Djihad Paradise: Roman (German Edition)
Angst. Wenn doch wenigstens diese Trennscheibe nicht gewesen wäre, dann hätten wir uns küssen und berühren können, aber diese Scheibe machte alles so formal und allein durch die Präsenz des Polizisten ging jeder Hauch von Intimität verloren.
Doch irgendwann fragte Romea vorsichtig: »Wie … wie ist es denn da drin?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, was soll ich sagen? Wir müssen nicht hungern, wir werden nicht gefoltert …«
Romeas Blick war so weich. Wie ihr Körper so weich. Und ich hätte jetzt so gern meinen Kopf in ihren Schoß gelegt und dann brach es aus mir heraus: »Süße, ich ... ich werde total bekloppt hier. Ich muss hier raus, sonst bringe ich den Typen, der bei mir in der Zelle ist, noch um. Bitte hol mich hier raus oder schreib mir oder besuche mich, so oft es geht, oder …«
Einer der patrouillierenden Beamten ließ seinen warnenden Blick über mich gleiten. Ich verstummte.
Romeas Ausdruck war noch weicher geworden. Ihr Blick umarmte mich. Ich hätte echt heulen können. Aber ich konnte mich gerade noch so zusammenreißen.
»Alles, was du willst. Natürlich besuche ich dich. Wenn ich dich daran erinnern darf: Du bist derjenige, der sich drei Monate nicht gemeldet hat.«
Schuldbewusst blickte ich zu Boden. »Ich will eigentlich, dass du von mir weggehst. Ich bin nicht gut für dich«, murmelte ich. »Aber ich Arschloch bin einfach zu schwach dafür. Ich komm einfach nicht klar ohne dich.«
Romea lächelte und ihre Augenringe schienen zu verblassen und ihre Wangen sich wieder zu runden. »Ich auch nicht. Und jetzt hör mal mit dieser selbstmitleidigen Scheiße auf!« Sie strahlte. »Was brauchst du denn zum Überleben? Ich hab mich informiert: Ich darf dir Sachen in den Knast schicken.«
Es war mir peinlich, aber bevor ich nachdenken konnte, hatte ich schon gesagt: »Könntest du mir ein Radio schicken? Und Tabak und Kaffee und Schokolade?« Kaum waren meine Worte aus mir herausgestolpert, bereute ich sie sofort wieder.
»Klar, schick ich dir. Sonst noch …«
»So, Herr Engelmann. Ihre Besuchszeit ist um.« Er warf Julia einen verwunderten Blick zu. Ja, ja, ich konnte es ja auch kaum glauben, dass ausgerechnet sie sich für einen Arsch wie mich interessierte. »Bedaure, junge Frau.«
Julia nickte und stand auf.
Als ich mich noch einmal umdrehte, formte sie aus Daumen und Zeigefinger beider Hände ein Herz und hielt es in meine Richtung. Ich hob die Hand und folgte dem Beamten. Obwohl die halbe Stunde so schnell vergangen war, hatte sich meine Laune ganz erheblich gehoben und ich lief, als hätte jemand eine dicke Watteschicht auf dem Boden verteilt. Aber als ich auf meinen Wattewolken in die Zelle zurückschwebte, hatte Murat die Beine auf dem Tisch und kippelte dabei mit dem Stuhl. Der Traum war vorbei. Dafür hatte mich der Zellenalbtraum wieder.
Murat starrte mich an.
Entnervt fragte ich: »Is was?«
»Hey, kein Grund, so unfreundlich zu sein«, sagte er.
Mann, warum bekam der plötzlich einen Laberflash? Warum war der überhaupt noch hier?
»Warum bist du nicht arbeiten?«, fragte ich zurück.
»Weil heute die Werkstatt saniert wird. Darum.«
»Aha.«
»Hast du dich gerade mit der da getroffen?«, sagte er und deutete mit einem Kugelschreiber auf die Zeichnung.
»Ja. Was dagegen?« Konnte der nicht einfach die Klappe halten oder sich wenigstens auf seinen blöden Teppich werfen?
Doch Murat nickte anerkennend. »Sweet. Echt sehr süß … Eine richtig geile Schlampe, deine Freundin. Bloß schade, dass sie eine Schlampe ist.«
Und da sah ich rot und tat, was ich schon seit Tagen hatte tun wollen. Ich packte Murat am Kragen, zerrte ihn vom Stuhl und haute ihm eine rein. Murat war so verblüfft, dass er sich nicht einmal wehrte. Außerdem war er ein so spirreliger Zwerg, dass er sowieso keine Chance gegen mich gehabt hätte. Er stöhnte und aus einem seiner Mundwinkel floss Blut. Ich war in so einer Art Blutrausch und am liebsten hätte ich ihn zu Brei geschlagen, aber Murat war so was von einer halben Portion, dass es wirklich nicht lohnte, ihn weiter zu bearbeiten. Ich wollte ihn schon loslassen, da kam mir eine perfide Idee. Ich stieß ihn zum Tisch und zwang ihn, sich vornüber zu beugen. Mit einer Hand hielt ich ihn fest und mit der anderen öffnete ich seinen Gürtel und zog ihm die Hose vom Hintern.
Murat schrie auf. »Nein!« Dann wimmerte und flehte er ganz erbärmlich. »Nein, bitte! Bitte nicht!«
»Willste mir lieber einen blasen?«
Murat
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