Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
Ehepaar war Gabriele auf Anhieb sympathisch. Dankbar nahm sie einen tiefen Schluck aus der Tasse. »Sagen Sie: Attackiert Ihr Opa Bernhard eigentlich öfter Touristen?«
    Der Mann lief rot an. »Oh, das ist nicht unser Opa Bernhard. Das ist nur der Name, unter dem ihn das ganze Dorf kennt«, erklärte er sichtlich verlegen.
    Gabi war das peinlich: »Entschuldigen Sie bitte, so habe ich das nicht gemeint. Es ist mir klar, dass Sie mit diesem Unmenschen nicht verwandt sind.«
    Die Frau widersprach: »Opa Bernhard ist kein Unmensch, nur etwas absonderlich. Aber wirklich getan hat er bislang niemandem etwas.«
    »Nein?« Gabi rieb sich ihr schmerzendes Knie, das sich inzwischen sogar bläulich verfärbt hatte: »Dann möchte ich lieber nicht in der Nähe sein, wenn er jemandem wirklich etwas tun will«, sagte sie bitter.
    Der junge Mann, sichtlich um eine Wiedergutmachung bemüht, zog Gabi schnell einen Stuhl heran: »Setzen Sie sich, vielleicht geht es Ihnen dann besser. Sie dürfen nicht denken, dass so was öfter vorkommt. Normalerweise ist Opa Bernhard recht friedlich. Er kommt hier alle Tage rein, lässt für 20 Pfennige Fotokopien von immer den gleichen uralten Gasrechnungen machen und redet jedes Mal eine halbe Stunde auf mich ein. Ich glaube, er sucht nur ein wenig Unterhaltung. Das ist alles, was er will.«
    Gabi gab sich damit nicht zufrieden: »Das war es eigentlich auch, was ich wollte. Allerdings keine Unterhaltung, die mit Beleidigungen gespickt ist. Was genau für einen Job hatte man diesem Typen denn anvertraut? Kann ja nichts Weltbewegendes gewesen sein.«
    Die Antwort traf Gabriele wie ein Schlag: »Er war Wachmann auf dem Gelände des früheren Raketenforschungszentrums hier auf der Insel«, erklärte der Schreibwarenhändler mit unschuldiger Miene. »Opa Bernhard hat da unter den Nazis gearbeitet, später dann ist er wegen seiner guten Ortskenntnisse von den Russen und schließlich von der NVA übernommen worden.«
    Seine Frau ergänzte: »Opa Bernhard hat mehr Zeit seines Lebens zwischen den Ruinen der Raketenbasen zugebracht als bei sich zu Hause. Er kennt dort jeden Winkel und hat mehr Ahnung von der Geschichte dieser Insel als irgendjemand anderes.«
    Gabriele musterte das Paar ungläubig. Dann schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ich Idiotin! Ich verdammte Idiotin!« Die Gesichtszüge des Verkäufers bildeten ein einziges Fragezeichen. Auch seine Frau war verwirrt. Gabriele stand auf, ging eiligst zur Tür. »Vielen Dank für den Kaffee. Sie haben mir sehr geholfen.« Kurz vor der Tür hielt sie inne und fragte: »Wohin muss ich gehen, um Opa Bernhard zu finden?«

15
    »Was? Ein unrasierter, schludriger Opa, der mit einem Einkaufswagen durch die Gegend rollt und harmlose Touristen terrorisiert, den soll ich mit dir zusammen besuchen? Das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch, ist es.« Gabriele hatte Sina nur zwei Straßen weiter an einem Kiosk getroffen. Sie unterhielt sich angeregt mit der Kioskbesitzerin und zeigte ausgesprochen wenig Verständnis dafür, dass Gabriele sie so einfach aus ihrem Gespräch riss. Aber Gabi hatte offenbar guten Grund für ihr Drängen. »Sina, wir haben genau den Mann gefunden, den wir gesucht haben.«
    Sina verzog den Mund. »Bis vor zwei Sekunden habe ich nicht einmal gewusst, dass wir überhaupt einen Mann suchen. Und nun erzählst du mir, dass wir ihn gefunden haben? Was soll das, wozu brauchen wir diesen durchgedrehten Opa?«
    Gabriele zog sie von dem Kiosk weg, denn die Zeitungsverkäuferin spitzte schon die Ohren. »Wir brauchen diesen Opa, weil er uns eine Menge Arbeit ersparen kann. Wir würden wahrscheinlich noch Tage benötigen, um das Terrain so weit einzugrenzen, dass wir uns gezielt auf die Suche nach dem Bunker machen können. Aber er –«, Gabi juchzte. »Er kann uns womöglich sofort sagen, wo wir zu suchen haben.«
    »Wenn er mitspielt. Deine Schilderung seines Charakters spricht nicht wirklich dafür. Lieber wird er uns beide mit seinem Einkaufswagen über den Haufen fahren, bevor er sein Wissen mit uns teilt. Und außerdem …«
    »Außerdem?«
    »Außerdem sollte unsere Suche doch geheim bleiben. Wie soll sie das, wenn wir diesen Opa einweihen müssen?«
    Gabi setzte ein überlegenes Lächeln auf. »Lass das mal meine Sorge sein. Notfalls lüge ich wie gedruckt, um einen Mann an der Nase herumzuführen.«
    Wenig später erreichten sie einen armseligen Straßenzug an der Peripherie des Ortes. Die Häuser, allesamt klein und geduckt,

Weitere Kostenlose Bücher