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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Wände in Santos Zimmer waren mit Surfpostern tapeziert, und Bea war zu der Überzeugung gelangt, was McNulty nicht über das Surfen wusste, über die Schauplätze der Fotos und die Surfer darauf, war auch nicht wissenswert. Sie konnte zwar nicht sagen, ob seine Expertise sich auch nur im Geringsten als relevant erweisen würde. Aber sie war erleichtert, dass er sich wenigstens mit irgendetwas auskannte.
    »Jaws«, flüsterte er ehrfürchtig und betrachtete mit staunenden Augen einen Wasserberg, über den ein höchstens daumengroßer Irrer hinwegrauschte. »Verdammt noch mal, sehen Sie sich den Typen an! Das ist Hamilton. Vor Maui. Der Kerl ist wahnsinnig! Es gibt nichts, was er nicht täte. Gott, sieht das nicht aus wie ein Tsunami?« Er pfiff anerkennend durch die Zähne und schüttelte den Kopf.
    Ben Kerne war mit ihnen nach oben gekommen, hatte aber an der Schwelle innegehalten. Dellen war unten in der Lounge geblieben. Bea hatte messerscharf erkannt, dass Kerne sie nicht hatte allein lassen wollen. Hin- und hergerissen war er zwischen der Polizei und seiner Frau. Doch er konnte nicht gleichzeitig Beas Anliegen nachkommen und Dellen im Auge behalten. Letztlich hatte er keine Wahl gehabt. Die Beamten hätten auf der Suche nach Santos Zimmer das gesamte Hotel durchstreift, während er seine Frau beaufsichtigte. Also hatte er sie selber hingeführt, aber es war unschwer zu sehen, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    »Ich wusste gar nicht, dass Santo gesurft hat«, sagte Bea über die Schulter zu Ben Kerne, der noch immer an der Tür stand.
    Er antwortete: »Er hat angefangen zu surfen, als wir nach Casvelyn kamen.«
    »Ist seine Ausrüstung hier? Surfbrett, Neoprenanzug und was man sonst noch braucht …«
    »Kapuze«, murmelte McNulty, »Handschuhe, Stiefel, Ersatzfinnen …«
    »Das reicht, Constable«, fuhr Bea ihm über den Mund. »Mr. Kerne wird sicher wissen, was ich meine.«
    »Nein. Er hat seine Ausrüstung an einem anderen Ort verwahrt«, erwiderte Ben Kerne.
    »Ach, wirklich? Warum?«, fragte Bea. »Nicht gerade praktisch, oder?«
    Ben betrachtete die Poster, während er antwortete: »Ich nehme an, er wollte sie nicht hier aufbewahren.«
    »Warum nicht?«, wiederholte sie.
    »Er hat wohl befürchtet … ich könnte irgendetwas damit anstellen.«
    »Ah. – Constable?« Zufrieden nahm Bea zur Kenntnis, dass Mick McNulty ihren Wink auf Anhieb verstanden hatte und sich schleunigst wieder seinem Notizbuch widmete, auch wenn Ben Kerne auf Nachfrage nicht sagen konnte, wo Santo seine Ausrüstung denn nun verwahrt hatte. Bea hakte nach: »Wieso sollte Santo glauben, Sie würden irgendetwas damit … anstellen, Mr. Kerne? Oder meinten Sie mit ›anstellen‹ manipulieren?« Und sie dachte: Erst die Surfausrüstung, dann die Kletterausrüstung?
    »Er wusste, dass ich es nicht gern sah, wenn er surfte.«
    »Wirklich nicht? Verglichen mit dem Klettern scheint es mir aber der harmlosere Sport zu sein.«
    »Kein Sport ist wirklich harmlos, Inspector. Aber das war nicht der Grund.« Kerne schien nach Worten zu ringen, um zu erklären, was er meinte, und trat schließlich zu ihnen in den Raum. Versteinert starrte er auf die Poster.
    »Surfen Sie selbst, Mr. Kerne?«, fragte Bea.
    »Ich hätte mit Sicherheit nichts dagegen gehabt, dass Santo surft, wenn ich es selbst täte, oder?«
    »Ich weiß es nicht. Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie die eine Sportart billigen, nicht aber die andere.«
    »Es geht um die Typen, verstehen Sie?« Kerne warf Constable McNulty einen entschuldigenden Blick zu. »Ich wollte nicht, dass er sich mit anderen Surfern herumtreibt, weil für so viele von ihnen der Sport das einzig Wichtige auf der Welt ist. Ich wollte nicht, dass er so wird: dieses ewige Herumlungern, immer nur auf die nächstbeste Gelegenheit zum Surfen warten – ein Leben, das nur von Isobarenkarten und Gezeitentabellen definiert wird. Ewig fahren sie nur die Küste auf und ab, um die perfekte Welle zu erwischen. Und wenn sie nicht surfen, dann reden sie darüber oder kiffen, und anschließend stehen sie in ihren Neoprenanzügen zusammen und reden immer noch darüber. Es gibt Jungs – und inzwischen sogar ein paar Mädchen, muss ich zugeben –, deren ganzes Leben sich einzig und allein darum dreht, Wellen zu reiten und rund um den Globus zu ziehen, um immer neue Wellen auszumachen. Ich wollte nicht, dass Santo so wird. Würden Sie das für Ihren Sohn oder Ihre Tochter wollen?«
    »Und ein Leben, das sich

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