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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Morgenkaffee und betrachtete ihren Exmann über den Rand hinweg, um zu ergründen, ob sie noch mehr sagen sollte. Ray hatte aus den verschiedensten Gründen ein schlechtes Gewissen, und Bea hatte keine Bedenken, die entsprechenden Knöpfe zu drücken, wenn es ihrer Sache dienlich war.
    »Es geht nicht«, entgegnete er. »Selbst wenn es möglich wäre, kann ich die nötigen Strippen nicht ziehen.«
    »Als Assistant Chief Constable? Also, ich bitte dich!« Sie konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, die Augen zu verdrehen. Sie wusste genau, dass er das verabscheute, und wenn sie es täte, würde er punkten. Es gab Gelegenheiten, da es sich als ausgesprochen nützlich erwies, jemanden aus zwanzig Jahren Ehe zu kennen, und dies war eine solche Gelegenheit. »Du kannst doch nicht allen Ernstes erwarten, dass ich dir das abkaufe.«
    »Das kannst du halten, wie du willst«, erwiderte Ray. »Aber wie dem auch sei. Du weißt noch überhaupt nicht, womit du es hier eigentlich zu tun hast, und das wirst du auch nicht wissen, ehe du aus der Rechtsmedizin gehört hast. Du bist voreilig. Das bist du übrigens oft, nebenbei bemerkt.«
    Das ging unter die Gürtellinie, dachte sie. Es war eine dieser Exmann-Bemerkungen, die Sorte, die zu einem Streit führte, in dessen Verlauf Dinge gesagt wurden, die verletzten. Sie gedachte nicht, sich darauf einzulassen, sondern ging zur Kaffeemaschine und schenkte sich nach. Sie hob die Glaskanne in seine Richtung. Wollte er noch eine Tasse? Er wollte. Er trank seinen Kaffee schwarz, genau wie sie – und das machte die Dinge so einfach, wie sie zwischen einem Mann und einer Frau eben sein konnten, die seit beinahe fünfzehn Jahren geschieden waren.
    Um zwanzig nach acht hatte er vor ihrer Tür gestanden. Bea hatte in der Erwartung geöffnet, den Kurier aus London früher als angekündigt vorzufinden, doch stattdessen stand dort ihr Exmann auf der Matte. Er sah stirnrunzelnd zum Wohnzimmerfenster hinüber, wo auf einem Gestell mit drei Etagen eine Ansammlung von Topfpflanzen stand, die sich im Endstadium eines Todeskampfes der Vernachlässigung befanden. Ein Schild darüber informierte: ›Spendenkasse. Erlös für Pflegebedürftige. Geld bitte in Kasten legen.‹ Doch von Bea konnten die armen Pflegebedürftigen wohl keinen größeren Beitrag für ihre Sache erwarten.
    »Du hast immer noch keinen grünen Daumen, wie ich sehe«, hatte Ray bemerkt.
    »Ray! Was willst du denn hier? Wo ist Pete?«
    »Wo soll er schon sein? In der Schule. Und zutiefst unglücklich darüber, dass er heute Morgen zwei Eier essen musste anstelle von … Seit wann kriegt er bei dir kalte Pizza zum Frühstück?«
    »Er lügt dich an. Na ja … Es war wirklich nur ein einziges Mal. Das Problem ist, dass er ein unfehlbares Gedächtnis hat.«
    »Wir wissen, von wem er das hat.«
    Sie war zurück in die Küche gegangen, ohne zu antworten. Er war ihr gefolgt, eine Plastiktüte in der Hand, die er auf dem Tisch abstellte. Sie enthielt den Grund für seinen Besuch: Petes Fußballschuhe. Sie wolle doch wohl nicht, dass der Junge seine Schuhe im Haus seines Vaters ließ? Oder dass er sie mit zur Schule nahm? Darum habe besagter Vater sie vorbeibringen wollen.
    Sie hatte ihm einen Kaffee angeboten. »Du weißt ja, wo die Becher stehen.« Und sofort hatte sie das Angebot bereut, denn die Kaffeemaschine stand gleich neben dem Kalender, der nicht nur Petes Termine enthielt, sondern auch ihre eigenen. Letztere waren zwar kryptisch formuliert, aber Ray war kein Idiot. Als er mit leicht gerunzelter Stirn die Eintragungen betrachtete, wusste sie genau, was er sah: MotorMaulWichser und ProblemBärWichser . Hätte Ray die letzten drei Monate durchgeblättert, wäre er noch auf mehr gestoßen. Fünfzehn Wochen Internetdating: Es mochte Millionen von Fischen in diesem Männermeer da draußen geben, aber in Beas Netz verfingen sich immer nur rostige Töpfe und Seetang.
    Um von ihrer Partnersuche abzulenken, hatte sie angefangen, über die Vorteile zu sprechen, die eine Einsatzzentrale in Casvelyn böte. Mit Bodmin wäre natürlich wesentlich weniger Aufwand verbunden. Aber Bodmin war eben auch meilenweit von Casvelyn entfernt, und nur schmale, gewundene Landsträßchen, auf denen man so gut wie nicht von der Stelle kam, verbanden die beiden Orte miteinander. Bea brauchte eine Einsatzzentrale, die näher am Tatort lag.
    »Du weißt doch nicht einmal, ob es sich um einen Tatort handelt«, gab er zu bedenken. »Vielleicht war es wirklich nur

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