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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Trahair, die seit Langem in Falmouth lebt. Also, der Teil ihrer Geschichte ist in Ordnung. Der Vater ist Reifenhändler, selbstständig. Die Mutter verkauft Hypothekenkredite. Aber es gibt keine Grundschulunterlagen für eine Tochter namens Daidre. Damit lagen Sie richtig. In manchen Fällen könnte das heißen, dass sie nach guter alter Tradition aufs Internat geschickt wurde, weggeschickt mit fünf oder so, nur in den Ferien zu Hause, aber ansonsten hat keiner was von ihr gehört oder gesehen, bis die gehobene Bildungsmaschinerie« – sie fauchte das ›sch‹ geradezu, um ihre Verachtung auszudrücken – »sie mit achtzehn wieder ausgespuckt hat.«
    »Ersparen Sie mir die Sozialkritik«, warf Lynley ein.
    »Da sprechen aus mir Neid und Wut, versteht sich«, erwiderte Havers. »Nichts wäre mir lieber gewesen, als auf ein Internat verfrachtet zu werden, sobald ich gelernt hatte, mir selbstständig die Nase zu putzen.«
    »Havers …«
    »Den Tonfall überstrapazierter Geduld haben Sie immer noch drauf«, bemerkte sie. »Kann ich hier drinnen eine Zigarette rauchen?«
    »Sind Sie von Sinnen?«
    »War ja nur 'ne Frage, Sir.« Sie umschloss die Teetasse mit beiden Händen. »Es wäre durchaus möglich, dass sie eine Internatsgrundschule absolviert hat, aber irgendwie ist das unwahrscheinlich, denn mit dreizehn taucht sie plötzlich in einer ganz normalen weiterführenden Schule in Falmouth auf. Da hat sie Feldhockey gespielt. Sich in der Fechtmannschaft hervorgetan. Im Schulchor gesungen. Mezzosopran, falls es Sie interessiert.«
    »Und aus welchem Grund glauben Sie nicht, dass sie vorher im Internat war?«
    »Zum einen, weil es keinen Sinn ergäbe. Andersherum könnte ich es mir vorstellen: normale Grundschule und anschließend, mit zwölf oder dreizehn, aufs Internat. Aber die Grundschule im Internat und dann für die weiteren Schuljahre zurück nach Hause? Es ist eine Mittelklassefamilie. Welche Familie aus dieser Schicht würde das tun?«
    »Aber es ist schon vorgekommen. – Was ist zum anderen?«
    »Zum anderen? Oh. Zum anderen gibt es keinen Nachweis über ihre Geburt. Absolut nichts. Jedenfalls nicht in Falmouth.«
    Lynley überlegte, was das bedeuten mochte. Er sagte: »Sie hat mir erzählt, sie sei zu Hause zur Welt gekommen.«
    »Trotzdem hätte die Geburt binnen zweiundvierzig Tagen beim Standesamt gemeldet werden müssen. Und wenn es eine Hausgeburt gewesen wäre, wäre doch eine Hebamme dagewesen, oder nicht?«
    »Wenn aber ihr Vater die Mutter entbunden hat …?«
    »Hat sie das erzählt? Wenn Sie und Daidre so intime Details ausgetauscht haben …«
    Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, aber ihr Gesicht gab nichts preis.
    »… hätte sie das dann nicht erwähnt? Mutter schafft es aus irgendeinem Grund nicht bis ins Krankenhaus. Vielleicht war's eine dunkle, stürmische Nacht. Oder das Auto springt nicht an. Stromausfall. Ein Wahnsinniger macht die Straßen unsicher. Ein Militärputsch, der irgendwie der öffentlichen Wahrnehmung entgangen ist. Eine Ausgangssperre aufgrund von Rassenunruhen. Die Wikinger haben eine Zeitreise gemacht, die Ostküste aber verpasst – denn wir wissen ja, was für einen grottenschlechten Orientierungssinn die Wikinger hatten – und sind an der Südküste Englands gelandet. Oder Aliens. Was auch immer der Grund gewesen sein mag – Mutter liegt in den Wehen, und Vater macht Wasser heiß, ohne zu wissen, was er damit tun soll, aber die Natur nimmt trotzdem ihren Lauf, und siehe da: Ein kleines Mädchen wird geboren und Daidre genannt.« Sie stellte die Teetasse auf den Nachttisch. »Was immer noch nicht erklärt, warum sie die Geburt nicht gemeldet haben.«
    Er schwieg.
    »Also gibt es irgendetwas, was sie Ihnen nicht erzählt hat, Sir. Ich frage mich, warum.«
    »Aber die Geschichte mit dem Zoo stimmt«, entgegnete Lynley. »Sie arbeitet als Veterinärin für Großtiere im Zoo von Bristol, ja?«
    »Zugegeben«, räumte Havers ein. »Ich bin zum Haus der Trahairs gefahren, nachdem ich das Geburtenregister durchgesehen hatte. Es war niemand da, also habe ich mit einer Nachbarin gesprochen. Es gibt definitiv eine Daidre Trahair. Sie wohnt in Bristol und arbeitet im Zoo. Aber als ich ein bisschen tiefer gebohrt habe, um mehr Informationen zu bekommen, wurde die Frau plötzlich stumm. Es kam nur noch: ›Dr. Trahair macht ihren Eltern und sich selbst alle Ehre, und das können Sie schön in Ihr Notizbuch schreiben. Und wenn Sie mehr wissen wollen, muss ich

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