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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Ungeziefer.«
    »Aber Cadan fasst ihn doch auch an!«
    Ione warf ihrer Tochter einen Blick zu, der zu sagen schien: Und schau dir Cadan doch bitte einmal an!
    Jennie interpretierte den Gesichtsausdruck ihrer Mutter genau so, wie diese es beabsichtigt hatte. Sie warf sich zurück ins Sofa, die Beine vor sich ausgestreckt, und machte einen Schmollmund – die Mimik, so stellte Cadan verblüfft fest, eine unbeabsichtigte Imitation ihrer Mutter. Zweifellos war das Gefühl, das ihr zugrunde lag, ebenfalls das gleiche: Enttäuschung. Cadan war versucht, Ione Soutar zu erklären, dass sie auch weiterhin enttäuscht würde, so lange sie die Absicht hatte, seinen Vater zu heiraten. Oberflächlich betrachtet, sah es so aus, als passten die beiden perfekt zusammen: zwei unabhängige Geschäftsleute mit Werkstätten, die nicht weit auseinander am Binner Down lagen, beides Eltern, die seit Jahren ohne Partner lebten, beide surften, sie hatten jeweils zwei Kinder, zwei davon Mädchen, die sich ebenfalls fürs Surfen interessierten, und ein drittes, älteres Mädchen, das als Vorbild und Lehrerin fungieren konnte, sie waren familienorientiert … vermutlich hatten sie obendrein guten Sex, aber darüber wollte Cadan lieber nicht nachdenken, denn die Vorstellung von seinem Vater in leidenschaftlicher Umarmung mit Ione verursachte ihm eine Gänsehaut. Der äußere Anschein hätte tatsächlich den Schluss nahegelegt, dass diese Beziehung nach nunmehr drei Jahren zu einer gewissen Bindungswilligkeit bei Lew Angarrack hätte führen können. Aber das war nicht der Fall, und Cadan hatte genug Telefonate mitangehört – jedenfalls was den Part seines Vaters anging –, um zu wissen, dass Ione mit der Situation nicht länger zufrieden war.
    Gerade jetzt war sie außerdem auch noch sauer. Zwei Pukka-Pizzas standen in der Küche und waren längst kalt geworden, während sie auf Lews Heimkehr wartete. Ihr Warten erschien Cadan von Minute zu Minute sinnloser. Sein Vater hatte geduscht, sich umgezogen und war zu einer ganz und gar vergeblichen Mission aufgebrochen.
    Cadan hatte den Eindruck, dass der Grund für Lews plötzlichen Aufbruch Will Mendicks Besuch gewesen war. Will war in seinem asthmatischen, alten Käfer die Victoria Road heraufgekommen, und als er seine schlaksige Gestalt aus dem Wagen geschält und an der Haustür geklopft hatte, hatte Cadan ihm schon an seinem geröteten Gesicht angesehen, dass ihm etwas auf der Seele lag.
    Will hatte ohne Umschweife nach Madlyn gefragt, und als Cadan entgegnete, sie sei nicht zu Hause, fragte Will: »Wo ist sie denn dann? In der Bäckerei war sie auch nicht.«
    »Noch haben wir sie nicht mit einem Peilsender versehen, Will«, erklärte Cadan. »Das machen wir erst nächste Woche.«
    Will war anscheinend nicht nach Scherzen zumute. »Ich muss sie finden.«
    »Warum?«
    Also erzählte Will, was er im Clean-Barrel-Surfshop erfahren hatte: Santo Kerne war tot, sein Schädel zermatscht oder was immer passierte, wenn man beim Abseilen stürzte.
    »Er ist allein geklettert?« Dass er überhaupt klettern gewesen war, schien merkwürdig; Cadan wusste, was Santo Kerne in Wirklichkeit am liebsten tat, nämlich surfen und vögeln und vögeln und surfen, und beides fiel ihm mühelos zu.
    »Ich hab nichts davon gesagt, dass er allein war«, entgegnete Will scharf. »Ich weiß nicht, ob jemand bei ihm war, und wenn ja, wer. Wie kommst du darauf, dass er allein war?«
    Cadan musste nicht antworten, denn Lew hatte offenbar Wills Stimme gehört und aus dem Tonfall herausgelesen, dass irgendetwas Schreckliches passiert sein musste. Er war aus dem rückwärtigen Teil des Hauses gekommen, wo er am Computer gearbeitet hatte, und Will setzte auch ihn ins Bild. »Ich bin hier, um es Madlyn zu sagen«, erklärte er.
    Oh, klar doch, dachte Cadan. Jetzt war der Weg zu Madlyn frei, und Will war kein Typ, der an einer offenen Tür achtlos vorüberging.
    »Verdammt«, murmelte Lew nachdenklich. »Santo Kerne.«
    Die Nachricht hat keinen von uns übermäßig erschüttert, gestand Cadan sich im Stillen ein. Er selbst war vielleicht noch am meisten betroffen, aber das lag daran, dass für ihn dabei am wenigsten auf dem Spiel stand.
    »Dann mach ich mich mal auf die Suche nach ihr«, hatte Will Mendick gesagt. »Habt ihr eine Ahnung, wo …«
    Wer konnte das schon wissen? Madlyn hatte seit der Trennung von Santo eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchgemacht. Zuerst war sie untröstlich gewesen, dann war der Kummer einem

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