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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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geben und ihren Zorn unterdrücken und den Menschen gerne vergeben, Allah liebt die guten Menschen.‹ Ich fasse also zusammen, nur wer sich vor den Teufeln der Versuchung hütet und Gutes tut, wird dereinst ins Paradies eingelassen. Und – glaubt mir – das Paradies ist tausend Mal herrlicher als das Herrlichste, was ihr euch vorstellen könnt. Ja, wie schön es da ist, könnt ihr in Sure sechsundfünfzig nachlesen: ›Auf golddurchwirkten Ruhebetten liegen die, die Gott nahestehen, einander gegenüber, während ewig junge Knaben unter ihnen die Runde machen mit Humpen und Kannen voll Wein und einem Becher voll von Quellwasser, von dem sie weder Kopfweh bekommen noch betrunken werden, und mit allerlei Früchten, was immer sie wünschen, und Fleisch und Geflügel, wonach sie Lust haben. Und großäugige Houris haben sie zu ihrer Verfügung, in ihrer Schönheit wohlverwahrten Perlen zu vergleichen.‹«
    Am Anfang war ich echt erschrocken, denn mein ganzes bisheriges Leben war ein einziger Irrtum. Eine Sünde nach der anderen hatte ich begangen. Gesoffen, Drogen genommen, rumgehurt hatte ich. An nichts hatte ich geglaubt, außer an das große Geld. O.k., das war eben der westliche Lebensstil. Aber das machte es nicht besser. Zum Glück war es noch nicht zu spät. Dank Murat war es noch nicht zu spät.
    Was mich aber traurig machte, war, dass Romea davon absolut nichts hören wollte. Den Bart, Zeichen meiner Würde, fand sie lächerlich, beten sinnlos und die Bruderschaft verdächtig. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Romea irgendetwas einreden zu wollen, war in etwa so aussichtsreich, wie an einem Strand alle Sandkörner zählen zu wollen. Aber ich konnte sie doch nicht ins offene Messer der Hölle rennen lassen. Ich wollte Romea auf keinen Fall verlieren. In diesem Leben nicht. Und im nächsten auch nicht. Und schon gar nicht an die Hölle. Das Dumme war, dass wir uns neuerdings ständig zankten. Ich wollte das eigentlich nicht, aber irgendwas stand plötzlich zwischen uns. Und dann noch das Generve mit Murat und Romea. Ständig droschen sie verbal aufeinander ein. Ein Albtraum. Romea schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, Murat aus meiner Wohnung zu ekeln, und Murat reizte sie bis aufs Blut, damit er dann hinterher sagen konnte: »Alter, in was für einer Welt leben wir eigentlich, in der die Weiber die Männer schlagen?! Kannst du mal bitte dein Frauchen ein wenig an die Kette legen?«
    Und ich, ich wollte nur weg. Ganz weit weg. Und manchmal, wenn die beiden sich stritten, rollte ich meinen Teppich aus, den Murat mir geschenkt hatte, und betete. Dafür, dass Romea wenigstens ein Mal das Gebet sprechen würde und dass Romea und Murat sich irgendwann nicht mehr bekriegen würden.
    Gerade versuchte ich auch wieder, mich zu sammeln, als in der Küche irgendwas an der Wand zerschellte. Die beiden waren wieder auf Hochtouren. Ich reinigte meine Gedanken und konzentrierte mich ganz auf Allah, da flog die Tür auf und Romea kam herein. Als sie mich auf dem Teppich sah, verdrehte sie die Augen, warf sich wortlos aufs Sofa und blätterte demonstrativ gelangweilt in einer meiner Musikzeitschriften. Ich gab es auf zu beten und setzte mich neben sie. Romea ignorierte mich und blätterte die nächste Seite um. Ich stupste sie in die Kniekehlen.
    »Hör auf, Mann!«
    Und dann ließ ich es raus: »Wir verlieren uns, Seeungeheuer!«, sagte ich mit belegter Stimme.
    Romea warf die Zeitschrift achtlos zurück auf meinen Schreibtisch. »Ja, wir sind wie ein Stück Eis, das in zwei Schollen zerbrochen ist, die nun langsam, ganz langsam, aber unaufhaltsam auseinandertreiben«, sagte sie und sah mich traurig an.
    »Können wir denn gar nichts dagegen tun?«, fragte ich sie leise.
    Romea zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht, wenn du Murat rauswirfst.«
    »Hör mal, Süße. Ich kann Murat nicht rauswerfen. Ohne ihn könnte ich mir die Miete gar nicht leisten. Und … ich will es auch nicht. Ich … ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Murat – er hat etwas gefunden, das auch mir Halt gibt.«
    Romea schwieg. Nach einer langen Pause sagte sie: »Es ist das Ding mit dem Islam, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    Romea drehte sich um und legte ihren Kopf in meinen Schoß, ergriff meine Hand und spielte mit meinen Fingern. Schließlich sagte sie: »Ich sehe auch keinen Sinn in dem, wie ich lebe, wenn ich ehrlich bin. Ich hab keine Lust mehr auf dieses Hamsterrad, das sie Leben nennen. Aber deswegen musst du

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