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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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versuchen, bei den Luft- und Raumfahrtleuten noch einen anderen alten V2-Wissenschaftler aufzutreiben«, begründete Sina mit einer Spur Trotz. »Ich meine – wenn er schon mal da ist.«
    »Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt einen dieser Wissenschaftler haben.« Mit diesen Worten zerrte Gabriele ihre Freundin aus der Zelle und trat selbst ein. Sie warf eine Mark in den Schlitz, wählt die 01188.
    »Ich hätte es auch klein gehabt«, erwiderte Sina, die in der halb geöffneten Tür wartete.
    Gabriele winkte ab. »Hallo? Ja, ich brauche eine Nummer in Hamburg. Die Firma Bax. Oder Bax-Chemie, gekoppelt. – Ja, mh. Ja, ich schreibe mit.«
    Sina nahm den Wagen zunächst gar nicht wahr: ein dunkler 3er BMW. Älteres Baujahr. Er fuhr langsam an der Telefonzelle vorbei und drehte in Höhe des Museumseingangs. Der Wagen kam zurück, nur noch im Schritttempo.
    »… 7 … 8 … 6 und die 4. Ja, vielen Dank.« Gabriele legte auf und kramte nach dem nächsten Geldstück in ihrem Portemonnaie.
    »Hier, nimm ’nen Fünfer von mir. Diesmal schlägst du mein Angebot vielleicht mal nicht aus«, sagte Sina schnippisch und reichte ihr die Münze.
    Der Wagen blieb stehen. Jemand kurbelte die Scheibe der Beifahrertür herunter.
    Gabriele tippte die Hamburger Nummer ein.
    »Entschuldigen Sie!« Ein Mann beugte sich aus dem BMW und schaut Sina auffordernd an.
    »Ja? Äh, was gibt’s denn?« Sina war irritiert.
    Der Mann in dem Wagen hatte einen verschlagenen Gesichtsausdruck. Fettiges Haar, stechende Augen. Niemand, mit dem Sina spontan einen Kneipenbummel unternommen hätte. »Kennen Sie sich aus? Wohnen Sie in die Stadt?«
    Gebrochenes Deutsch. Sina tippt bei dem Akzent des Mannes auf Polen. »Naja, ein bisschen.«
    Gabriele tippte die letzte Zahl ein. Es knackte zweimal, dann ertönte das Freizeichen.
    »Wir machen Urlaub hier. Können Sie sagen, wo wir uns amüsieren können? Spaß haben?«, holte der Mann aus. Der Fahrer des Wagens spielte mit dem Gaspedal.
    Sina wurde nervös. Das hatte ihr noch gefehlt. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits würde sie Gabriele gern zuhören. Anderseits wollte sie den Fremden nicht vor den Kopf stoßen. Denn womöglich würde sie ihn verärgern und sich vielleicht verdächtig machen. Das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. »So gut kenne ich mich auch nicht aus.«
    »Es ist wenig los in die Stadt. Wir suchen Spaß«, sagte der Mann mit drängendem Unterton.
    Sina stockte der Atem. War es vielleicht gar kein polnischer Akzent, den sie herauszuhören glaubte? War es nicht doch eher russisch? Sina spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Sie fühlte sich mit einem Mal wieder so gefangen wie in dem Bunker. Wer war dieser Mann? Sina gab sich einen Ruck. Sie trat einen Schritt vor und beugte sich herunter, um die anderen Insassen zu erkennen. Aber im Wagen war es zu dunkel. Das Heckfenster und die hinteren Seitenscheiben waren mit Folie überklebt. ›Bumsfolie‹, wie Sina sie sonst immer scherzhaft nannte. Instinktiv entschied sie sich für eine Lüge: »Spaß? Da sind Sie bei uns leider an der völlig falschen Adresse. Wissen Sie: Meine, äh, Mutter.« Sina deutete hinter sich in die Zelle. »Also meine Mutter hier und ich sind bei Verwandten zu Besuch. Mit den Touristen auf der Insel haben wir nichts am Hut. Und erst recht nichts mit irgendwelchen Amüsements.« Sie zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln.
    Der BMW-Fahrer spielte erneut mit dem Gas und der Motor heulte auf. »Danke trotz dessen.« Der Mann mit dem Schmierhaar grinste Sina anzüglich an. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Wir dann zusammen Spaß haben. Amüsieren. Ha! Amüsieren!« Der Fahrer ließ die Kupplung kommen und setzte den BMW ruckartig in Bewegung.
    Sina sah dem Wagen verwundert nach. Sie war verwirrt. Verwirrt und eingeschüchtert. Waren das wirklich nur irgendwelche Osteuropäer auf der Suche nach einem schnellen Vergnügen? Oder war das eine Finte – ein Trick, um Sina in ein Gespräch zu verwickeln? Sina fragte sich, ob die Männer in dem BMW auf ihrer Spur waren. Ob sie es waren, die die Anlage im Bunker installiert hatten. Der Dialekt, das finstere Aussehen – waren das nicht alarmierende Zeichen? Sina spürte, wie ihr die Schweißperlen auf der Stirn standen.
    »Ach, verdammt!«, sagte Sina laut vor sich hin. Sie fuhr sich mit einer energischen Bewegung über die Stirn und wischte den Angstschweiß weg. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Sie hatte einfach zu viele schlechte Krimis

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