Doch die Sünde ist Scharlachrot
zusammen bin …« Er verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß. Er sah aus, als habe er eine Menge schlaflose Nächte hinter sich, und Bea fragte sich, wie viele davon wohl realistischerweise seiner verzwickten Beziehung zuzurechnen waren. »Wir sind seit ein paar Jahren zusammen. Sie möchte unbedingt heiraten. Ich ziehe es allerdings vor, die Dinge so zu belassen, wie sie sind. Oder mit ein paar marginalen Veränderungen.«
»Und welcher Art wären diese Veränderungen?«
»Was zum Henker geht Sie das an? – Wir waren beide schon mal verheiratet und haben das alles schon mal mitgemacht, aber sie sieht es nicht so.«
Jago Reeth gab einen Laut von sich, der Ähnlichkeit mit einem Schnauben hatte. Er schien anzudeuten, dass er und Lew Angarrack in diesem Punkt einer Meinung waren. Er fuhr mit seiner Arbeit fort, und Lew warf einen Blick darauf. Er strich mit dem Finger über den fertig geschliffenen Bereich und nickte.
»Also, was genau haben Sie gemacht?«, fragte Bea den Surfer. »Sie sind mit dem Brett auf den Wellen rumgeschaukelt und haben überlegt, ob Sie sie heiraten sollen oder nicht?«
»Nein. Ich hatte mich bereits entschieden.«
»Und wofür?«
Er trat von den Holzböcken und dem Surfboard zurück. »Ich sehe nicht, was diese Frage mit Ihrem Fall zu tun haben sollte. Also lassen Sie mich auf den Punkt kommen. Wenn Santo Kerne von der Klippe gestürzt ist, wurde er entweder gestoßen, oder seine Ausrüstung hat versagt. Da mein Wagen ein gutes Stück von Polcare Cove entfernt und ich selbst zu der Zeit auf dem Wasser war, kann ich ihn schon mal nicht gestoßen haben. Bleibt seine Ausrüstung. Also nehme ich an, was Sie wirklich wissen wollen, ist, wer Zugriff auf seine Kletterausrüstung hatte. Habe ich uns auf dem direkten Weg ein wenig schneller ans Ziel gebracht, Inspector Hannaford?«
»Es gibt meistens ein halbes Dutzend Wege zur Wahrheit«, entgegnete Bea. »Aber Sie können diesen nehmen, wenn Sie wollen.«
»Ich habe keine Ahnung, wo er seine Ausrüstung aufbewahrt hat«, sagte Angarrack. »Ich nehme an, irgendwo zu Hause.«
»Sie war in seinem Auto.«
»Na ja, an dem Tag natürlich, oder?«, fragte er. »Schließlich war er doch zum Klettern rausgefahren, verdammt noch mal.«
»Lew … Sie macht nur ihren Job«, sagte Jago beschwichtigend, ehe er sich an Bea wandte: »Ich hatte Zugang zu seiner Ausrüstung, wenn man's genau nimmt. Und wusste, wo sie war. Der Junge und sein Vater hatten sich einmal zu oft gestritten …«
»Worüber?«, unterbrach Bea.
Jago Reeth und Angarrack tauschten einen Blick. Das entging Bea nicht, und sie wiederholte ihre Frage.
»Über alles Mögliche«, lautete Jagos Antwort. »Sie waren in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung, und irgendwann hat Santo seine Ausrüstung aus dem Haus geschafft. Nach dem Motto: ›Ich zeig's dir‹, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich zeig dir was genau, Mr. Reeth?«
»Ich zeig dir … was immer Jungen glauben, ihren Vätern zeigen zu müssen.«
Die Antwort war schwerlich zufriedenstellend. »Wenn einer von Ihnen etwas Relevantes weiß, möchte ich es jetzt hören«, erklärte Bea.
Wieder ein Blick zwischen den beiden, dieses Mal länger. Dann sagte Jago zu Lew: »Du weißt, dass es mir nicht ansteht, Kumpel …«
»Er hat Madlyn geschwängert«, eröffnete Lew. »Und er hatte nicht die Absicht, irgendetwas in der Sache zu unternehmen.«
Bea spürte, dass Sergeant Havers an ihrer Seite sich regte, erpicht darauf, sich einzumischen, aber noch hatte sie sich unter Kontrolle. Bea fragte sich, warum ihr diese Information so beiläufig von dem Mann mitgeteilt wurde, der den besten Grund gehabt hätte, etwas in der Sache zu unternehmen.
»Santo hat erzählt, sein Vater wolle, dass Santo zu seiner Verantwortung steht«, schaltete Jago sich ein. Dann fügte er hinzu: »Tut mir leid, Lew. Ich hab trotzdem weiterhin mit dem Jungen gesprochen. Schien mir das Beste, wo doch das Baby unterwegs war.«
»Also hat Ihre Tochter keinen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen?«, fragte Bea Angarrack.
»Sie wollte es behalten … das Kind …«
»Wollte?«, hakte Havers nach. »Und die Vergangenheitsform bedeutet …?«
»Fehlgeburt.«
»Wann genau ist das passiert?«, fragte Bea.
»Die Fehlgeburt? Anfang April.«
»Sie hat behauptet, zu dem Zeitpunkt hätte sie bereits Schluss mit ihm gemacht. Also hat sie ihn trotz Schwangerschaft in die Wüste geschickt.«
»Das ist korrekt.«
Hannaford warf Havers einen
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