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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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allerdings weitgehend verhüllt war. »Ich versuche, die Rezepte auf eine Portion herunterzurechnen, aber Mathematik war nie meine Stärke, und meistens koche ich genug für vier.«
    »Das heißt, Sie leben allein?«
    »Hm. Ja.« Mit dem Pfannenheber lüpfte sie behutsam eine Ecke des Krabbenkuchens, um den Bräunungsgrad zu begutachten. »Perfekt«, murmelte sie, nahm einen Teller von einem nahen Schrank und legte mehrere Lagen Küchenpapier darauf. Vom Kühlschrank nahm sie eine kleine Rührschüssel. »Aioli«, erklärte sie und wies mit dem Kinn auf das Gemisch. »Roter Pfeffer, Knoblauch, Zitrone und so weiter. Bei einer guten Aioli ist das ausgewogene Verhältnis der verschiedenen Geschmacksrichtungen entscheidend. Das – und natürlich das Olivenöl. Sehr gutes Extra ist unerlässlich.«
    »Entschuldigung. Extra?«, fragte Lynley verständnislos.
    »Extra natives Olivenöl. Das jungfräulichste, das es gibt. Wenn man Jungfräulichkeit bei Oliven überhaupt abstufen kann. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nie so ganz verstanden, was es heißt, wenn ein Olivenöl jungfräulich ist. Sind Oliven Jungfrauen? Werden sie von Jungfrauen geerntet? Oder gepresst?« Sie trug die Aioli zum Küchentisch, wandte sich wieder zum Herd um und verfrachtete ihre Krabbenkuchen behutsam auf den Teller mit dem Küchenpapier. Dann rollte sie weitere Blätter ab, legte sie obenauf und betupfte die Küchlein vorsichtig, um möglichst viel des überschüssigen Öls aufzusaugen. Schließlich holte sie drei weitere Teller aus dem Ofen, und Lynley verstand, was sie gemeint hatte, als sie sagte, sie sei unfähig, ihre Rezepte auf eine Person herunterzurechnen. Jeder der Teller enthielt sowohl Küchenpapier als auch Krabbenküchlein. Sie schien mehr als ein Dutzend gebacken zu haben.
    »Man muss dafür nicht unbedingt frische Krabben verwenden«, belehrte sie ihn. »Man kann auch die aus der Dose nehmen. Ehrlich gesagt, ich finde, wenn die Krabben gekocht werden, kann man den Unterschied ohnehin nicht mehr schmecken. Isst man sie jedoch zu einem kalten Gericht, zu einem Salat oder Dip, ist man mit frischen besser bedient. Aber Sie müssen sich vergewissern, dass es wirklich frische Frische sind. Noch am selben Tag gefangen, meine ich.« Sie stellte die Teller auf den Tisch und forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Er werde sich doch sicher verführen lassen, hoffe sie. Sonst stehe zu befürchten, dass sie sie alle selbst essen werde, da ihre Nachbarn ihre kulinarischen Bemühungen nicht in dem Maße zu würdigen wüssten, wie sie es sich wünschte. »Ich habe keine Familie mehr, die ich bekochen könnte«, fügte sie hinzu. »Die Mädchen haben sich in alle Winde zerstreut, und mein Mann ist letztes Jahr gestorben.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Danke. Es kam ganz plötzlich, darum war es ein furchtbarer Schock. Bis zu dem Tag vor seinem Tod ging es ihm großartig. Und er war immer so sportlich! Dann klagte er über Kopfschmerzen, die sich nicht vertreiben ließen, und am nächsten Morgen starb er, als er gerade dabei war, sich die Socken anzuziehen. Ich hörte ein Geräusch und bin nachsehen gegangen, und da lag er auf dem Fußboden. Aneurysma.« Sie senkte den Blick, die Augenbrauen zusammengezogen. »Schwierig, sich nicht verabschieden zu können.«
    Lynley fühlte, wie die Stille des Erinnerns sich um ihn herabsenkte. Kerngesund am Morgen, tot, aus und vorbei am Nachmittag. Er räusperte sich rau. »Ja. Das kann ich mir vorstellen.«
    »Na ja. Irgendwann kommt man darüber hinweg«, sagte sie mit einem brüchigen Lächeln. »Jedenfalls hofft man das.« Sie ging zum Schrank und nahm zwei Teller heraus und aus einer Schublade Besteck. Dann deckte sie den Tisch. »Bitte, setzen Sie sich, Superintendent.«
    Sie fand eine Leinenserviette für ihn und benutzte ihre eigene, um ihre Brille zu säubern. Ohne die Brille hatte sie den vagen Blick der lebenslang Kurzsichtigen. »Na bitte«, sagte sie, als sie fertig war. »Jetzt kann ich Sie richtig sehen. Meine Güte, was für ein gut aussehender Mann Sie sind! Wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde es mir die Sprache verschlagen. Wie alt sind Sie?«
    »Achtunddreißig.«
    »Was ist ein Altersunterschied von dreißig Jahren schon unter Freunden?«, fragte sie lächelnd. »Sind Sie verheiratet?«
    »Meine Frau … Ja. Ja, das bin ich.«
    »Und ist Ihre Frau eine Schönheit?«
    »Allerdings.«
    »Blond wie Sie?«
    »Nein. Dunkelhaarig.«
    »Dann müssen Sie ein hübsches Paar abgeben.

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