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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Aber erstens war es bis vor Kurzem ja Gabriele, die die ganze Sache auf die lange Bank schieben wollte. Und zweitens war Sina durch Klaus’ Informationen ein ganzes Stück schlauer geworden. »Spiel ruhig die beleidigte Leberwurst! Aber glaub nicht, dass du mit dem Gesicht an Koenig rankommst«, provozierte Sina.
    Noch immer kam keine Reaktion von Gabriele.
    Sina lehnte sich zurück. Sollte Gabriele doch bocken! Sina wollte sich deswegen jedenfalls nicht länger den Kopf zerbrechen. Lieber dachte sie noch einmal in Ruhe über das Gespräch mit Klaus nach.
    »Die Rumgurkerei hätte ich mir sparen können«, hatte er am Handy zu Sina gesagt. In einem Ton, der an Schnoddrigkeit kaum zu überbieten war. »Meine Freunde, die Jungs von der Raumfahrtforschung, haben mich stante pede ins Museum geschickt. Denn da und nur da gehöre die V2 hin. Das haben sie bereits gesagt, als ich mich telefonisch bei ihnen ankündigen wollte. Sie selbst hatten mit dem ollen Rostzylinder nichts am Hut. Sagten sie jedenfalls. Was macht Klausi also? Er geht ins Museum. Ins Deutsche Museum, um genau zu sein. Und auch das hätte ich mir sparen können. Denn da steht zwar eine V2, schön zurechtgemacht und fein säuberlich schwarz-weiß-kariert angepinselt. Aber die ganzen Facts, die wirklich wichtigen Infos für dich, die kannste dir viel simpler beschaffen. Dazu brauchste nicht ins Museum. Dafür musst du nicht mal nach München kurven. Die kannst du über den Computer abrufen. Ganz einfach. Von Zuhause aus mit dem PC. Die gibt’s nämlich auf Diskette. Mit allen Einzelheiten und jedem perversen Detail über diese Feuer speienden Killer.«
    Ja, das waren die Ergebnisse von seiner Recherche. Nicht gerade umwerfend. Das musste Sina zugeben. Aber besser als gar nichts. Immerhin hatte sich Klaus bemüht. Er war sofort nach ihrem ersten Gespräch aufgebrochen, hatte vom Auto aus Kontakt zu den DASA-Leuten aufgenommen, um dann direkt das Deutsche Museum aufzusuchen. Das war ein Engagement, das Sina von ihrem Klaus lange nicht mehr gewohnt war.
    Und er hatte sich diese Diskette besorgt. Im Museumsshop hatte er sie gekauft. Klaus wollte sich sofort wieder ins Auto setzen. »Ich fahr raus nach Germering«, hatte er gesagt, und Sina dann aus der Leitung geworfen. Aber Sina brauchte nicht groß nachzufragen, was er in diesem Münchner Außenbezirk wollte. Sie wusste, wer dort wohnte: Sonja. Das Biest! Sonja, die Frau, die Klaus den Kopf verdreht hatte. Aber Sina wusste auch, dass Sonja in dieser einen, ganz bestimmten Situation von unschätzbarem Wert für sie war. Denn, das hatte Sina bei Klaus’ Schwärmereien erfahren, Sonja stand auf Computerspiele. Sonja hatte ein 51/4-Zoll-Laufwerk, das Disketten mit bis zu 720 Kilobyte lesen konnte.
    »Ich habe mit ihm telefoniert«, riss Gabriele Sina aus ihren Gedanken.
    Sina wusste nicht, auf wen Gabriele anspielte und zuckte deshalb nur fragend mit den Schultern.
    Gabriele bog ins Industrieviertel ab. »Ich meine: Ehe du dir weiter den Kopf zerbrichst oder dir irgendwelche überflüssigen Vorwürfe machst, dass du mal wieder was falsch gemacht haben könntest und ich deshalb sauer bin, sag ich es lieber ganz deutlich: Als du mit Klaus gesprochen hast, habe ich meine Hände nicht untätig in den Schoß gelegt, wie du vielleicht annimmst.«
    Sina mochte widersprechen: »Das habe ich nie behauptet.«
    »Aber gedacht. Schlimm genug. Jedenfalls: Ich habe auch telefoniert.«
    Sina dachte nach. Sie selbst hatte Klaus von dem Apparat ihres Pensionszimmers aus angerufen. Kurz bevor die beiden in Richtung Hamburg abgereist waren. Aber Gabi?
    »Als du mit deinem – ähem – Ex gesprochen hast, bin ich runter zum Wagen. Ich habe die Wirtin getroffen, die mich unbedingt zur Seite nehmen wollte. So von Frau zu Frau. Sie wollte mich fragen, ob das alles mit rechten Dingen zugeht, was wir beide so treiben.«
    Sina schaute verblüfft auf: »Was? Davon hast du keinen Ton gesagt.«
    »Warum auch? Die spinnt, die Gute. Die hat mir – wie würdest du es ausdrücken? – eine Kante ans Bein gelabert. Wollte mir den neuesten Dorfklatsch unterbreiten. Und der kreist in letzter Zeit nur um die Russen. Die ›bösen Russen‹, die angeblich in Scharen über ihr schönes Peenemünde herfallen und die ›guten deutschen Touristen‹ vergrätzen«, berichtet Gabriele abfällig.
    Sina lief ein kalter Schauer über den Rücken. Schon wieder Russen! Hatte die Wirtin die Typen aus dem BMW gemeint? Sina zwang sich, nicht abermals in einen

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