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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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nicht sprechen! Noch mehr Probleme sind das, was wir im Moment am wenigsten gebrauchen können, oder?«, zischte Gabriele.
    Sina plusterte sich auf: »Du hast wohl kaum das Recht, mir vorzuschreiben, wann und wie oft ich mit meinem Mann spreche.«
    »Ex-Mann, Sina!«
    »Pah! Und wenn schon. Auf jeden Fall lasse ich mich nicht von dir herumkommandieren.«
    Gabriele wollte sie vom Tresen wegziehen. Mit einem entschuldigenden Blick in Richtung Wirtin sagte sie: »Du bist in dieser Beziehung im Moment überempfindlich. Und ich will weiteren Schaden von dir abhalten.«
    Sina war fast am Platzen, als die Wirtin dem Disput plötzlich eine neue Wendung gab: »Er kommt hierher.« Die beiden Frauen starrten sie fragend an. »Der Herr meinte, dass er Sie besuchen möchte. Er kommt morgen mit dem Wagen. Hat auch ein Zimmer bestellt. Im gleichen Flur wie Ihres. Ich hoffe, es bereitet Ihnen keine größeren Unannehmlichkeiten, aber Bernhard konnte ja schließlich nicht ahnen – …«
    Sina war die erste, die sich gefasst hatte: »Schon gut, schon gut.« Sie gab Gabriele einen Stups und lotste sie an ihren Tisch.
    Beide waren wie geplättet. Ermattet ließen sie sich auf ihre Stühle fallen. »Erst zwei Bernhards und nun auch noch ein Klaus. Gerade momentan, wo wir Männer überhaupt nicht brauchen können«, stöhnte Sina.
    »Sag ich ja«, pflichtete ihr Gabriele bei. »Wir haben unsere Mission nicht mal ansatzweise begonnen und stecken längst bis zum Hals in Schwierigkeiten.« Beide schauten so niedergeschlagen, dass die Männer von der Skatrunde am Nachbartisch ihnen statt weiter lüsterne nun teilnahmsvolle Blicke zuwarfen. Eine Tatsache, die Sina und Gabriele nicht wirklich aufmunterte.
    Klaus käme also morgen. Und damit würde es den Frauen noch schwerer gemacht, ohne großes Aufsehen nach ihrem Bunker zu suchen. Bereits jetzt waren sie ja ganz offensichtlich Gesprächsthema Nummer eins im Dorf.
    Der Linseneintopf war besser als erwartet. Die deftige Hausmannskost stellte sich als das genau Richtige heraus, für die Verfassung, in der sich die beiden befanden. Doch der Missmut hatte sie schnell wieder eingeholt. Und er sollte sich am nächsten Morgen steigern.

18
    Die Nachricht traf sie wie ein Schlag. Die Wirtin erzählte es beim Frühstück. Diese stattliche Person, die so wirkte, als sei sie durch nichts zu erschüttern, kam den beiden plötzlich sehr zerbrechlich vor. Ihre roten Augen verrieten, dass sie geweint hatte. Sie klang wie verschnupft, als sie sagte: »Heute morgen hat man ihn gefunden. Es hat ihn mitten auf der Kreisstraße erwischt. Jemand muss ihn mit vollem Tempo erfasst haben. Sein Einkaufswagen war völlig zertrümmert. Keine Chance hatte er – unser lieber Opa Bernhard.« Eine dicke Träne rann der robusten Frau über die Wange. Hektisch zerrte sie ein großes Stofftaschentuch aus ihrer Kitteltasche und bemühte sich, die Trauer aus ihrem Gesicht zu wischen.
    »Wie konnte denn das passieren?«, fragte Sina betroffen.
    »Man rätselt noch. Es war Fahrerflucht. Das erzählt man sich wenigstens. Von dem Auto keine Spur. Aber es musste ja so kommen. Ich meine, Opa Bernhard hat gar nicht mehr so genau gewusst, wo er mit seinem Wagen entlangrollte, Bürgersteig oder Straße. Das war für ihn ein und dasselbe. Es war absehbar, dass es ihn irgendwann trifft. Armer Opa Bernhard.«
    Gabriele schob ihren Teller mit dem eben aufgeschnittenen Brötchen beiseite. »Verdammt!«, sagte sie, als die Wirtin zum Tresen zurückgegangen war. »Verdammt, verdammt, verdammt! Soviel Pech auf einmal ist ungerecht! Hätte sich dieser senile Trottel nicht einen Tag später überfahren lassen können? So nimmt er sein ganzes Wissen über unseren Bunker mit ins Grab. Verdammt!«
    Sina wies sie zurecht: »Ist das alles, woran du in so einem Moment denken kannst? Wir haben diesen Mann gekannt, Gabi! Er hatte sich sogar in dich verliebt.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, lass endlich diese Sentimentalitäten! Der Alte ist tot und damit absolut nutzlos für uns. Vergiss ihn.«
    Es fiel Sina schwer, mit der Gefühlskälte ihrer Freundin fertig zu werden. Meinte sie ihre pietätlosen Worte tatsächlich ernst? War das Schicksal des alten Mannes ihr wirklich so egal? Oder überspielte sie nur die eigene Betroffenheit?
    Gabrieles nächstes Handeln sprach dagegen: Sie zog den Teller zu sich heran, belegte das Brötchen mit dicken Salami-Scheiben und biss herzhaft hinein. »Los, Sina, greif zu. Wir haben heute ein volles

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