Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
sich in Richtung Tür.
    »Lass mich los!«, schrie Kerra. »Sie soll die Wahrheit sagen!«
    »Du kommst jetzt mit!«, befahl Alan stattdessen. »Es wird Zeit, dass du und ich mal ein offenes Wort miteinander reden.«
    Als Bea Hannaford und Barbara Havers auf dem Gelände des einstigen Luftwaffenlandeplatzes hielten, parkten dort gleich beide Fahrzeuge, die möglicherweise am Tag von Santo Kernes Tod in der Nähe der Unglücksstelle gesehen worden waren. Ein kurzer Blick durch die Autofenster verriet ihnen, dass Lew Angarrack eine Surfausrüstung und ein kurzes Brett in seinem RAV4 spazieren fuhr. Jago Reeths Defender hingegen war, soweit sie sehen konnten, leer. Die Karosserie war mit Rostflecken übersät – die salzige Seeluft war Gift für den Autolack –, aber davon abgesehen war der Wagen erstaunlich sauber, zumindest für ein Fahrzeug, das rund um die Uhr und bei Wind und Wetter draußen stehen musste. Nur die Fußmatten waren sowohl auf der Fahrer- als auch auf der Beifahrerseite mit genug getrocknetem Schlamm übersät, um ihr Interesse zu wecken. Allerdings war Schlamm zwischen Spätherbst und Frühsommer ein eher unvermeidlicher und allgegenwärtiger Bestandteil des Lebens an der Küste, also besagten die Spuren im Defender nicht annähernd so viel, wie Bea es sich gewünscht hätte.
    Da Daidre Trahair sich Gott weiß wohin verdrückt hatte, schien ein neuerlicher Besuch in der Surfbrettwerkstatt der folgerichtige nächste Schritt. Jeder Spur musste nachgegangen werden, und sowohl Jago Reeth als auch Lewis Angarrack würden erklären müssen, was sie während Santo Kernes Sturz in unmittelbarer Nähe verloren gehabt hatten, auch wenn Bea es derzeit vorgezogen hätte, Daidre Trahair in die Mangel zu nehmen, ganz wie sie es verdiente.
    Unterwegs zu LiquidEarth hatte sie einen Anruf von Thomas Lynley bekommen. Er war von Newquay nach Zennor gefahren und jetzt auf dem Weg nach Pengelly Cove. Möglicherweise habe er etwas für sie, hatte er gesagt. Aber dieses Etwas erfordere weitere Nachforschungen in der Gegend, aus der die Kernes stammten. Er klang übertrieben erregt.
    »Und was ist mit Dr. Trahair?«, hatte sie scharf gefragt.
    Er habe sie noch nicht wieder gesehen, antwortete er. Aber damit habe er auch nicht gerechnet. Er habe nicht gerade Ausschau nach ihr gehalten, wenn er ehrlich sein solle. Er sei in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Diese neuen Erkenntnisse über die Kernes …
    Doch Bea hatte nichts über die Kernes hören wollen, neue Erkenntnisse hin oder her. Sie traute Thomas Lynley nicht, und diese Tatsache machte sie wütend, denn sie wollte ihm trauen. Sie wollte ihm trauen können. Sie musste jedem trauen können, der an den Ermittlungen in der Mordsache Santo Kerne beteiligt war, und der Umstand, dass sie in Lynleys Fall nicht dazu imstande war, verleitete sie dazu, ihn alsbald abzufertigen. »Sollten Sie unterwegs zufällig die schöne, abgängige Dr. Trahair sehen, bringen Sie sie mir! Ist das klar?«
    Völlig klar, versicherte Lynley.
    »Und wenn Sie sich schon in den Kopf gesetzt haben, die Kernes genauer unter die Lupe zu nehmen, dann vergessen Sie nicht, dass auch Daidre Trahair Teil von Santos Geschichte ist.«
    Sofern Madlyn Angarrack glaubwürdig sei, schränkte er ein. Denn eine verschmähte Frau …
    »O ja. Wie wahr«, war sie ungeduldig dazwischengegangen. Aber Bea wusste: Was er sagte, war nicht von der Hand zu weisen. Madlyn Angarrack hatte auch keine reinere Weste als alle anderen.
    Als sie die Werkstatt betraten, stellte Bea ihrer Begleiterin Jago Reeth vor, der gerade die raue Kante aus Fiberglas und Harz an den Rails eines Swallowtail-Boards abschliff, das auf zwei Holzböcken lag. Die Querbalken waren dick gepolstert, um die Lackierung des Bretts zu schonen, und Jago ging behutsam mit dem Schleifpapier zu Werke. Ein riesiger Schrank stand geöffnet daneben. Daraus schien Wärme zu entströmen, obwohl er nur mit weiteren Brettern bestückt war, die anscheinend darauf warteten, ebenfalls von Jago bearbeitet zu werden. LiquidEarth schien eine einträgliche Vorsaison zu haben, und nach dem Lärm aus dem Nebenraum zu urteilen, waren die Auftragsbücher auch weiterhin gefüllt.
    Wie zuvor schon trug Jago einen weißen Wegwerfoverall. Der Overall machte den Großteil des Staubs, der seinen Körper bedeckte, unsichtbar, nicht aber den auf Gesicht und Haaren. Alles an ihm war weiß, sogar die Finger, und die Nagelhäutchen standen aus der weißen Schicht

Weitere Kostenlose Bücher