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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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gezogen würde, aber er glaubte mir nicht. Er war sicher, es würde etwas ändern. So wie die Leute glauben, wenn der Mörder eines geliebten Menschen hingerichtet wird, würde das ihre Trostlosigkeit irgendwie lindern. Aber wie kann es das je? Der Tod eines Mörders macht niemand anderen wieder lebendig, dabei ist es doch das, was wir wollen, aber nie bekommen können.«
    »Was wurde nach Ihrer Scheidung aus Jonathan?«
    »Während der ersten drei Jahre etwa hat er mich manchmal angerufen. Um mich auf dem Laufenden zu halten, wie er sagte. Natürlich gab es nie nennenswerte Neuigkeiten, aber er musste daran glauben, dass er Fortschritte machte, statt der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.«
    »Und was war die Wahrheit?«
    »Er selbst sorgte dafür, dass es immer unwahrscheinlicher wurde, irgendwen, der mit Jamies Tod in Verbindung stand, dazu zu bewegen … umzukippen, würde man wohl sagen. Er sah das Ganze als eine ungeheure Verschwörung, an der ganz Pengelly Cove beteiligt war, er selbst der Außenseiter, sie die konspirative Gemeinschaft, fest entschlossen, die ihren zu schützen.«
    »Und Sie sahen es nicht so?«
    »Ich wusste nicht, wie ich es sehen sollte. Ich wollte Jon gern unterstützen, und das habe ich zunächst auch versucht, aber für mich ging es eigentlich darum, dass Jamie tot war. Wir hatten ihn verloren – wir alle hatten ihn verloren –, und nichts, was Jon tat, hätte je irgendetwas daran geändert. Mein … Ich nehme an, man könnte sagen, mein Fokus lag auf dieser Tatsache, und mir schien – fälschlicher- oder richtigerweise –, dass das, was Jon tat, verhinderte, dass wir über Jamies Tod hinwegkamen. Wie eine Wunde, an die man immer wieder rührt, sodass sie weiter blutet, statt zu heilen. Und ich war der Ansicht, dass es vor allem dieses Heilen war, das wir alle brauchten.«
    »Haben Sie ihn noch mal gesehen? Oder Ihre Töchter?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und heißt das nicht, dass auf die erste Tragödie die nächste folgte? Eines unserer Kinder war auf furchtbare Weise gestorben, aber Jon hat sie alle vier verloren, und zwar sehenden Auges, weil er dem Toten den Vorzug vor den Lebenden gab. Meiner Meinung nach ist das eine noch viel größere Tragödie als der Verlust unseres Sohnes.«
    »Manche Menschen können einfach nicht anders auf einen plötzlichen, unerklärlichen Verlust reagieren«, erwiderte Lynley leise.
    »Ich nehme an, Sie haben recht. Aber ich glaube, in Jons Fall war es eine bewusste Entscheidung. Gerade weil er sie traf, hat er so weitergelebt, wie er immer schon gelebt hatte: nämlich indem er Jamie den Vorzug vor den anderen gab. Augenblick! Ich zeige Ihnen, was ich meine.«
    Sie stand auf, wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging ins Wohnzimmer. Lynley sah sie zu einem der Bücherregale hinübergehen und eine Fotografie auswählen. Sie brachte sie zurück in die Küche, reichte sie ihm und sagte: »Manchmal sagen Bilder mehr, als Worte je ausdrücken könnten.«
    Es war ein Familienfoto. Eine vielleicht dreißig Jahre jüngere Version von ihr posierte darauf mit Mann und vier hinreißenden Kindern. Es war eine Winterszene – Tiefschnee, eine Hütte und ein Skilift im Hintergrund. Im Vordergrund stand die Familie, die Skier startbereit geschultert, fröhlich und erwartungsvoll. Niamh hielt die Kleinste auf dem Arm, die beiden anderen Töchter klammerten sich lachend an sie, und vielleicht einen Meter entfernt stand Jamie mit seinem Vater. Jonathan Parsons hatte den Arm liebevoll um Jamies Schultern gelegt und zog ihn an sich. Sie lächelten beide.
    »So war er«, sagte Niamh. »Es schien nicht so viel auszumachen, denn die Mädchen hatten ja mich. Ich habe mir eingeredet, das wäre normal: Vater und Sohn, Mutter und Töchter. Und dass ich doch froh sein könnte, dass Jon und Jamie sich so nahestanden und die Mädchen und ich auch. Aber als Jamie starb, hatte Jon das Gefühl, alles verloren zu haben. Drei Viertel seines Lebens standen direkt vor seiner Nase, aber er konnte sie nicht sehen. Das war seine Tragödie. Und ich wollte sie nicht zu meiner machen.«
    Lynley hatte das Bild eingehend studiert und sah nun auf. »Darf ich das eine Weile behalten? Natürlich bekommen Sie es zurück.«
    Die Bitte schien sie zu überraschen. »Behalten? Wofür, in aller Welt?«
    »Ich würde es gern jemandem zeigen. Ich bringe es Ihnen in ein paar Tagen zurück. Oder schicke es mit der Post, ganz wie Sie möchten. Ich werde gut darauf aufpassen.«
    »Natürlich

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