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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Schwester … Ich hab's gesehen, weil du es so wolltest, weil du wolltest, dass ich leide, und darum wollte ich, dass du genauso leidest.«
    »Also hast du ihn gevögelt.«
    »Nein!« Ihre Stimme schwoll zu einem Schrei an. »Das habe ich nicht! Ich wollte, dass du fühlst, was ich fühle. Ich wollte, dass du so leidest wie ich, wie du mich hast leiden lassen, weil du all die Dinge von mir verlangt hast, die ich dir nie geben konnte. Warum hast du Schluss mit mir gemacht? Und warum, warum verlässt du mich jetzt nicht?«
    »Also hast du mich beschuldigt …?« Da. Er hatte es unumwunden ausgesprochen.
    »Ja! Weil du so gut bist. Du bist so gottverdammt gut, und es ist deine widerliche Tugend, die ich nicht aushalten konnte. Damals nicht und heute auch nicht. Immer hältst du die andere verdammte Wange hin, und jedes Mal, wenn du das tust, verachte ich dich. Und jedes Mal, wenn ich dich verachtet habe, hast du Schluss gemacht, und das war immer der Moment, da ich dich am meisten geliebt und gewollt habe.«
    »Du bist verrückt«, war das Einzige, was ihm zu sagen blieb.
    Und dann hatte er Abstand gewinnen müssen. Im Schlafzimmer zu bleiben, hätte bedeutet, der Erkenntnis ins Auge zu sehen, dass er sein Leben auf einer Lüge aufgebaut hatte. Denn als die Polizisten aus Newquay ihre Ermittlungen Wochen- und monatelang auf ihn konzentriert hatten, hatte er sich auf der Suche nach Trost und Kraft an Dellen gewandt. Sie machte ihn stark, hatte er geglaubt. Sie machte ihn zu dem, was er war. Ja, sie war schwierig. Und ja, sie hatten gelegentlich ihre Probleme. Aber wenn es zwischen ihnen stimmte, waren sie dann nicht glücklicher, als sie es je mit jemand anderem hätten sein können?
    Darum hatte er es akzeptiert, als sie ihm nach Truro gefolgt war. Mit bebenden Lippen hatte sie erklärt: »Ich bin schwanger«, und er hatte diese Eröffnung entgegengenommen, als wäre ihm ein Engel im Traum erschienen, als hätte der imaginäre Wanderstab, den er mit sich herumtrug, über Nacht Lilienblüten getrieben. Und als sie auch dieses Kind wieder abtrieb – genau wie die vorherigen, seines und die beiden von anderen Vätern –, hatte er sie getröstet und ihr beigepflichtet, dass sie noch nicht bereit wäre, dass sie beide nicht bereit wären, dass die rechte Zeit noch nicht gekommen wäre. Er schuldete ihr die gleiche Loyalität, die sie ihm erwiesen hatte, fand er. Sie war eine gequälte Seele. Er liebte sie, und darum konnte er damit fertig werden.
    Als sie schließlich geheiratet hatten, war es ihm vorgekommen, als habe er einen exotischen Vogel eingefangen. Doch man vermochte Dellen nicht im Käfig zu halten. Er konnte sie nur haben, wenn er ihr die Freiheit ließ.
    »Du bist der Einzige, den ich wirklich will«, hatte sie immer gesagt. »Verzeih mir, Ben. Du bist derjenige, den ich liebe.«
    Bens Atmung normalisierte sich, nachdem er eine Weile oben auf der Klippe abgewartet hatte. Die Seebrise ließ den Schweißfilm auf seiner Haut erkalten, und ihm ging auf, wie spät es schon war. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er sich zu exakt der Stelle abgeseilt haben musste, wo Santo gelegen hatte – sterbend oder bereits tot. Und im selben Moment erkannte er, dass er zwar auf dem Pfad von der Straße hierher Santo nachgefolgt war, seine Schlinge an dem alten Steinpfosten befestigt, sich abgeseilt und wieder zum Aufstieg gerüstet hatte, dass er in all der Zeit jedoch kein einziges Mal an ihn gedacht hatte. Nur zu dem Zweck war er doch hierhergekommen; aber er hatte es nicht geschafft. Seine Gedanken waren vollauf mit Dellen beschäftigt gewesen – wie immer.
    Es erschien ihm wie der ultimative, monströse Verrat. Nicht dass Dellen ihn vor all den Jahren verraten hatte, indem sie einen unbegründeten Verdacht auf ihn gelenkt hatte. Sondern er selbst hatte Santo verraten. Eine Wallfahrt zu dem Ort, wo der Junge sein Leben gelassen hatte, war nicht ausreichend gewesen, um dessen Mutter aus seinem Kopf zu verjagen. Ben lebte und atmete sie, als wäre sie eine ansteckende Krankheit, die nur ihn allein befallen konnte. Versuchte er, auf Abstand zu gehen, war es doch immer so, als wäre sie bei ihm, und das war auch der Grund, warum er immer wieder zurückgekehrt war.
    So gesehen war er genauso krank wie sie, dachte er, wenn nicht sogar kränker. Denn während sie nichts daran ändern konnte, wie sie seit jeher gewesen war, wäre er in der Lage gewesen aufzuhören, dieser pervers loyale Benesek zu sein, der es ihr immer

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