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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hatten ihren letzten Putz wahrscheinlich Anfang der 40er Jahre gesehen. An vielen Stellen war er aufgeplatzt und legte schlampig gemauerte Wände frei. Auch die Dächer hatten eine Erneuerung dringend nötig; zersprungene Ziegel waren nie ersetzt worden. »Die Hausnummer sieben soll es sein, hat der nette Herr aus dem Bürogeschäft gesagt.« Gabi suchte vergeblich nach der besagten Nummer.
    Sina half: »Also die Fünf habe ich gefunden. Und hier, gleich dahinter, kommt die Neun.«
    Gabi machte einen kleinen Weg zwischen den beiden Häusern aus. »Dann muss die Sieben genau dazwischen liegen. Wohl am Ende von diesem Stichweg. Komm!«
    Wenige Meter weiter erwartete sie ein noch trostloserer Anblick: ein windschiefes Haus. Schmal, klein, grau. Die ›7‹ hing, ebenfalls schief, neben einer verrosteten Klingel. »Na dann versuchen wir unser Glück.« Gabi hatte kaum den Klingelknopf gedrückt, da wurde die Tür aufgerissen.
    Der alte Mann, diesmal am Stock, stand den Frauen grinsend gegenüber. »Oha! Hätte ich mir denken können, dass Sie mir folgen, um sich zu entschuldigen.«
    Gabi schnappte nach Luft. »Also, um, äh, um eine Entschuldigung geht es eigentlich nicht.«
    Der Mann schob die Tür bis auf einen schmalen Spalt zu. »Dann weiß ich nicht, was Sie hier verloren haben. Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen!«
    »Land gewinnen?«
    »Er meint, wir sollen verduften«, erklärte Sina.
    Gabi stemmte sich gegen die Tür. »Nein, nein, Opa Bernhard. So schnell sind Sie uns nicht los.«
    »Bin ich doch.« Ehe sich Gabi versah, ließ ihr Gegenüber seinen Stock an ihr Bein knallen. Genau an die Stelle, wo ihr bereits der Einkaufswagen einen dicken blauen Fleck vermachte.
    Gabi verkniff sich einen Aufschrei, bemühte sich sogar um ein Lächeln: »Mein lieber Herr. Wissen Sie nicht, dass man Damen gegenüber eine gewisse Höflichkeit walten lassen sollte?«
    Der alte Mann kratzte sich an seinem weit zurückliegenden Haaransatz. »Damen gegenüber ja.«
    Gabi war misstrauisch: »Bin ich für Sie denn keine Dame?«
    »Für meinen Geschmack sind Sie eine profilneurotische überdrehte Spinatwachtel.«
    Sina konnte nicht an sich halten: »Nicht schlecht. Woher kennt er dich so gut?«
    »Ich gewinne allmählich den Eindruck, der Kerl ist gerissener, als ich gedacht habe«, zischte Gabi.
    Opa Bernhard schien das entbrennende Wortgefecht zu gefallen. Er lehnte sich in den Türrahmen und stellte sich offenbar auf einen längeren Disput ein. Gabi wagte einen neuen Vorstoß: »Nehmen Sie das zurück! Immerhin wollten Sie mich vorhin noch zur Frau haben, da können Sie mich nicht so verletzen.«
    Sina sah verblüfft auf: »Was? Er wollte dich…«
    »Still!«, bestimmte Gabi.
    Opa Bernhard kratzte sich abermals am Kopf: »Als ich Ihnen den Antrag gemacht habe, hatte ich ja noch nicht Ihre vielen Schwächen bemerkt.«
    »Schwächen?«, brauste Gabi auf.
    »Ja. Ich habe mich von ihrer Haarpracht blenden lassen. Und von Ihren schönen Funkelaugen. Hab aber nicht bemerkt, wie stämmig Sie gebaut sind. Ich ziehe schlankere Frauen vor. Ihre Freundin zum Beispiel.«
    Gabriele packte blitzschnell zu, hielt den verschrumpelten dünnen Hals des Alten fest in ihrer rechten Hand: »Vollschlank, ja. Aber nicht stämmig ! Das hat noch keiner zu mir gesagt.« Sina ging dazwischen und löste Gabis Griff.
    Der Alte stolperte erschrocken zwei Schritte zurück. »Hoppla! Was für ein Temperament! Was für ein Teufelsweib!«
    Gabriele fauchte: »Von diesem Temperament bekommen Sie gleich mehr zu spüren, als Ihnen recht ist!«
    Gabrieles Vorhaben schien aussichtslos. Am liebsten hätte sie das Handtuch geworfen und sich einen geeigneteren Informanten gesucht. Sina konnte diese Gedanken deutlich vom verkniffenen Gesichtsausdruck ihrer Freundin ablesen. Sie beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. »Gabi, kann ich dich kurz sprechen?«
    Opa Bernhard witterte eine neue Chance, seine Position auszubauen, und kam flink zwei Schritte näher: »Na, geben Sie etwa auf?«
    Gabis rechte Hand zuckte bereits wieder gefährlich, als Sina sie ein Stück beiseite führte. Der Alte verrenkte sich fast den Hals, um mitzubekommen, was da vor seinem Haus getuschelt wurde. Doch Sinas Flüstern war zu leise für seine schwachen Ohren: »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mit ihm rede.«
    Gabi war verwundert: »Du? Meinst du, du kommst besser mit ihm zurecht? Was, wenn er sich als Nächstes über deine Figur auslässt?«
    »Keine Sorge. Das werd ich

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