Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
beinahe erreicht. Lautes Gelächter hallte ihnen entgegen. In der Gaststube der Pension schien eine Menge los zu sein. Und das bereits kurz nach 17 Uhr. Gabi kam wieder zur Sache: »Was glaubst du, was das für eine Sache sein mag, mit der der Alte hinterm Berg hält?«
Sina druckste. »Keine Ahnung. Hat sich nicht drauf eingelassen. Auf jeden Fall können wir ihn als Führer wohl vergessen.«
Gabi blieb stehen: »Was? Hast du ihn etwa gefragt, ob er uns übers Gelände führen kann? Spinnst du? Wenn der was ahnt!«
»Keine Bange. Der hat keinen Schimmer. Ganz so blöd bin ich nicht. War mir klar, dass ich bei dem nicht mit der Tür ins Haus fallen kann. Habe mich strikt an deine Anweisung gehalten: höchste Geheimhaltungsstufe. Erzählte ihm nur, dass uns diese Sache rein privat interessiert. Dass ich schon immer ein Raumfahrtfreak war und so. Aber es hat nicht gezogen.«
»Warum denn nicht? Hat er nicht wenigstens eine Andeutung gemacht?«
»Nein. Er hat bei diesem Punkt einfach wieder auf stur geschalten. Doch ich bin sicher, dass er die Eingänge zum Untergrund kennt, wenn es denn überhaupt noch welche gibt.«
Gabriele wirkte niedergeschlagen: »Tja, das klingt nicht so, als hätten wir den großen Durchbruch geschafft.«
Sina freute sich diebisch, als sie endlich mit ihrem Vorschlag rausrücken konnte: »Es sei denn, du spielst sein Spiel mit.«
»Du meinst doch nicht etwa?«
»Doch. Seiner großen Liebe wird er den Wunsch nach einer Geländebegehung kaum abschlagen.«
Auch das noch! Das hatte Gabriele noch gefehlt. Da sollte sie mit dem von ihr wohl meist gehassten Menschen im ganzen Dorf turteln. Gab es keinen anderen Weg? Sina hatte bereits wieder ihr breites Lächeln aufgesetzt. Sie genoss es, ihre Freundin in der Klemme zu sehen. Und noch dazu in einer so delikaten.
17
In der Gaststube war tatsächlich mächtig viel los. Die Freundinnen schoben sich nur widerwillig durch den übervollen Raum im Erdgeschoss ihrer Pension. Beißender Rauch hing in der Luft. Die Männer an der Theke und an den fünf Tischen im Raum glotzten, als würden sie das erste Mal in ihrem Leben weibliche Wesen sehen. Scheußlichste Kneipenatmosphäre. Gabriele und Sina sahen zu, dass sie schnell bis zum Tresen vordrangen. Die Wirtin begrüßte sie mit einem aufmunternden Nicken. »Auch ein Bierchen?«
Gabi und Sina schüttelten den Kopf. »Danke, nein«, meinte Gabriele.
»Jedenfalls nicht um diese Uhrzeit«, setzte Sina hinzu.
Die Wirtin nahm es kommentarlos zur Kenntnis, wies dann auf den einzigen freien Tisch in einer Ecke. »Sie können sich schon mal hinsetzen. Das Essen kommt gleich. Linseneintopf mit Speck. Ich hoffe, das ist Ihnen recht.« Die beiden Frauen dachten gar nicht daran zu widersprechen. Sie wollten sich den guten Kontakt zu ihrer Vermieterin auf jeden Fall warmhalten. Sie würden wohl kaum einen besseren Draht zu Land und Leuten bekommen als über die eigene Wirtin.
Beide wollten sich in Richtung ihres Tisches wenden, als der Hausherrin etwas einfiel. »Ach, hätte ich beinahe vergessen. Mein Sohn, der Bernhard – …«
»Oh nein, nicht noch ein Bernhard«, unterbrach sie Gabriele.
»Was?« Die Wirtin war irritiert.
»Schon gut. Also, was ist mit Ihrem Sohn?«
Die Wirtin zog skeptisch die linke Augenbraue hoch, bevor sie antwortete: »Der Bernhard hat vorhin einen Anruf für Sie entgegengenommen. Ein Herr aus Nürnberg. Er hat nach Ihnen verlangt, Frau Rubov.«
»Nach mir?«, fragte Sina überrascht.
»Ja, er wollte Sie sprechen. Hatte irgendetwas mit einem Hund zu tun. Er brauchte wohl Ihren Rat. War das Ihr Gatte, Frau Rubov?«
Sina fuhr sich nervös mit der Hand über den Mund. »Ja, das heißt: nein. Es war mein, äh, mein …« Hilfe suchend schaute sie zu Gabi.
Die sprang ihr bei: »Die beiden sind geschieden. Tragische Geschichte. Deshalb sind wir ja auch hier. Meine junge Freundin braucht ein wenig Ruhe, muss mal ausspannen. Diese Scheidung, die ganzen Rennereien zum Anwalt, das war alles zu viel für sie.« Sina staunte nicht schlecht über die fix erdachte Lügengeschichte ihrer Freundin. Was sie dann allerdings sagte, überspannte den Bogen: »Am besten ist es, Sie ignorieren diese Anrufe künftig. Meine Freundin kann derzeit keinen Kontakt zu ihrem Ex-Mann gebrauchen. Das schadet ihr nur.«
»Moment!«, protestierte Sina. »Natürlich will ich ihn sprechen, wenn er noch mal anruft. Wer weiß, was mit Tom los ist.« Die Wirtin verfolgte das Zwiegespräch wachsam.
»Du wirst ihn
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