Warum sind Graf und Sie in Mahmuts Flugzeug nach Rom gereist? Doch nicht, um Mahmut zu treffen.“ Obwohl sie beide mitten in der Öffentlichkeit wie Spaziergänger unterwegs waren, hatte Ariel mit einer blitzschnellen Bewegungen ihren Arm ergriffen und ihr auf den Rücken gedreht. Für Außenstehende musste dies aussehen wie eine Geste der Zärtlichkeit. Als ob er sie um die Hüfte gefasst hätte und dabei ihre Hand hielte. Es tat höllisch weh, und Sabine Sadler hätte beinahe aufgeschrien vor Schmerz.
„Er hat Mahmut in einem Hotel getroffen. Im Hassler. Dort sollten die beiden jemanden treffen.“
„Wen?“ Ihre Hand wurde nach oben gedrückt.
„Ich weiß es nicht. Er hat es mir nicht gesagt!“ Sabine Sadler hatte Tränen in den Augen, so weh tat ihr verdrehter Arm. Sie versuchte, sich nach vorne zu beugen, um dem Schmerz zu entgehen.
„Versuchen Sie, sich zu erinnern!“ fuhr Ariel sie an und drückte ihren Arm weiter nach oben. Der Schmerz nahm zu.
„Er hat keinen Namen genannt! Sie tun mir weh!“
„Finden Sie den Namen heraus!“
Nach nochmaligem schmerzhaftem kurzen Ruck an ihrem Arm ließ er sie unvermittelt los, drehte sich um, und verschwand zwischen den Menschen, die wie Sabine in Richtung der Bahnstation unterwegs waren.
Hätte Sabine Sadlers Arm nicht so höllisch geschmerzt, sie hätte geglaubt, sie habe sich diese kurze Szene nur eingebildet.
Aber jetzt hatte sie Angst.
Diese Angst legte sich um Sabine Sadlers Herz wie eine eiskalte
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