Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
irgendjemanden. Unter keinen Umständen.«
    Das war eine interessante Formulierung, fand Bea. Sie fragte: »Aber Sie wollten gerne, dass er sich bindet?«
    »Wie jeder Vater wollte ich, dass er anständig bleibt und sich nicht in Schwierigkeiten bringt.«
    »Das sind eher bescheidene Erwartungen. Hatten Sie keine größeren Pläne für Ihren Sohn?«
    Ben Kerne antwortete nicht. Bea hatte das untrügliche Gefühl, dass er ihr etwas verheimlichte, und ihre Erfahrung sagte, wenn jemand das während einer Mordermittlung tat, dann für gewöhnlich aus Selbstschutz.
    »Haben Sie Santo je geschlagen, Mr. Kerne?«, fragte sie.
    Der Blick, den er auf sie gerichtet hielt, blieb stetig. »Diese Frage habe ich Ihnen bereits beantwortet.«
    Sie ließ zu, dass das Schweigen sich in die Länge zog, aber dieses Mal trug es keine Früchte. Es blieb ihr nichts anderes übrig als fortzufahren, und das tat sie, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf Santos Computer richtete. Den werde sie mitnehmen müssen, erklärte sie. Constable McNulty werde ihn abbauen und die einzelnen Teile zum Wagen hinuntertragen. Dann nahm sie sich den Papierstapel vor, den Kerne hatte zur Hand nehmen wollen. Sie drehte die Blätter um und legte sie behutsam nebeneinander. Jede Menge Skizzen, stellte sie fest, die alle in der einen oder anderen Weise den Namen ›Adventures Unlimited‹ enthielten. Ein Beispiel zeigte die beiden Wörter zu einer Welle geformt. Im nächsten bildete der Schriftzug ein rundes Logo, in dessen Zentrum das King-George-Hotel stand. Auf dem dritten war er das Fundament, auf dem angedeutete männliche und weibliche Silhouetten alle möglichen sportlichen Heldentaten vollbrachten. Auf wieder einer anderen Skizze bildeten die Wörter ein Klettergerät.
    »Er … O mein Gott.«
    Bea hob den Kopf und sah Kernes erschütterten Gesichtsausdruck. »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Er hat T-Shirt-Logos entworfen. Auf seinem Computer. Er hat … Anscheinend hat er an einer Marketingidee für unser Unternehmen gearbeitet. Ich hatte ihn nicht darum gebeten. Gott, Santo …«
    Letzteres klang beinahe wie eine Entschuldigung. Bea fand, dies sei ein guter Zeitpunkt, um ihn erneut nach Santos Kletterausrüstung zu fragen. Kerne erklärte, sie sei samt und sonders verschwunden, jedes einzelne Grigri, jeder Klemmkeil, jedes Seil – einfach alles.
    »Hätte er all das für seine Kletterpartie gebraucht? Die komplette Ausrüstung?«
    Kerne verneinte. Entweder habe Santo beschlossen, die Ausrüstung ohne das Wissen seines Vaters andernorts aufzubewahren, oder aus unerfindlichen Gründen alles mitgenommen, als er am Vortag zu seiner tödlichen Klettertour aufgebrochen war.
    »Aber warum hätte er das tun sollen?«, fragte Bea.
    »Wir hatten uns gestritten. Vielleicht als Trotzreaktion darauf. Um es mir zu zeigen …«
    »Eine Trotzreaktion, die zu seinem Tod geführt hat? Vielleicht zu aufgewühlt, um seine Ausrüstung mit der nötigen Sorgfalt zu überprüfen? War er der Typ für Hauruck-Aktionen?«
    »Impulsiv, meinen Sie? Ob er impulsiv genug war, klettern zu gehen, ohne seine Ausrüstung zu checken? Ja«, räumte Kerne ein. »Er war genau der Typ, um so etwas zu tun.«
    Der letzte Heizkörper! Gepriesen sei Gott – oder wen immer man pries, wenn eine Preisung angesagt war. Nicht der letzte Heizkörper im ganzen Hotel, aber zumindest der letzte, den er heute anstreichen musste. Wenn er eine halbe Stunde dafür veranschlagte, die Pinsel zu reinigen und die Lackdosen zu verschließen – und nach all den Jahren, die er für seinen Vater gearbeitet hatte, hatte Cadan reichlich Praxis darin, Tätigkeiten in die nötige Länge zu ziehen –, dann wäre es an der Zeit, Feierabend zu machen. Ein Glück! Sein unterer Rücken schmerzte, und sein Kopf hämmerte schon wieder von den Farbdünsten. Ganz offensichtlich war er für diese Art Arbeit nicht geschaffen.
    Cadan hockte sich auf den Boden, lehnte sich ein wenig zurück und bewunderte sein Werk. Wie blöd konnte man sein, den Teppichboden verlegen zu lassen, bevor die Heizkörper angestrichen worden waren, fand Cadan. Aber er hatte es geschafft, auch die letzten Tropfen mit emsigem Rubbeln zu entfernen, und er nahm an, die Spritzerchen, die jetzt noch da waren, würden die Vorhänge verdecken. Außerdem waren es die einzigen ernsthaften Spritzer, die er heute gemacht hatte, und das allein war schon eine reife Leistung.
    »Wir hauen ab, Pooh«, verkündete er.
    Der Papagei lotete sein Gleichgewicht auf

Weitere Kostenlose Bücher