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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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vorher mit meinem Anwalt sprechen.‹ Danach schlug sie mir die Tür vor der Nase zu. Es laufen einfach zu viele Krimiserien im Fernsehen«, schloss sie finster. »Das macht unsere Chance, irgendwen noch einzuschüchtern, völlig zunichte.«
    Lynley stellte fest, dass ihm etwas zu schaffen machte, und das hatte nichts mit Daidre Trahair zu tun. »Sie sind zu ihrem Haus gefahren?«, fragte er. »Sie haben mit einer Nachbarin gesprochen? Havers, das sollte vertraulich sein. Hatten Sie das nicht verstanden?«
    Sie runzelte die Stirn. Dann biss sie sich auf die Unterlippe und betrachtete ihn schweigend. Von unten klangen die fernen Geräusche von klappernden Töpfen und Pfannen herauf. Im Salthouse Inn wurde das Frühstück vorbereitet.
    Schließlich sagte sie: »Das sind die üblichen Hintergrundermittlungen, Sir. Bei Mord muss die Geschichte aller Beteiligten beleuchtet werden. Das ist kein Geheimnis.«
    »Aber nicht jede Hintergrundermittlung wird von New Scotland Yard durchgeführt. Und Sie haben sich der Nachbarin zu erkennen gegeben und ihr Ihren Dienstausweis gezeigt. Sie haben ihr gesagt, woher Sie kamen, richtig?«
    »'türlich.« Havers sprach behutsam, und es erschreckte ihn, dass seine frühere Partnerin derart mit ihm umging, ganz gleich aus welchem Grund. »Aber mir ist nicht klar, welche Rolle das spielen soll, Sir. Wenn Sie nicht über die Leiche gestolpert wären … Haben Sie mal dran gedacht, dass …«
    »Es spielt sehr wohl eine Rolle«, unterbrach Lynley. »Sie weiß, dass ich bei Scotland Yard arbeite. Gearbeitet habe. Wenn Scotland Yard und nicht die hiesige Polizei jetzt Erkundigungen über sie einzieht … Verstehen Sie nicht, was ihr das sagen wird?«
    »Dass Sie vielleicht derjenige sind, der hinter der Ermittlung steckt«, antwortete Havers. »Sie stecken ja auch dahinter, und mit verdammt gutem Grund. Sir, lassen Sie mich zu Ende bringen, was ich sagen wollte. Sie wissen, wie es läuft. Wenn Sie nicht über Santo Kerne gestolpert wären, wäre Daidre Trahair die erste Person am Fundort gewesen. Und Sie wissen genau, was dann in Gang gekommen wäre. Das muss ich Ihnen nicht erklären.«
    »Herrgott noch mal, sie hat Santo Kerne nicht umgebracht! Sie hat nicht einen Moment versucht vorzugeben, sie hätte den Leichnam gefunden. Sie kam in ihr Cottage und hat mich dort entdeckt, und ich habe sie zu der Leiche geführt, weil sie sie sehen wollte. Sie sagte, sie sei Ärztin. Sie wollte feststellen, ob sie noch irgendetwas für ihn tun konnte.«
    »Dafür könnte es ein Dutzend Gründe geben, und an oberster Stelle steht: Es hätte verdammt seltsam ausgesehen, wenn sie es nicht getan hätte.«
    »Sie hat absolut kein Motiv …«
    »Okay. Was, wenn alles, was sie behauptet, der Wahrheit entspricht? Was, wenn sie diejenige ist, für die sie sich ausgibt, und sich alles als wahr erweist? Was spielt es dann für eine Rolle, wenn sie weiß, dass wir ihre Geschichte überprüfen? Dass ich sie überprüfe, dass Sie sie überprüfen? Dass der verdammte Weihnachtsmann sie überprüft? Wieso sollte sie das aufregen?«
    Er stieß hörbar Luft aus. Er wusste einen Teil der Antwort, aber eben nur einen Teil.
    Er leerte seine Tasse. Er wollte Simplizität, wo es keine gab. Er wollte Antworten, die Ja oder Nein lauteten, statt einer endlosen Kette von Vielleichts.
    Das Bett knarrte, als Havers aufstand. Der Fußboden knarrte ebenfalls, als sie ein paar Schritte machte und sich hinter Lynley stellte. »Wenn sie weiß, dass wir sie überprüfen, dann wird sie nervös, und genau so wollen wir sie haben. So wollen wir sie doch alle. Nervöse Menschen verraten sich. Und das spielt uns in die Hände.«
    »Mir will nicht einleuchten, was eine offene Überprüfung dieser Frau …«
    »O doch, es leuchtet Ihnen ein. Das weiß ich sehr wohl.« Sie legte ihm einen Moment die Hand auf die Schulter. Ihre Stimme war zurückhaltend und gütig gleichermaßen. »Sie sind … Sie sind ziemlich durcheinander, Sir, und das ist völlig normal nach all dem, was Sie durchgemacht haben. Ich wünschte, es gäbe keine Menschen, die die emotionale Schieflage anderer ausnutzen, aber Sie und ich wissen, was für eine Welt das hier ist.«
    Die Güte in ihrer Stimme machte ihm zu schaffen. Das war der Hauptgrund, warum er seit Helens Beerdigung alle Menschen gemieden hatte. Seine Freunde, seine Bekannten, Kollegen und letztlich sogar seine Familie. Er konnte ihre Güte und ihr grenzenloses Mitgefühl nicht ertragen, weil sie ihn wieder

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