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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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das Werkzeug betrieb, das den Radau verursachte. Während sie zu diesem Ergebnis kam, drehte der ältere Mann sich um. Sein Gesicht war tief gefurcht; seine Brille wurde von einem Stück Draht zusammengehalten.
    »Tut mir leid, ich kann das hier gerade nicht unterbrechen.« Er nickte auf seine Arbeit hinab. »Aber kommen Sie nur rein. Sie sind von der Polizei?«
    Da McNulty Uniform trug, war dieser Schluss naheliegend. Bea hingegen trat auf ihn zu, hinterließ Fußspuren auf dem Boden, der mit einer Schicht aus Kunststoffstaub bedeckt war, und zückte ihren Dienstausweis. Er warf einen flüchtigen Blick darauf, nickte und stellte sich als Jago Reeth vor. Der Kunstharzgießer. Er sei gerade dabei, die letzte Harzschicht auf ein neues Brett aufzubringen, und die müsse er glätten, ehe sie zu trocknen begann, sonst hätte er später beim Schleifen ein mächtiges Problem. Doch sobald er fertig sei, habe er Zeit, mit ihnen zu reden, wenn sie das wünschten. Sei es indes Lew, den sie suchten: Der schleife nebenan gerade die Rails eines Boards, und dabei sei er gern ungestört, da er es am liebsten in einem einzigen Arbeitsdurchgang mache.
    »Wir werden uns ausdrücklich für die Unterbrechung entschuldigen«, versicherte Bea. »Könnten Sie ihn bitte holen? Oder sollen wir …?« Sie zeigte auf die Tür, hinter der das Kreischgeräusch andauerte und darauf hindeutete, dass ein weiteres Surfbrett Gestalt annahm.
    »Warten Sie 'n Moment«, bat Jago. »Lassen Sie mich das hier auftragen. Dauert keine fünf Minuten, aber ich kann die Arbeit wirklich nicht unterbrechen.«
    Sie sahen ihm zu, während er den Plastikeimer leerte. Das Harz breitete sich zäh aus, formte einen kleinen See, der sich der Kontur des Surfbretts anpasste, und Jago nahm einen Pinsel zur Hand, um es gleichmäßig zu verteilen. Wieder fiel Bea auf, wie stark seine Hände zitterten. Er schien ihre Gedanken in ihrem Blick zu lesen.
    »Viele gute Jahre hab ich nicht mehr vor mir«, bemerkte er. »Ich hätte die großen Wellen nehmen sollen, solange ich noch dazu in der Lage war.«
    »Sie surfen selber?«, fragte Bea.
    »Heutzutage nicht mehr. Das wäre Selbstmord.« Über das Brett gebeugt, sah er zu ihr auf. Die Augen hinter den Brillengläsern – die ebenfalls mit weißem Staub bedeckt waren waren klar und scharf, trotz seines Alters. »Sie sind wegen Santo Kerne hier, nehme ich an. War also Mord, he?«
    »Ach, das wissen Sie bereits?«, hakte Bea nach.
    »Ich wusste's nicht«, entgegnete er. »Hab's mir nur gedacht.«
    »Wieso?«
    »Weil Sie hier sind. Warum sollten Sie herkommen, wenn es nicht Mord war? Oder machen Sie eine Runde, um jedem zu kondolieren, der den Jungen kannte?«
    »Zählen Sie dazu?«
    »Ja«, antwortete er. »Nicht lange, aber ich kannte ihn. Vielleicht sechs Monate. Seit ich für Lew arbeite.«
    »Sie wohnen also noch nicht lange hier in der Stadt?«
    Er zog mit dem Pinsel einen schwungvollen Strich über die gesamte Länge des Bretts. »Ich? Nein. Dieses Mal bin ich aus Australien gekommen. Ich bin seit Ewigkeiten immer der Saison nachgereist.«
    »Dem Sommer oder dem Surfen?«
    »Ist an vielen Orten ein und dasselbe. An anderen ist es der Winter. Es werden immer und überall Leute gebraucht, die Boards bauen können. Und da komm ich ins Spiel.«
    »Ist es hier nicht noch ein bisschen früh dafür?«
    »Überhaupt nicht. Nur noch ein paar Wochen. Gerade jetzt werd ich am meisten gebraucht, denn vor Saisonbeginn kommen die Bestellungen rein. Dann, während der Saison, werden die Bretter beschädigt und müssen repariert werden. Newquay, North Shore, Queensland oder Kalifornien – ich hab überall gearbeitet. Früher bin ich direkt nach der Arbeit surfen gegangen. Manchmal auch schon vor der Arbeit.«
    »Aber heute nicht mehr.«
    »Du meine Güte, nein. Das würde mich ziemlich sicher umbringen. Übrigens hat Santos Vater immer geglaubt, es würde den Jungen eines Tages umbringen, wussten Sie das? Aber er ist ein Idiot. Surfen ist ungefährlicher, als die Straße zu überqueren. Und es bringt die jungen Leute raus an die frische Luft und in die Sonne.«
    »So wie das Klettern in den Klippen«, bemerkte Bea.
    Jago warf ihr einen düsteren Blick zu. »Sie sehen ja, was ihm dabei passiert ist.«
    »Sie kennen die Kernes also?«
    »Santo. Wie ich schon sagte. Die anderen nur vom Hörensagen. Ich weiß nur, was Santo erzählt hat. Das ist alles.« Er legte den Pinsel in den Eimer, den er zuvor unter das Brett geschoben hatte, und dann

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