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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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und an Weihnachten ging es in die Christmette und zum Osterfeuer ging es wegen Ostern. Wegen der Stimmung, der Romantik, ein Knicks vor der christlich-abendländischen Leitkultur.
    Oder gab es irgendwo in der fernen Vergangenheit ein Flackern, das noch immer seinen Schein in unser Leben warf, ehe das Feuer endgültig verglomm und als Aschehäufchen in sich zusammensank? Lebendig war jedenfalls anders.
    Und ich dachte daran, wie ich schon in fünf verschiedenen Ländern unter freiem Himmel gelegen und mich irgendwo zwischen den Sternen verloren hatte. Jeder dieser Lichtpunkte eine eigene riesige Welt und dabei sah ich nur einen winzigen Ausschnitt des Universums, das sich immer weiter und weiter ausdehnte. Und das allein war schon unvorstellbar und wer weiß, wie viele Universen es noch gab. Das erschütterte mich bis ins Mark. Die Erde war nichts im Vergleich zu all den Galaxien, die dort herumwirbelten und schon in Erddimension war ich nur eine von sieben Milliarden, ein Siebenmilliardstel, das war so gut wie nichts und in Universumsdimension gab es mich praktisch gar nicht. Kleiner als eine Amöbe. Unwichtiger als ein Fliegenschiss. Und das machte mir Angst. Furcht und Staunen verbanden sich und übrig blieb so was wie Ehrfurcht und die Erkenntnis, dass mein Verstand an genau dieser Stelle kapitulierte. Ein Nichts, das sich nicht zugehörig fühlte, das drohte, an der eigenen Bedeutungslosigkeit zu zerbrechen, war ich. Und alles, was ich mir wünschte, war eine Nabelschnur, die mich mit all dem verband. Aber Weihnachten und Ostern allein reichten dafür nicht aus.
    Und dann dachte ich an das Gefühl, das ich am Tag zuvor gehabt hatte. Einen Kolibriflügelschlag lang nur, aber immerhin, einen Kolibriflügelschlag lang – connected.
    Und dann durchlief mich ein Zittern. Ich hatte einen ketzerischen Gedanken, einen, der alles verriet, was ich jemals geglaubt hatte und war. Und ich gab mir selbst meinen eigenen kleinen Judaskuss: Was wäre, wenn es nicht darum ging, dass ich Julian vor der Glaubensverwirrung rettete, sondern dass Julian mich ans Universum anstöpselte? Plug and play. Romea connected with everything.
    Und genau deshalb, weil ich all das dachte, bat ich Julian, noch einmal mit mir zu beten. Ich setzte alles auf eine Karte. Einen Versuch gab ich mir noch, einen Versuch, um zu testen, ob ich Julian bald oder zumindest irgendwann würde verstehen können oder ob alles sinnlos war und wir bereits auf dem Weg unseres Abschieds waren. Unwiderruflich.
    Julian starrte mich ungläubig an. Ob ich das wirklich wolle, fragte er mich. Natürlich wollte ich, sonst hätte ich wohl kaum gefragt. Ich wollte, dass da etwas war und dass es dasselbe war, was Julian fühlte.
    Also machten wir noch einmal die rituelle Waschung Wudu’ und ich war fast noch aufgeregter als damals, als ich Julian vor dem Knast erwartet hatte. Es ging um alles. Wir hoben die Hände.
    »Allahu aqbar!«
    Mit an die Seiten angelegten Händen begann Julian, die erste Sure des Korans zu rezitieren. Und ich ließ mich darauf ein. Diesmal ließ ich mich wirklich darauf ein. Und auf einmal war ich weg. Auf gewisse Art war ich aus mir herausgetreten. Romea Achenbach gab es gerade nicht, aber sie fühlte sich ganz deutlich. Aber was noch besser war: Romea fühlte noch viel mehr als sich. Sie fühlte – alles. Romea Achenbach hatte sich mit dem Universum verkabelt. Das Universum, der Urozean aller Dinge, ich tauchte ein, war leicht, war eins. Alles war eins. Eins war alles. Welcome, you are connected now.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Julian das Gebet unterbrochen hatte. Erst als er mich schüttelte, kehrte ich in mich zurück. Ich war glücklich. So glücklich. Ich hatte Julian und alles andere so deutlich und klar gespürt wie noch niemals irgendwas. Julian wischte mir im Gesicht herum und ich fragte mich, was er da machte. Er sah mich besorgt an und bugsierte mich in Richtung Bett.
    »Romea? Romea, was ist mit dir?«, fragte er mich und da erst begriff ich, dass ich geweint hatte.
    »Ich bin glücklich«, sagte ich und Julian hatte ein großes Fragezeichen im Gesicht.
    Und dann begann eine richtig gute Zeit für uns. Julian und ich kamen uns wieder ganz nah. Näher als jemals zuvor und manchmal so nah, dass es fast schon wehtat.
    Und, es war überraschend, Murat war eigentlich ganz o.k., nein, das ist untertrieben, ich begann, ihn richtig gern zu haben. Ich glaube, so nach und nach wurde er zum Freund. Er lud mich auch in die Moschee der

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