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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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wäre doch gewiss besser, er würde bei den anderen Surfern warten, dort wo die Wellen sich einigermaßen regelmäßig brachen. Aber das war nicht seine Art, und wenn eine Welle kam, die ihm gefiel, paddelte er mit minimalem Aufwand und dreißig Jahren Erfahrung und stieg schließlich mühelos auf ihre Schulter.
    Die anderen beobachteten ihn. Er ließ sich elegant hineinfallen, glitt über die grüne Wasserwand hinab, carvte dann zurück in Richtung Barrel, und immer wenn es so aussah, als würde er den Bogen jeden Moment überspannen und stürzen, wusste er intuitiv, wann er wieder carven musste, und so gehörte die Welle ihm allein.
    Cadan brauchte keine Anzeigetafel mit Punkteständen und auch keinen Sportkommentator, um zu wissen, dass sein Vater gut war. Lew sprach nicht oft darüber, aber als junger Mann war er Wettkampfsurfer gewesen und hatte davon geträumt, um die Welt zu ziehen und Erfolge zu feiern, ehe das Miststück ihn mit zwei kleinen Kindern hatte sitzen lassen. Da war Lew gezwungen gewesen, seine Pläne zu beerdigen. Allein LiquidEarth verband ihn noch mit seinem alten Leben. Nachdem er früher seine eigenen Bretter gebaut hatte, baute er nun Bretter für all die anderen, die quasi stellvertretend für ihn um die Welt vagabundierten. Es musste schwer für seinen Vater gewesen sein, seinen Lebenstraum aufzugeben, erkannte Cadan, und er fragte sich, warum er nie zuvor darüber nachgedacht hatte.
    Als Lew aus dem Wasser kam, wartete Cadan bereits auf ihn. Er hatte ein Handtuch aus dem RAV4 geholt und hielt es seinem Vater wortlos hin. Lew lehnte sein Shortboard an den Wagen und nahm das Handtuch mit einem Nicken entgegen. Dann zog er die Kapuze ab und rubbelte sich die Haare trocken, ehe er sich aus dem Neoprenanzug zu schälen begann. Er hatte seinen Winteranzug gewählt, sah Cadan. Es würde noch zwei Monate dauern, ehe das Wasser sich erwärmte.
    »Was machst du hier, Cadan?«, fragte Lew schließlich. »Und wie bist du hierhergekommen? Müsstest du nicht bei der Arbeit sein?« Er streifte den Anzug von den Beinen und wickelte sich das Handtuch um die Hüften. Aus dem Wagen holte er sich ein T-Shirt und dann ein Sweatshirt mit dem Logo von LiquidEarth. Erst als er beides übereinander angezogen hatte, stieg er umständlich aus der Badehose. Er schwieg, bis er vollständig angezogen war und seine Ausrüstung hinten im Auto verstaut hatte. Dann wiederholte er seine Fragen: »Was machst du hier, Cadan? Wie bist du hergekommen?«
    »Jago hat mir seinen Wagen geliehen.«
    Lew sah sich auf dem Parkplatz um und entdeckte den Defender. »Ohne Führerschein«, bemerkte er.
    »Ich bin vorsichtig gefahren. Wie eine Nonne.«
    »Darum geht es nicht. Und wieso bist du nicht bei der Arbeit? Bist du rausgeflogen?«
    Cadan hatte nicht damit gerechnet, aber er fühlte die plötzliche Wut in sich aufwallen, die stets das einzig verlässliche Ergebnis seiner Unterhaltungen mit Lew zu sein schien. Ohne zu bedenken, wohin es führen würde, sagte er: »War ja klar, dass du das denkst.«
    »Deine Vergangenheit legt den Schluss nahe.« Lew ging um Cadan herum und nahm das Board in beide Hände. Auf der anderen Seite des Parkplatzes gab es Duschen, und dort hätte er das Salzwasser von seiner Ausrüstung spülen können, aber das würde er zu Hause nachholen, weil er es dort gründlicher würde tun können, was mehr seiner Neigung entsprach. Und Cadan schien es, als sei ebendas – seine Neigung, nicht etwa der weise Rat eines anderen – entscheidend für alles, was sein Vater tat.
    »Zufällig bin ich nicht rausgeflogen«, stellte Cadan klar. »Ich hab da sogar einen verdammt guten Job gemacht.«
    »Verstehe. Gratuliere. Also, was führt dich dann hierher?«
    »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden. Jago hat mir gesagt, dass du hier bist. Und mir seinen Wagen angeboten, nebenbei bemerkt, ich habe ihn nicht darum gebeten.«
    »Und worüber willst du mit mir reden?« Lew knallte die Hecktür des RAV4 zu. Von der Fahrerseite aus durchwühlte er eine Papiertüte und brachte ein Sandwich in einer Plastikverpackung zum Vorschein. Er zog die Folie auf und nahm eine Hälfte heraus. Die andere bot er Cadan an.
    Cadan wertete es als Friedensangebot. Er schüttelte den Kopf, bedankte sich aber. »Darüber, dass ich zu LiquidEarth zurückkommen möchte«, antwortete er dann. »Wenn du mich nimmst«, fügte er als seinen Friedensbeitrag hinzu. Sein Vater war derjenige, der in dieser Situation die Oberhand hatte, und Cadan wusste, es

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