Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Teppich kehren zu können?«, wollte Sina wissen.
»Ja. Und zu Recht. Nie wieder habe ich von dieser Bombe gehört. Ich habe sie ganz und gar vergessen können, im Laufe der Jahre jede Erinnerung daran ausradiert.«
Sinas Stimme klang aggressiv: »Ist die Rakete aufzuhalten? Koenig! Ist dieses Ungetüm irgendwie zu stoppen?«
»Ich …« Koenig vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich weiß es nicht.«
Gabriele starrte ihn ratlos an. Auch Sina war ratlos und vor allem mit ihrer Geduld am Ende. »Was sagen Sie da?«
Koenig seufzte. »Ich weiß es nicht«
Sina hörte ihn wimmern. Ein gebrochener Mann, dachte sie sich. Eben noch war er stark, strotzte vor Wissen über die Rakete, erinnerte sich an jedes Detail aus jener Zeit. Und nun, Sekunden später, zurückgeholt in die Realität, war er nur noch ein Häuflein Elend.
»Was soll das heißen? Sie wissen es nicht? Damit kommen Sie nicht durch, Koenig!«, wies Sina ihn zurecht.
»Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Wir haben das A10 so konstruiert, dass es nach dem Start quasi auf sich allein gestellt war. Unverwundbar. Nicht mehr zu stoppen. Wozu auch? Was gab es für einen Grund, eine Selbstzerstörung oder Ähnliches einzubauen? Eine Bombe, die einmal aus dem Flugzeugschacht gefallen ist, kann man schließlich auch nicht mehr einfangen«, bemühte sich Koenig zu erklären.
Sina und Gabriele wechselten hektische Blicke. »Wir dürfen keine Zeit verlieren!«, drängte Sina ungeduldig. Scharf ging sie Koenig ein weiteres Mal an: »Machen Sie endlich den Mund auf! Irgendeine Lösung muss es geben! Denken Sie nach: Jemand hat das A10 wieder in Betrieb gesetzt. Von der Erde aus. Das beweist, dass man es erreichen können muss . Dass man es eventuell umlenken kann. Sagen Sie endlich: Wie kommen wir da ran?«
Koenig überlegte krampfhaft. »Na schön, es gab zwar einen kleinen Empfänger an Bord. Für etwaige Kurskorrekturen. Aber der war nur für die Startphase gedacht. Über den Empfänger waren lediglich einfachste Befehle zu übermitteln. Später, wenn die Umlaufbahn erreicht war, hätte die Flugbahn bloß geringfügig beeinträchtigt werden können. Wenn überhaupt, denn unsere Sender waren für so große Entfernungen gar nicht ausgelegt.« Koenigs Augen waren trübe und rot unterlaufen, als er sagte: »Es ist aussichtslos.«
Gabriele trat näher und legte beschwichtigend ihre Hand auf Koenigs Schulter. Der quittierte das mit einem dankbaren, wenn auch müden Lächeln. Sie sprach milde auf ihn ein: »Jede Minute, die wir untätig herumsitzen, lässt das Verhängnis näher rücken. Denken Sie noch einmal genau nach: Gibt es etwas, das Sie übersehen haben könnten? Eine andere Chance, diese Rakete aufzuhalten?«
Koenig hielt sein Gesicht bedeckt. Sina wollte ihn rütteln, wurde aber von Gabriele zurückgehalten. Eine gefühlte Ewigkeit verstrich, bevor sein blasses Gesicht mit den geröteten Augen wieder auftauchte. Heiser flüsternd brachte er verzweifelt hervor: »Schrecklich! Ein Albtraum.«
Sina konnte ihre Wut nicht länger zügeln: »Koenig! Können Sie helfen? Dann tun Sie es endlich!«
Wieder verstrich kostbare Zeit, in der sich Sina nur zurückhalten konnte, weil Gabriele sie energisch am Arm gepackt hielt.
Und plötzlich, als wäre er aus seinem Albtraum erwacht, gewann Koenig die Fassung zurück.
Wie ein Chamäleon, durchfuhr es Sina. Noch nie hatte sie einen Menschen kennengelernt, der in kürzester Zeit derartige Stimmungswechsel vollzog. Das Gesicht des alten Mannes wirkte wieder gut durchblutet, die Wangen waren rosa. Sina kam es beinahe so vor, als wäre ein zartes Lächeln über seine Lippen gehuscht. »Hat bei Ihnen endlich ein Geistesblitz eingeschlagen, oder warum blühen Sie auf einmal so auf?«, wollte Sina sofort wissen.
Koenig wirkte irritiert. »Ich blühe auf? Sicher nicht, junge Frau. Das heißt …« Seine Lippen umspielte erneut ein Lächeln.
Diesmal war sich Sina sicher, dass sie sich nicht täuschte. Nein, eindeutig: Koenig lächelte.
In ruhigem Tonfall setzte er fort: »Vielleicht haben Sie sogar recht. Aufblühen mag der richtige Ausdruck sein.«
»Was faseln Sie da? Wenn Sie eine Idee haben, dann raus damit!«
»Oh, nicht so schnell, meine Dame. Diese Nachricht von dem A10 hat mich sehr mitgenommen. Ich bin ein alter Mann. Verzeihen Sie.« Mit diesen Worten wandte er sich ab. »Ich will sehen, was ich machen kann«, sagte er und ging zu einer Tür am hinteren Ende des Büros.
»Moment, Moment, Koenig. Was ist
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