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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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wandte der Vater sich an mich. Das war ein paar Wochen später. Der arme Kerl war wie von Sinnen. Er sagte mir, er wisse mit Sicherheit, dass dieser Kerne-Junge dafür verantwortlich wäre. Ich fragte ihn, warum er erst so spät, erst nach Abschluss der Untersuchungen, mit dieser Information zu mir gekommen sei – ich hielt alles, was er sagte, für die Fantastereien eines vor Schmerz wahnsinnigen Vaters –, und da sagte er mir, irgendjemand hätte geredet. Und zwar nachdem der Coroner seine Untersuchungsergebnisse verkündet hatte. Und er habe auch selbst Nachforschungen angestellt, sagte er mir. Hat einen Privatermittler engagiert. Und der habe angeblich jemanden gefunden, der geredet hätte.«
    »Haben Sie ihm denn geglaubt?«
    »Ist das nicht die alles entscheidende Frage? Wer zum Henker konnte denn schon wissen, ob es die Wahrheit war?«
    »Dieser Informant. Hat er nie mit Ihnen gesprochen?«
    »Nur mit Parsons. Das hat der jedenfalls behauptet. Was völlig unnütz ist, wie Sie und ich wissen, zumal … Was er mehr als alles andere wollte, war eine Verhaftung. Er brauchte jemanden, dem er die Schuld geben konnte. Und seine Frau genauso. Sie brauchten einen Schuldigen, denn sie glaubten, Beschuldigung, Verhaftung, Gerichtsverhandlung und Urteil würden dazu führen, dass sie sich besser fühlten, was natürlich nicht stimmt. Aber das wollte der Vater nicht hören. Welcher Vater will das schon? Seine eigenen Ermittlungen anzustellen, war das Einzige, was ihn davor bewahrt hat, in den Abgrund zu stürzen. Also war ich gewillt, mit ihm zu kooperieren, ihm zu helfen, diesen Scherbenhaufen hinter sich zu lassen, zu dem sein Leben geworden war. Und ich bat ihn, mir zu sagen, wer sein Informant war. Ich konnte ja schließlich keinen Haftbefehl beantragen nur aufgrund irgendwelcher Anschuldigungen, die ich noch nicht einmal mit eigenen Ohren gehört hatte.«
    »Natürlich nicht«, warf Lynley ein.
    »Aber er wollte es mir nicht sagen, was also konnte ich tun, was ich nicht schon getan hätte? Wir haben mit aller Gründlichkeit in der Sache ermittelt, aber glauben Sie mir, wir hatten nichts in der Hand. Der Kerne-Junge hatte kein Alibi außer: ›Ich bin die längere Strecke nach Hause gelaufen, um einen klaren Kopf zu kriegen.‹ Aber dafür kann man einen Mann nicht hängen, oder? Trotzdem, ich wollte dem Vater helfen. Also haben wir den Kerne-Jungen erneut aufs Revier geladen, nicht einmal, sondern zigmal. Ich weiß nicht mehr, wie oft. Wir haben jedes Detail in seinem Leben unter die Lupe genommen, und genauso haben wir es mit seinen Freunden getan. Benesek Kerne konnte den Parsons-Jungen nicht ausstehen, das haben wir ziemlich schnell rausgekriegt, aber wie sich herausstellte, konnte niemand ihn leiden.«
    »Hatten Beneseks Freunde Alibis?«
    »Sie alle haben dieselbe Geschichte erzählt: Nach Hause und ins Bett. Die Geschichte blieb unverändert, und keiner ist je umgefallen. Aus denen war nichts herauszuholen. Entweder hatten sie sich gegenseitig geschworen dichtzuhalten, oder es war tatsächlich die Wahrheit. Und nach meiner Erfahrung ist es so: Wenn eine Gruppe Jugendlicher irgendetwas anstellt, macht früher oder später einer den Mund auf, wenn man nur genug Druck ausübt. Aber in dem Fall hat das keiner getan.«
    »Was Sie zu dem Schluss geführt hat, dass sie die Wahrheit sagten?«
    »Mir blieb kein anderer Schluss übrig.«
    »Was haben sie Ihnen über ihr Verhältnis zu dem toten Jungen erzählt? Was war ihre Geschichte?«
    »Sie war ganz einfach. Der Kerne-Junge und Parsons hatten eine Auseinandersetzung an dem Abend, Handgreiflichkeiten. Wegen irgendeiner Sache, die sich während einer Party im Haus der Parsons zugetragen hatte. Kerne ist gegangen und seine Freunde auch. Und angeblich ist auch keiner von ihnen später zurückgegangen, um den Parsons-Jungen in die tödliche Falle zu locken. Er muss allein zum Strand runtergegangen sein, haben sie gesagt. Ende der Geschichte.«
    »Ich habe gehört, er ist in einer Strandhöhle gestorben.«
    »Er ist nachts da runtergegangen, die Flut hat eingesetzt und ihn da drinnen überrascht, und er ist nicht mehr rausgekommen. Die Toxikologie hat ergeben, dass er sternhagelvoll war und obendrein auch noch Drogen genommen hatte. Zuerst wurde allgemein vermutet, er wäre mit einem Mädchen da runter, um ein Nümmerchen zu schieben, und entweder vorher oder nachher bewusstlos geworden.«
    »Das wurde zuerst vermutet?«
    »Die Leiche war ziemlich zerschunden, weil sie

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