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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Cadans Schulter aus und antwortete mit einem Krächzen, gefolgt von: »Schießt Bolzen auf den Kühlschrank! Ruft die Bullen! Ruft die Bullen!« – einer weiteren Kostprobe seines seltsamen Zitatenschatzes.
    Die Tür öffnete sich, gerade als Pooh mit den Flügeln schlug, was üblicherweise einem Flug zum Fußboden oder aber der Ausführung einer wesentlich unwillkommeneren Körperfunktion auf Cadans Schulter vorausging. »Wehe, Kumpel«, warnte Cadan, und gleichzeitig fragte eine weibliche Stimme: »Entschuldigung, aber wer sind Sie? Was tun Sie hier?«
    Die Sprecherin entpuppte sich als eine Frau in Schwarz. Cadan ahnte, dass es sich um Santo Kernes Mutter Dellen handeln müsse. Ungeschickt rappelte er sich auf, und schon gab Pooh ein weiteres Sätzchen zum Besten: »Polly will vögeln! Polly will vögeln!« Er bewies damit nicht zum ersten Mal, wie tief er von einem Moment zum anderen sinken konnte.
    »Was ist das denn?«, fragte Dellen Kerne, und es war offensichtlich der Vogel, den sie meinte.
    »Ein Papagei.«
    Ihr Ausdruck verriet Verärgerung. »Das sehe ich selbst«, erwiderte sie. »Ich bin weder blöd noch blind. Welche Art Papagei, was tut er hier, und davon ganz abgesehen, was tun Sie hier?«
    »Ein mexikanischer Papagei.« Cadan spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, aber er wusste, die Frau würde sein Unbehagen nicht bemerken, denn sein dunkler Teint neigte nicht dazu zu erröten, wenn ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Sein Name ist Pooh.«
    »Wie in Pooh der Bär?«
    »Nein, wie in: ›Puh, du hast schon wieder auf den Wohnzimmerteppich gekackt!‹«
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Warum kenne ich Sie nicht? Warum habe ich Sie hier bisher noch nie gesehen?«
    Cadan stellte sich vor. »Ben … Mr. Kerne hat mich erst gestern eingestellt. Wahrscheinlich hat er vergessen, Ihnen das zu erzählen, wegen …« Er begriff zu spät, wohin seine Worte ihn führten, um es noch verhindern zu können. Er presste die Lippen zusammen und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Er hatte den ganzen Tag nicht nur damit zugebracht, Heizkörper anzupinseln und davon zu träumen, was sich aus der Minigolfanlage machen ließ, sondern ebenso damit, eine Begegnung wie diese zu vermeiden: Auge in Auge mit einem von Santo Kernes Eltern – und das in einem Moment, da ihr Verlust noch so allgegenwärtig war, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als in irgendeiner Weise sein Beileid zu bekunden. Er sagte: »Tut mir leid, die Sache mit Santo.«
    Sie wirkte gelassen. »Natürlich tut es Ihnen leid.«
    Was immer das heißen sollte. Cadan trat von einem Fuß auf den anderen. Er hielt immer noch einen Pinsel in der Hand, und plötzlich kam er sich idiotisch vor und fragte sich, was er damit tun sollte. Oder mit den Farbdosen. Sie waren ihm gebracht worden, aber es hatte ihm niemand gesagt, wo er sie am Ende des Arbeitstages hinräumen sollte, und er hatte vergessen, danach zu fragen.
    »Haben Sie ihn gekannt?«, fragte Dellen unvermittelt. »Haben Sie Santo gekannt?«
    »Ein bisschen. Ja.«
    »Und was haben Sie von ihm gehalten?«
    Jetzt stand er auf dünnem Eis. Die einzige Antwort, die Cadan einfiel, lautete: »Er hat bei meinem Dad ein Surfboard gekauft.« Er erwähnte Madlyn nicht, wollte Madlyn nicht erwähnen, wollte nicht darüber nachdenken, warum er Madlyn nicht erwähnen wollte.
    »Ich verstehe. Ja. Aber das ist nicht die Antwort auf meine Frage, oder?« Dellen trat tiefer in den Raum hinein. Aus irgendeinem Grund ging sie an den Einbauschrank, öffnete ihn und schaute hinein – sprach gleichsam in den Schrank hinein, als sie sagte: »Santo war mir sehr ähnlich. Das können Sie nicht wissen, wenn Sie ihn nicht kannten. Und Sie kannten ihn nicht, oder? Nicht richtig.«
    »Wie gesagt. Flüchtig. Wir sind uns hin und wieder über den Weg gelaufen. Später nicht mehr so oft, aber als er mit dem Surfen anfing, häufiger.«
    »Weil Sie selber surfen?«
    »Ich? Nein. Na ja, ich meine, ich hab's natürlich mal versucht. Aber es ist nicht so, als wär's die einzige Sache … Ich meine, ich habe auch noch andere Interessen.«
    Sie kehrte dem Schrank den Rücken. »Wirklich? Und zwar? Sport, nehme ich an. Sie sehen sehr fit aus. Und Frauen. Für junge Männer in Ihrem Alter gehören Frauen für gewöhnlich zu den Hauptinteressen. Sind Sie genauso wie andere junge Männer?« Sie runzelte die Stirn. »Können wir das Fenster öffnen? Der Farbgeruch …«
    Cadan wollte schon sagen, es sei doch ihr Hotel, und

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