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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Manieren die Hupe malträtiert hätte, sondern auch leichtsinnig: Ohne lange zu zögern, hätte sie versucht, den Bus auf der engen Straße zu überholen. Doch jetzt gab die Verzögerung ihr Gelegenheit zum Nachdenken, und es war der unkonventionelle Lebensstil der Frau, die sie gerade vernommen hatten, der sie beschäftigte. Sie fragte sich indes nicht nur, inwieweit dieser Lebensstil mit ihrem Fall in Zusammenhang stand, sondern sie bestaunte ihn auch. Und sie stellte fest, dass sie damit nicht allein war, denn Detective Sergeant Havers brachte das Thema schließlich zur Sprache.
    »Sie ist ein ganz schönes Luder. Das muss man ihr lassen.«
    Bea sah, dass Sergeant Havers sich nach ihrem Gespräch mit Aldara Pappas nach einer Zigarette sehnte. Sie hatte ihre Players-Schachtel aus der Handtasche gefischt und rollte nun eine Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, als hoffte sie, das Nikotin über die Haut zu absorbieren. Aber sie war klug genug, sie nicht anzuzünden.
    »Ich muss sie beinah bewundern«, gestand Bea. »Soll ich ehrlich sein? Ich wäre für mein Leben gern genauso.«
    »Wirklich? Sie haben's ja wohl faustdick hinter den Ohren, Detective! Haben Sie zu Hause einen Achtzehnjährigen im Kleiderschrank versteckt?«
    »Es geht doch um Bindungen«, antwortete Bea. »Darum, wie es ihr gelingt, sie zu vermeiden.« Sie bedachte den Reisebus vor ihnen und seine schwarze Abgaswolke mit einem Stirnrunzeln. Dann bremste sie ab, um ein wenig auf Abstand zu gehen. »Bindungen scheinen sie nicht zu interessieren. Sie scheint sie nicht einmal ansatzweise zu brauchen.«
    »Zu ihren Liebhabern, meinen Sie?«
    »Ist das nicht das Schreckliche daran, eine Frau zu sein? Sie lassen sich mit einem Mann ein, gehen ein, was Sie für eine Bindung halten, und dann auf einmal – zack! – tut er irgendetwas, was Ihnen beweist: Trotz all der Sehnsüchte, Regungen und absurd romantischen Vorstellungen in Ihrem treuen Herzchen ist er nicht im Geringsten an Sie gebunden.«
    »Persönliche Erfahrung?«, fragte Havers, und Bea fühlte ihren musternden Blick auf sich.
    »In gewisser Weise«, räumte Bea ein.
    »In welcher Weise?«
    »Die Weise, die in Scheidung endet, weil eine unvorhergesehene Schwangerschaft die Lebensplanung des Ehemanns durcheinanderbringt. Wobei ich immer finde, dass das ein Oxymoron ist.«
    »Was? Unvorhergesehene Schwangerschaft?«
    »Nein: Lebensplanung. Und wie steht es mit Ihnen, Sergeant?«
    »Ich halte mir all das vom Leib. Unvorhergesehene Schwangerschaften, Lebensplanung, Bindungen, das ganze Tamtam. Je mehr ich sehe und höre, umso überzeugter bin ich davon, eine Frau ist besser dran, wenn sie eine tiefe, bedeutungsvolle Liebesbeziehung mit einem Vibrator eingeht. Und sich möglicherweise eine Katze hält, aber nur möglicherweise. Es ist immer nett, abends zu einem Lebewesen nach Hause zu kommen, obwohl es notfalls auch eine Schusterpalme tut.«
    »Weise Worte«, räumte Bea ein. »Das erspart einem jedenfalls dieses ewige Männlich-Weiblich-Theater mit all seinen Missverständnissen und destruktiven Tendenzen. Aber ich glaube, letztlich läuft alles auf Bindung hinaus. Dieses Problem, das wir mit Männern zu haben scheinen. Frauen binden sich, Männer nicht. Das ist biologisch begründet, und wir wären vermutlich alle besser dran, wenn wir es fertig brächten, in Herden oder Rudeln oder so zu leben. Ein Männchen, das an einem Dutzend Weibchen herumschnüffelt, und die Weibchen akzeptieren das als Normalität.«
    »Sie brüten, während er … was tut? Einen Kadaver zum Frühstück heimschleift?«
    »Sie sind eine Gemeinschaft von Schwestern. Er nur Zierrat. Er erfüllt ihre Bedürfnisse, aber die Bindung gehen sie untereinander ein.«
    »Das ist mal ein Gedanke …«, stimmte Havers zu.
    »Aber wirklich.«
    Der Reisebus blinkte und bog ab, sodass die Straße endlich frei war. Bea beschleunigte. »Nun, Aldara scheint das Mann-Frau-Problem jedenfalls gelöst zu haben. Das Mädchen bindet sich nicht. Für den Fall, dass doch eine Bindung droht, wird einfach ein Zweitmann angeschafft. Und vielleicht gleich auch noch Nummer drei oder vier.«
    »Die Umkehr der Herdenidee.«
    »Wirklich bewundernswert.«
    Den Rest der Fahrt hingen sie dieser Idee schweigend nach und gelangten schließlich zur Princes Street und der Redaktion des Watchman. Dort konferierten sie kurz mit einer Empfangsdame und Sekretärin in Personalunion, die zu Beas Frisur bemerkte: »Super! Das ist genau die Farbe, die meine

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