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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Aufgabe, bei ihnen vorbeizuschauen. Zu sehen, wie die Arbeit voranging.«
    »Vom wem spricht er?«, fragte Gabriele dazwischen.
    »Still!«
    »Es waren Tausende.« Ein Seufzen war zu hören. »Elende Gestalten. Blass wie der Tod – und diese Augen – da war kein Leben mehr in diesen Augen. Kein Leuchten. Ihre Augen drückten keinerlei Gefühle aus. Keine Trauer. Keine Angst. Nicht einmal Wut.« Koenig schluckte schwer. Seine Stimme klang blechern: »Die Häftlinge mussten Tag und Nacht schuften. In 60 Meter tiefen Stollen. Das Tageslicht haben sie kaum zu Gesicht bekommen. Viele von ihnen nie wieder.«
    »Was redet er da? Mein Gott!«, entfuhr es Gabriele.
    »Wie Sie es ja richtig formuliert haben: Wir haben sie wie Sklaven gehalten. Nein, schlimmer noch: Sklaven blieben für ihre Herren immer noch Menschen. Aber die Zwangsarbeiter waren für uns nicht mal so viel wert wie Tiere. Bei den Sprengungen zur Erweiterung der unterirdischen Produktionsanlagen sind etliche von ihnen umgekommen. Wir haben es nicht für nötig gehalten, sie vorher durch Hupsignale zu warnen. Der Dora Mittelbau im Harz war für Juden, Russen und alle anderen, die wir für unsere Zwecke missbraucht haben, ein Synonym für die Hölle.«
    Gabriele verlor für Augenblicke die Straße aus den Augen und musste das Steuer herumreißen, um nicht gegen eine Leitplanke zu donnern.
    »Am 11. April kamen die Amerikaner. Sie haben Berge von Leichen gefunden, kaum Überlebende. Wir versuchten in den letzten Stunden, alle Spuren zu verwischen. Einige 100 haben wir vorher in Scheunen treiben können. Wir haben sie verbrannt. Bei – bei lebendigem Leibe.«
    »Mein Gott, mein Gott, mein Gott …« Gabriele bremste ab und fuhr rechts ran.
    »Ob wir, die Entwickler der ersten Raketen, die Wegbereiter der Mondlandung, ob wir Kriegsverbrecher waren? Ich habe mich lange um eine Antwort gedrückt.«
    Die Bandaufzeichnung endete an dieser Stelle.

52
    Der VW-Kastenwagen stand direkt neben einer Telefonzelle auf einer Straße inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Digitaluhr rechts neben dem Lenkrad des Bullis zeigte 15.30 Uhr an.
    Sina zerrte einen Notizzettel aus ihrer Hosentasche und faltete ihn auseinander. »Also, ich habe alles genau mitgeschrieben, was dein Bruder gesagt hat. Er war übrigens ziemlich ungehalten darüber, dass du nicht selbst am Apparat warst, sondern mich vorgeschickt hast.«
    »Meine Güte, Sina, diesen Blödmann hätte ich einfach nicht ertragen. Nicht nach all dem, was wir durchgemacht haben!«, platzte es aus Gabriele heraus.
    »Schon gut, schon gut. Reg dich ab. Vor mir brauchst du dich deshalb nicht zu rechtfertigen.«
    Gabriele gab missmutig einen Grunzton von sich. »Hat er denn überhaupt etwas Wesentliches herausbekommen können, mein Friedhelm?« In Gabrieles Stimme klangen starke Zweifel. »Kann er uns etwas Näheres sagen über die Nutzlast, über die«, sie musste schlucken, »über die Atombombe?«
    »Nein. Nichts. Von einer Kernwaffe ahnt er nichts.«
    »Also war’s doch umsonst, ihn einzuschalten. Habe ich mir ja gleich gedacht«, gab Gabriele abfällig von sich.
    »Nicht ganz. Friedhelm hat die Sache durchaus ernst genommen – auch wenn es erst nicht danach aussah.«
    Gabriele blickte verwundert auf. »Ehrlich? Und was soll dabei rausgekommen sein?«
    Sina legte die Stirn in Falten. »Dass wir es noch schwerer haben werden als erwartet.«
    »Wie meint er das?« Man merkte Gabriele noch immer deutlich an, dass sie von der Güte der Informationen ihres Bruders nicht überzeugt war.
    »Unsere Rakete ohne Hilfe der Fremden anzupeilen ist so gut wie unmöglich.«
    »Wieso? Ich meine: Wenn du tatsächlich noch einmal Zugriff auf diesen Computer kriegst, sollte es doch möglich sein. So viele von diesen Raketen schwirren da oben ja beileibe nicht rum.«
    »Das denkst du«, winkte Sina ab und erklärte: »Friedhelm ist bei seinen Erkundigungen auf einen ganzen Sack voller alter Flugkörper gestoßen, die wie unser A10 um die Erde trudeln. Über unseren Köpfen wimmelt es nur so von kosmischem Müll, Gabi! Die Überreste ausgebrannter Raketenstufen, längst abgeschriebene Satelliten und Abfall aus Raumstationen.«
    »Aber das ist doch Unsinn.« Gabriele spielte ungeduldig mit dem bronzenen Anhänger an ihrem Autoschlüsselbund, mit dem Miniatur-Buddha. »Nichts bleibt ewig dort oben. Dieser Raummüll verglüht in der Atmosphäre. Jedes Kind weiß das.«
    »Ach Gabilein, kannst du naiv sein!« Sina nahm sich ihren

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