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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Francis – das war mein Mann – und ich sahen einander so ähnlich, dass wir früher oft für Bruder und Schwester gehalten wurden, als wir noch jünger waren.«
    »Also waren Sie lange verheiratet?«
    »Fast genau zweiundzwanzig Jahre. Aber ich kannte ihn schon, lange bevor meine erste Ehe geschieden wurde. Wir waren zusammen zur Grundschule gegangen. Ist es nicht seltsam, wie etwas so Simples – zusammen zur Schule gegangen zu sein – die Dinge einfacher macht, wenn man sich später im Leben wiederbegegnet, selbst wenn man sich jahrelang nicht gesehen hat? Es gab keine Verlegenheit zwischen uns, als wir nach meiner Scheidung von Jon anfingen, miteinander auszugehen.« Sie nahm sich einen Löffel Aioli und reichte die Schüssel dann an ihn weiter. Dann kostete sie den Krabbenkuchen. »Passabel. Was meinen Sie?«
    »Ich finde sie ausgezeichnet.«
    »Schmeichler! Gut aussehend und gut erzogen, merke ich. Ist Ihre Frau eine gute Köchin?«
    »Absolut grässlich!«
    »Dann muss sie andere Stärken haben.«
    Er dachte an Helen: ihr Lachen, diese unbändige Fröhlichkeit und ihre große Fähigkeit zum Mitgefühl. »Sie hat Hunderte Stärken.«
    »Was mangelnde Fähigkeiten in der Küche …«
    »… vollkommen irrelevant macht. Es gibt ja glücklicherweise Fastfood.«
    »Genau.« Sie lächelte und fügte dann hinzu: »Ich versuche, vom Thema abzulenken, wie Sie vermutlich bemerkt haben. Ist Jon etwas zugestoßen?«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe seit Jahren nicht mit ihm gesprochen. Unser ältestes Kind …«
    »Jamie.«
    »Ah. Sie wissen also Bescheid über Jamie?« Und als Lynley nickte, fuhr sie versonnen fort: »Ich denke, wir alle tragen aus diesem oder jenem Grund irgendwelche Narben aus der Kindheit mit uns herum. Auch Jon hatte welche. Sein Vater war ein harter Mann gewesen, mit fest geformten Vorstellungen, was seine Söhne mit ihrem Leben anfangen sollten. Er hatte beschlossen, sie sollten alle beide Naturwissenschaftler werden. Ich für meinen Teil finde, es ist ziemlich unklug, Kindern ihren Lebensweg vorzuschreiben, aber so war er nun einmal. Leider hatte keiner der Jungen das geringste Interesse an Naturwissenschaften, also haben sie ihn beide enttäuscht, und das hat er sie nie vergessen lassen. Jon war fest entschlossen, unseren Kindern kein solcher Vater zu sein – vor allem Jamie –, und ich muss sagen, das ist ihm gelungen. Wir waren beide gute Eltern. Ich bin zu Hause bei den Kindern geblieben, weil er darauf bestanden hat, und ich war durchaus seiner Meinung. Ich glaube, das hat eine wichtige Rolle gespielt. Wir standen unseren Kindern nahe. Und die Kinder standen einander nahe, selbst wenn die Altersunterschiede groß waren. Jedenfalls waren wir ein vertrauter, glücklicher kleiner Verein.«
    »Und dann starb Ihr Sohn.«
    »Und dann starb Jamie.« Sie legte das Besteck beiseite und faltete die Hände im Schoß. »Jamie war ein wunderbarer Junge. Oh, er hatte seine Macken. Welcher Junge in dem Alter hat die nicht? Aber im Grunde war er ein lieber Kerl. Liebenswert und liebevoll. Und einfach wunderbar zu seinen kleinen Schwestern. Sein Tod hat uns alle in den Grundfesten erschüttert, aber Jon konnte ihn einfach nicht verwinden. Ich dachte, irgendwann würde er es schaffen. Gib ihm Zeit, habe ich mir gesagt. Aber wenn das Leben eines Menschen nur noch vom Tod eines anderen bestimmt wird und es nichts anderes mehr für ihn gibt … Ich musste an die Mädchen denken, verstehen Sie? Und an mich selbst. Ich konnte so nicht länger leben.«
    »Wie konnten Sie nicht leben?«
    »Es war das Einzige, worüber er sprach, und, soweit ich sagen konnte, das Einzige, woran er dachte. Als hätte Jamies Tod sein Gehirn infiziert und alles aufgefressen, was nicht damit in Verbindung stand.«
    »Er war mit der polizeilichen Ermittlung unzufrieden und hat deshalb eine eigene in Auftrag gegeben.«
    »Er muss ein halbes Dutzend in Auftrag gegeben haben! Aber es führte zu nichts. Und jedes Mal, wenn eine Untersuchung ergebnislos endete, wurde er ein bisschen verrückter. Natürlich hatte er da auch schon sein Geschäft verloren, unsere Ersparnisse waren dahin, unser Haus ebenfalls, und das hat für ihn natürlich alles nur noch schlimmer gemacht, weil er wusste, dass er die Verantwortung dafür trug. Trotzdem konnte er nicht damit aufhören. Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass es an seiner Trauer und seinem Verlust nichts ändern würde, wenn jemand zur Rechenschaft

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