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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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ausrangierte Fischernetze lagen neben Hügeln aus Betonbrocken, Altreifen und schimmelnden Möbeln um alte Gastanks herum, ausgemusterte Toiletten und Waschbecken dienten dem wilden Efeu als Kletterhilfen. Matratzen, schwarze Müllsäcke, die mit Gott weiß was prall gefüllt waren, dreibeinige Stühle, zersplitterte Türen und alte Fensterrahmen. Der perfekte Ort, um eine Leiche auf Jahrzehnte verschwinden zu lassen, schoss es Bea Hannaford durch den Kopf.
    Die Ausdünstungen dieses Ortes drangen selbst durch die geschlossenen Türen und Fenster in den Wagen ein: Feuer und Kuhmist von der Milchviehwirtschaft am Rande des Plateaus. Und um die allgegenwärtige Abscheulichkeit perfekt zu machen, hatten sich in den Kratern des Asphalts Pfützen gebildet, die mit einer Ölschicht überzogen waren.
    Sie hatte Constable McNulty als Navigator und Notizenschreiber mitgebracht. Seine Anmerkungen in Santo Kernes Zimmer am Vortag hatten sie hoffen lassen, er könne nützlicher sein als befürchtet, vor allem wenn es um das Thema Surfen ging, und als langjähriger Einwohner von Casvelyn kannte er sich überdies hier aus.
    Sie waren auf dem Weg hierher an der Kaianlage vorbeigekommen, die das nordöstliche Ufer des Casvelyn Canal bildete. Über die Arundel-Verbindung waren sie zum Binner Down gelangt, von wo aus schließlich ein unebener Pfad vorbei an einem rußverschmierten Farmhaus zu dem einstigen Flugfeld führte. Jenseits davon stand in der Ferne ein verfallenes Haus, eine Bruchbude, die offenkundig einer Reihe von Surfern als Behausung gedient hatte. McNulty schien es gelassen zu nehmen. Was sollte man schon erwarten?, sagte sein Ausdruck.
    Bea stellte bald fest, dass sie froh sein konnte, ihn mitgenommen zu haben, denn keiner der Betriebe auf dem einstigen Flughafengelände war über eine Hausnummer oder Ähnliches kenntlich gemacht. Es handelte sich um beinah fensterlose Betongebäude mit Dächern aus verzinktem Metall, von denen Efeu herabrankte. Rissige Betonrampen führten zu schweren Stahltoren hinauf.
    McNulty dirigierte Bea einen schmalen Weg entlang zum nördlichen Ende des Flugplatzes. Nach etwa dreihundert Metern, die ihr fast das Kreuz brachen, verkündete er schließlich: »Wir sind da, Chef.« Er zeigte auf eine von drei Hütten, die, so behauptete er, einmal Marinehelferinnen beherbergt hatten – kaum zu glauben, dachte Bea. Aber es waren harte Zeiten gewesen. Verglichen mit einem Leben zwischen den zerbombten Trümmern Londons oder Coventrys war es ihnen hier wahrscheinlich wie im Paradies vorgekommen.
    Bea war ausgestiegen und reckte sich, um ihre in Mitleidenschaft gezogene Wirbelsäule zu lockern, als McNulty sie darauf aufmerksam machte, wie viel näher sie hier dem verfallenen Surferhaus waren. Er nannte es ›Binner Down House‹, und es stand genau gegenüber am anderen Ende des Plateaus. Praktisch für die Surfer, bemerkte er. Wenn ihre Bretter reparaturbedürftig waren, konnten sie einfach hier herüberkommen und sie Lew Angarrack vorbeibringen.
    Sie betraten LiquidEarth durch eine Tür, die mit nicht weniger als vier Schlössern gesichert war. Man gelangte direkt in einen kleinen Ausstellungsraum, wo an zwei Wänden in schmucklosen Gestellen Longboards und Shortboards mit der Nase nach oben standen. Eine dritte Wand war mit Postern behängt – Wellen so groß wie Kreuzfahrtschiffe –, während entlang der vierten Wand eine Ladentheke stand. Dahinter war allerlei Zubehör ausgestellt: Schutzhüllen für Surfbretter, Leinen und Finnen. Neoprenanzüge gab es nicht. Ebenso wenig wie T-Shirts mit Designs, die von Santo Kerne stammten.
    Beißender Dampf, der in den Augen brannte, hing in der Luft. Er schien aus einem angrenzenden Raum herüberzuwabern, wo ein Mann in Overall mit einem langen grauen Pferdeschwanz und einer großen Brille eine zähflüssige Substanz aus einem Eimer über ein Surfbrett goss, das quer über zwei Holzböcken lag.
    Der Mann arbeitete langsam, was an der Art seiner Tätigkeit liegen mochte, vielleicht aber auch an einer Gewohnheit, seinem Alter oder an einer Erkrankung. Er zitterte, stellte Bea fest. Parkinson, Alkohol oder was auch immer.
    »Entschuldigen Sie – Mr. Angarrack?« Im selben Moment begann hinter einer geschlossenen Tür ein elektrisch betriebenes Werkzeug zu heulen.
    »Das ist er nicht«, raunte Constable McNulty ihr von hinten zu. »Das da nebenan, das wird er wohl sein.«
    Das da, schloss Bea, meinte offenbar, dass Lewis Angarrack derjenige war, der

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