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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Er blickte von einem zum anderen und da fiel ihm die blutige Rinne in Murats Gesicht auf.
    Mir wurde ganz anders. Shit! Jetzt hatte ich mir die Bewährung versaut.
    »Verdammt, Herr Hawas! Was haben Sie denn gemacht?« Er deutete auf mich. »War der das?« Er deutete auf mich.
    Mein Puls hatte sich gewaltig beschleunigt. Doch Murat schüttelte den Kopf und sagte: »Nee. Ich bin gestürzt.«
    Der Wärter schüttelte den Kopf. »Wie kann man denn in dieser Zelle so stürzen? Na ja, ich bring Sie mal zum Gefängnisarzt.«
    Murat nickte und dackelte brav hinterher.
    Uff. Was war das denn? Da hatte ich dem Kerl einen Zahn ausgeschlagen, ihn vermutlich halb zu Tode geängstigt und nun deckte er mich auch noch. Über Murat musste unbedingt mal in Ruhe nachgedacht werden.
    Als Murat nach ein paar Stunden zurückkam, war seine Wunde desinfiziert und genäht worden.
    Er warf sich gleich aufs Bett. Beten war heute wohl nicht.
    »Und, war’s schlimm?«, fragte ich.
    »Geht so«, nuschelte er.
    »Ähm … hör mal, das mit deinem Zahn tut mir echt leid. Aber das«, ich deutete auf meine Zeichnung, »das ist die tollste Frau der Welt. Und keiner nennt sie eine Schlampe«, sagte ich.
    Murat grinste schief. »Ja, ja, ich hab es inzwischen verstanden.«
    »Na ja, und das mit der Hosennummer, das auch.«
    Murat kicherte. »Das war krass, Mann! Ich dachte echt, ich hab gleich deinen Prügel im Hintern. Scheinst ja schauspielerisches Talent zu haben.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht dass ich wüsste. Ich war einfach nur so stinkwütend.«
    »Vergessen wir den Scheiß einfach«, sagte Murat. Er drehte sich auf die Seite, um zu schlafen.
    Aber ich konnte einfach nicht lockerlassen. »Murat?«
    »Hm?«, grunzte es unter der Decke hervor.
    »Ich weiß, ich hab mich wie ein Arschloch verhalten, aber es interessiert mich wirklich, warum du tust, was du tust.«
    Murat setzte sich auf. »Weil es mir hilft.«
    »Aber wie?«
    Murat seufzte. »Wie schon gesagt, es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich weiß.«
    »Und es ist spät.«
    »Na ja, geht so. Also, ich bin noch wach.«
    Murat verdrehte die Augen. »Bist echt ein Arsch. Also pass auf, und gnade dir Allah, der Allmächtige, wenn du vor dem Ende einschläfst!«
    Ich stützte mich auf dem Ellbogen auf.
    »Uff. Wo fang ich nur an? Also, ähm. Das, was du vorhin vorgetäuscht hast, tun zu wollen, das hat mein Abu, mein Vater, jede Woche mit mir getan.«
    Shit, da war ich mit meinem Scherz ja mit Anlauf in den Fettnapf gehüpft, dass es nur so spritzte. Ich war echt ein Arschloch.
    »Na ja, und dann mit dreizehn bin ich abgehauen und hab mich so durchgeschlagen, hab alles Mögliche geschmissen und Zeug vertickt und so. Hab auch ein paar Vorstrafen. Ich war sogar in so einer Art Gang. Ging um Schutzgeld und so. Und dabei haben sie mich halt erwischt. Diesmal muss ich’s absitzen. Aber im Februar komm ich raus.«
    »Krass, ich auch«, warf ich ein. »Na, und hier die Sache mit deinem Glauben?«
    »Da war einer in der Gang. Der war Salafist. Der hat mir das alles beigebracht.«
    »Salafisten? Sind das nicht diese ganz altmodischen Muslime mit Auspeitschen und so?«
    »Wir sind nicht altmodisch. Wir sind rein, weil wir uns an die Lehren unserer Urahnen halten, nicht an das verwässerte Zeug, wie es die meisten Muslime hier praktizieren. Und wer keine Scheiße baut, der wird auch nicht ausgepeitscht.«
    »Aber du hast doch selbst Scheiße gebaut, als du schon Salafist warst. Ich meine, Schutzgeld eintreiben, das ist doch auch nicht … wie nennt ihr das? Helau?«
    Murat lachte laut auf. »Das heißt halal, Schwachkopf.« Dann wand er sich ein wenig. »Na ja, wir haben keine anderen Muslime erpresst, sondern nur Kuffar.«
    »Und das sind keine Menschen, oder was?«
    »Na, irgendwie nicht so richtig. Es sind halt bloß Kuffar. Aber jedem Kafir steht es frei, sich zu bekehren, dann wird auch er ein richtiger Mensch.«
    »Und andere Muslime, was sind die?«
    »Ja, eigentlich sind es schon richtige Menschen, weil sie Muslime sind. Aber doch auch nur so halb, weil sie sich von den Regeln der Vorfahren abgewendet haben.«
    Ich legte den Kopf schief. Mann, das klang ganz schön krude.
    »Und was gibt dir das? Dass du die Leute in Schubladen stecken kannst, oder was?«
    Murat starrte mich verblüfft an. »Nee, darum geht es doch gar nicht. Aber es ist halt einfach so. Allah hat das so festgelegt. Und weißt du, das Schöne ist, wenn du auf der richtigen Seite stehst, dann weißt du immer, was du tun

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