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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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dann kommt das einer Sensation gleich! Die Kunsthistoriker müssen völlig umdenken. Wir sind einer ganz großen Sache auf der Spur.«
    »Irgendwo habe ich das schon mal gehört«, murmelte Sina müde. »Dauernd erzählst du mir von irgendwelchen heißen Spuren, die sich dann höchstens als lauwarm entpuppen.«
    Gabi ließ sich nicht stören: »Das ist die Chance meines Lebens! Ich kann mir richtig ausmalen, was für ein dummes Gesicht diese elitäre Clique von sogenannten Experten machen wird, wenn ich die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit auf den Tisch lege«, schwärmte Gabi verzückt weiter.
    »Unsere.«
    Gabi war irritiert. »Wie – ›unsere‹?«
    Sina verzog verstimmt den Mund: » Unsere Forschungsarbeit. Immerhin bin ich auch noch da!«
    Das holte Gabriele auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie klappte den Kunstband zu. »Ende der Vorlesung. Du machst am besten gleich deine hübschen Äuglein zu und schläfst. Morgen wird ein anstrengender Tag. Ich blättere noch ein wenig in den Fremdenverkehrsbroschüren.« Gabi ging ums Bett herum, griff sich die Faltblätter von Sinas Nachttisch und schaltete das Deckenlicht aus. Sie streckte sich genüsslich und ließ ihre verkrampften Schultern kreisen. Mit einem wohligen »Mmh« ließ sie sich neben Sina ins Bett fallen. Als sie ihre Leselampe anknipsen wollte, gab auch die zweite Birne mit einem scharfen Zischen ihren Geist auf. »Scheiß-Ostlampen!«

13
    Sina warf sich hin und her. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Bettdecke war zerwühlt, das Laken hatte sie bis aufs Fußende zurückgetreten. Sie träumte schlecht in dieser Nacht. Düstere Bilder von unterirdischen Gängen jagten ihr durch den Kopf. Sie sah sich mit einer Taschenlampe durch steinerne Irrgärten hasten. Neben ihr ging Gabriele mit einem ungewöhnlich besorgten Gesichtsausdruck. Gabriele mahnte zur Eile. Beide hetzten durch die scheinbar endlosen Stollen. Es war feucht, klamm, gespenstisch. Dann diese tiefen Männerstimmen. Sie kamen von überall. Und diese unheimlichen Schatten! Sina fühlte sich hilflos, allein. Dazu kam ein beklemmender Anflug von Angst, den sie auch in Gabis Augen lesen konnte. Sie fühlte sich auf einmal für ihre Freundin verantwortlich. Ausgerechnet Sina, die sich sonst eher wie die wohlbehütete Tochter der starken Gabriele vorkam. Wenn, dann war es Gabriele, die Sina beschützt. Aber umgekehrt?
    Die Stimmen wurden immer lauter. Sina zog Gabi am Arm in eine dunkle Ecke. Die unheimlichen Schatten huschten an ihnen vorbei. Offenbar hatte Sina die Verfolger abgehängt. Sie atmete auf. Doch was war das? Gabriele drängte sich näher an Sina heran – sie zitterte am ganzen Leib. Einer der Schatten kehrte schlagartig um und bewegte sich langsam auf das Versteck der Frauen zu. Gabi begann hektisch zu atmen. Sina gab ihr zu verstehen, still zu sein. Der Schatten wurde immer größer. Gabriele hechelte. »Ruhig«, flüsterte Sina. Doch Gabrieles angsterfülltes Atmen wurde immer heftiger. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Gabrieles Röcheln hallte im Gang wider. Keiner konnte es mehr überhören. Der Schatten nahm eine bedrohliche Größe an, er bewegte sich kaum noch. Dann war alles dunkel. Gabriele verstummte urplötzlich. – Sina konnte sie nicht mehr an ihrer Seite spüren. Sekundenlang geschah gar nichts, absolute Stille und völlige Finsternis umgaben sie. Plötzlich ein kalter Hauch, der Sinas Haut streifte. Dann sah sie es: das Gesicht. Weiß, schemenhaft wie eine Fratze. Eine grinsende Grimasse, die in ein hysterisches Lachen verfiel: das Lachen einer Frau.
    Sina fuhr auf. »Ich bin wach, ich bin wach!«, machte sie sich klar. Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Mein Gott, was für ein Albtraum!« Sie streifte ihre Badelatschen über und schlurfte ins Bad. Den Becher Wasser stürzte sie in einem Zug herunter. Als sie sich im Spiegel sah, erschrak sie. Die Geister, die ihr im Schlaf durch den Kopf gespukt waren, hatten sie sichtlich in Mitleidenschaft gezogen.
    Sie glättete das völlig verrutschte Laken und zog ihr zerwühltes Bettzeug zurecht. Missmutig legte sie sich wieder hin. »Gerade mal drei Uhr«, ärgerte sie sich leise.
    »Ich kann auch nicht schlafen«, wisperte es von der anderen Seite des Bettes.
    »Gabi? Bist du wach?«
    »Glaubst du etwa, dass ich bei deinem Herumgezappel und Gestöhne Ruhe finden konnte? Welchen deiner abgelegten Liebhaber hast du denn in deinen Träumen vernascht? So, wie es sich anhörte, wohl alle auf

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