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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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eine Verabredung hatte oder vielleicht auch nur hoffte, später noch ein Mädchen abzuschleppen.«
    »Oder sich vielleicht nur wie ein ganz normaler Achtzehnjähriger verhielt«, warf Ray ein. »Ich wünschte, alle Jungen in dem Alter wären für den Fall der Fälle mit Kondomen ausgerüstet. – Was war mit Lynley?«
    »Kondome? Lynley? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Wie war euer Gespräch?«
    »Man kann kaum erwarten, dass er sich durch die Anwesenheit einer Polizistin einschüchtern lässt, also würde ich sagen, das Gespräch verlief zufriedenstellend. Ganz gleich wie ich die Fragen gestellt habe, seine Antworten hatten Hand und Fuß. Ich glaube, er sagt die Wahrheit.«
    »Aber …?«, hakte Ray nach. Er kannte sie viel zu gut, ihren Tonfall und den Ausdruck, den sie offenbar vergebens von ihrem Gesicht fernzuhalten versuchte.
    »Die andere Zeugin macht mir Sorgen.«
    »Ah, die Frau im Cottage. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Daidre Trahair. Veterinärin aus Bristol.«
    »Und was genau macht dir Sorgen an der Veterinärin aus Bristol?«
    »Ich hab ein Gespür für solche Sachen.«
    »Das weiß ich nur zu gut. Und was sagt dein Gespür dir dieses Mal?«
    »Dass sie an irgendeinem Punkt gelogen hat. Ich will wissen, wo genau.«
    Daidre parkte ihren Vauxhall ordentlich an der stadtzugewandten Seite des Parkplatzes am St. Mevan Crescent, der in einer langen Kurve am alten King-George-Hotel vorbei zum St. Mevan Beach hinab verlief. Jenseits des Hotels stand eine Reihe baufälliger blauer Strandhütten. Als sie Thomas Lynley am unteren Ende der Belle Vue Lane abgesetzt und ihm den Weg zu den Geschäften gewiesen hatte, hatten sie sich auf zwei Stunden verständigt.
    »Ich hoffe, ich mache Ihnen nicht zu viele Umstände«, hatte er ein wenig verlegen gesagt.
    Keineswegs, hatte sie versichert. Sie habe selber allerhand in der Stadt zu erledigen. Er solle sich Zeit lassen und all das kaufen, was er benötigte.
    Zuerst hatte er gegen diesen Vorschlag protestiert, als sie ihn am Salthouse Inn abgeholt hatte. Obwohl er wesentlich besser duftete als am Tag zuvor, trug er immer noch den grässlichen Overall und hatte nichts als Socken an den Füßen. Diese hatte er in weiser Voraussicht ausgezogen, ehe er den schlammigen Pfad zu ihrem Wagen eingeschlagen hatte, und als sie ihm zweihundert Pfund aufzwingen wollte, hatte er versucht, ihr weiszumachen, die Anschaffung neuer Kleidung könnte warten.
    »Bitte«, hatte sie gesagt. »Seien Sie nicht albern, Thomas. Sie können hier nicht durch die Gegend laufen wie jemand von der Seuchenschutzbehörde oder wie immer das heißt. Zahlen Sie mir das Geld irgendwann zurück.« Und lächelnd hatte sie hinzugefügt: »Ich bedaure, dass ich diejenige sein muss, die Ihnen den Hinweis gibt, aber Weiß steht Ihnen ganz und gar nicht.«
    »Wirklich nicht?« Er schmunzelte leicht.
    Er hatte ein nettes Lächeln, bemerkte sie, und ihr ging auf, dass es das erste Mal war, dass sie es gesehen hatte. Es hatte am Vortag aber auch nicht allzu viel gegeben, worüber man sich hätte freuen können. Trotzdem … Ein Lächeln war für die meisten Menschen doch etwas ganz Natürliches, bedeutete nichts weiter als eine Geste der Höflichkeit, und darum erschien es ihr ungewöhnlich, dass jemand so ernst war.
    »Kein bisschen«, antwortete sie. »Also, kaufen Sie sich etwas Passendes.«
    »Danke«, hatte er gesagt. »Sie sind sehr freundlich.«
    »Ich habe ein Herz für Verletzte«, hatte sie entgegnet. Daraufhin hatte er versonnen genickt und einen Moment durch die Windschutzscheibe auf die schmale, zum höher gelegenen Teil der Stadt ansteigende Belle Vue Lane geblickt. Schließlich hatte er gesagt: »Zwei Stunden also«, war ausgestiegen, und sie rätselte, was ihm auf der Seele liegen mochte.
    Während er barfüßig auf ein Outdoor-Bekleidungsgeschäft zuging, fuhr sie davon. Sie hatte gewinkt, als sie ihn passierte, und im Rückspiegel gesehen, dass er ihr nachsah, bis eine Kurve sie von seinem Blick abschnitt, die Straße sich gabelte und von dort aus in eine Richtung zum Parkplatz, in die andere zum St. Mevan Down führte.
    Dies war der höchste Punkt in Casvelyn. Von hier aus konnte man die ganze Reizlosigkeit der Kleinstadt überblicken. Ihre Glanzzeit lag mehr als siebzig Jahre zurück in einer Epoche, da es Mode gewesen war, zur Sommerfrische an die See zu fahren. Heute lebte sie hauptsächlich von den Surfern und anderen Outdoor-Sportlern. Die Cafés waren schon vor langer Zeit

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