Djihad Paradise: Roman (German Edition)
doch nicht gleich zum Betbruder werden. Lass uns lieber abhauen.«
Ich streichelte Romea, die sich an mich schmiegte wie eine Katze.
»Du weißt doch, das geht nicht. … Wegen der Bewährungsauflagen.«
»Eigentlich könnten wir uns auch einfach umbringen«, schlug sie vor. »Dann … dann verlieren wir uns wenigstens nicht«, sagte sie und ihre Stimme war tonlos und in ihren Augenwinkeln glitzerte es.
Ich legte ihr meinen Finger auf die Lippen. »Schsch … Ein echtes Seeungeheuer sagt so etwas nicht, denn jedes echte Seeungeheuer wird ururalt.«
Romea hatte sich aufgerichtet, schlang ihre Beine um mich und legte ihre Arme um meinen Hals. »Bitte lauf nicht weg.«
»Ich lauf doch nicht weg, Süße. Es ist eher so, dass ich sicher bin, dass du mich bald verlässt.«
»Niemals!«, rief sie und presste ihre Wange an meine. »Niemals.«
Wir küssten uns wie schon seit Langem nicht mehr.
»Romea?«
»Ja?«
»Darf ich mir was wünschen?«
»Alles, Raphop.«
»Würdest du ein Mal mit mir das Gebet machen? Nur ein einziges Mal. Und wenn es dir nicht gefällt, dann lasse ich dich damit für immer in Ruhe, ja?«
Ich sah den Kampf, der gerade in ihr vorging. Eins war mal sicher, im Prinzip lag es ihr näher, sich umzubringen, als zu beten, aber schließlich schlich sich so was wie Resignation in ihr Gesicht und sie nickte. »Ein Mal.«
Und dann hatte ich es wirklich getan. Kaum zu fassen, ich hatte tatsächlich mit Julian diese Betnummer durchgezogen.
Als ich mit ihm im Bad stand, sagte er: »Ich zeig dir jetzt Wudu’, die rituelle Waschung«, aber während er noch erklärte, tauchte plötzlich Murat, der Prophet, im Türrahmen auf und starrte mich an. Ich merkte, wie schon wieder der Hass in mir hochkochte. Erst ließ ich mich von Julian bequatschen und nun war der Prophet auch noch Zaungast. Verdammt, wie erniedrigend. Nicht dass ich dann nach dem ganzen Getue irgendwie getauft war oder so.
»Verzieh dich! Das ist intim. Oder musst du gerade aufs Klo, oder was?«, zischte ich ihn an.
»Wer vorher so giftig ist, der wird niemals in die Süße des Gebets finden«, verkündete der Prophet salbungsvoll.
»Und wenn? Wenn mir nach Süße ist, dann esse ich eben eine Tafel Schokolade.«
Der Prophet warf mir einen abschätzigen Blick zu. »Du, du wirst das niemals können«, sagte er und verschwand in seinem Zimmer.
Ph. Der würde sich gleich wundern, was ich konnte oder nicht. Und ich versuchte wirklich, mich zu sammeln, aber das war gar nicht so leicht, weil mir ungefähr tausend Dinge auf einmal durch den Kopf schossen. Und außerdem, wie sollte ich mich an etwas oder jemanden wenden, an das oder den ich gar nicht glaubte? Sinnlos. Andererseits – wenn ich mich nicht anstrengte, dann hätte Murat gewonnen. Und das, das ging gar nicht. Also stand ich da und verscheuchte jeden Gedanken. Gerade schwänze ich schon wieder die Schule. Nein, das war jetzt nicht wichtig. Innere Ruhe on. Ob Pa das mit dem Internat wirklich ernst gemeint hatte? Verdammt! Darüber konnte ich doch später nachdenken. Aber wenn ich ins Internat müsste, was wäre dann? Das ginge doch gar nicht. Wie sollte ich dann Julian halten? Sinnlos. Ich schaffte es einfach nicht abzuschalten. Loslassen. Ich musste einfach nur loslassen. Wie beim Sex. Da dachte ich doch auch nichts. Julian kniete inzwischen. Ich tat es ihm nach. Neuer Versuch … Und auf einmal war Ruhe. Ich horchte in mich hinein. Da war nichts. Ich stürzte, aber angenehm. Vielleicht flog ich auch. Und dann, dann hörte ich die Klospülung. Murat, dieses verdammte Arschloch! Ich brach ab, setzte mich aufs Sofa und starrte ins Leere.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass auch Julian sein Ritual beendet hatte. Er sah mich fragend an.
»Und? Schon fertig?«
Ich schwieg und Julian hockte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Er schien enttäuscht.
»Hast du denn gar nichts gespürt?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht. Ein bisschen.«
»Mann, Süße, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.«
»Na ja, ganz kurz war ich in so einem Zustand. Ganz da und auch wieder nicht. Aber dann hat dein Schwachmat von Mitbewohner die Klospülung betätigt und dann war’s auch schon wieder vorbei mit diesem Gefühl …«
Julian starrte mich an, dann glitt ein Strahlen über sein Gesicht. »Aber … Süße! Das … das ist doch großartig!«
Was soll daran denn großartig sein?, fragte ich mich.
»Jetzt schau nicht so bedröppelt! Wenn du das so
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