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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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ums Klettern dreht …«
    »Das tat es ja gar nicht! Und wenigstens ist das ein Sport, bei dem man auf andere angewiesen ist. Es ist nicht so einsam, wie das Surfen es sein kann – und meistens ja auch wirklich ist. Ein Surfer allein auf den Wellen: Das sieht man immerzu. Ich wollte nicht, dass er allein dort draußen ist. Ich wollte, dass er mit anderen zusammen ist. Für den Fall, dass ihm etwas zustößt …« Sein Blick schweifte wieder zu den Postern, und was sie zeigten, war selbst für Beas ungeschultes Auge deutlich: Gefahr, allesbeherrschende und allgewaltige Gefahr, verkörpert durch unvorstellbare Wassermassen. Da konnte alles passieren – von Knochenbrüchen bis zum sicheren Tod durch Ertrinken. Sie fragte sich, wie viele wohl jedes Jahr ums Leben kamen, während sie einen beinahe vertikalen Abhang hinabrasten, der sich – im Gegensatz zu festem Boden mit berechenbaren Strukturen – von einer Sekunde zur nächsten radikal verändern und die Unachtsamen unter sich begraben konnte. »Und doch war Santo allein beim Klettern, als er abgestürzt ist«, fuhr sie fort. »So wie er es vielleicht auch gewesen wäre, wäre er zum Surfen gegangen. Davon abgesehen, sind Surfer doch gar nicht immer allein draußen, oder?«
    »Auf der Welle schon. Der Surfer und die Welle, allein. Selbst wenn noch andere auf dem Wasser sind. Aber um die geht es in solchen Momenten nicht.«
    »Und beim Klettern?«
    »Von seinem Kletterpartner ist man abhängig. Der eine gewährleistet die Sicherheit des anderen.« Er räusperte sich und fügte hinzu: »Ist es nicht das, was jeder Vater sich wünscht? Eine gewisse Sicherheit für sein Kind?«
    »Und wie hat Santo auf Ihre Haltung zum Surfen reagiert?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen? Gab es Streit? Strafen? Neigen Sie zu Gewalttätigkeit, Mr. Kerne?«
    Er wandte sich ihr zu, doch jetzt stand er mit dem Rücken zum Fenster, sodass sie sein Gesicht nicht länger lesen konnte. »Was für eine verdammte Frage soll das sein?«, verlangte er zu wissen.
    »Eine Frage, die eine Antwort erfordert. Irgendjemand hat Santo erst kürzlich ein blaues Auge verpasst. Was wissen Sie darüber?«
    Er ließ die Schultern hängen. Dann drückte er sich vom Fensterbrett ab und trat weg vom Licht auf die Zimmertür zu, zu deren Anschlagseite ein Computer mit Drucker auf einer schlichten Spanplatte stand, die quer über zwei Holzböcken liegend einen primitiven Schreibtisch bildete. Ein Papierstapel lag mit der Schrift nach unten darauf. Ben Kerne griff danach, doch Bea hielt ihn zurück, noch ehe seine Finger die Papiere berühren konnten. Sie wiederholte ihre Frage.
    »Er wollte es mir nicht sagen«, antwortete Kerne. »Natürlich habe ich gesehen, dass ihn jemand geschlagen hatte. Es war ein böser Fausthieb. Aber der Junge hat sich geweigert, die Sache zu erklären, sodass ich nicht umhinkam zu denken …« Er schüttelte den Kopf. Er schien mehr zu wissen, war aber offenbar unwillig, sie daran teilhaben zu lassen.
    »Wenn Sie irgendetwas wissen … Wenn Sie einen Verdacht haben …«, sagte Bea.
    »Nein. Hab ich nicht. Es ist nur … Die Frauen mochten Santo einfach, und Santo mochte die Frauen. Er machte keine Unterschiede.«
    »In Bezug worauf?«
    »Zwischen verfügbar und nicht verfügbar. Zwischen gebunden und ungebunden. Santo war … Er war der reine, fleischgewordene Paarungsinstinkt. Vielleicht hat ihn ein wütender Vater niedergeschlagen. Oder ein eifersüchtiger Freund. Er wollte es mir nicht sagen. Aber er war verrückt nach Mädchen – und die Mädchen nach ihm. Und um die Wahrheit zu sagen: Er ließ sich leicht dahin bringen, wo eine entschlossene junge Frau ihn haben wollte. Er war … Ich fürchte, er war immer schon so.«
    »Gab es jemand Bestimmten?«
    »Die Letzte war eine junge Frau namens Madlyn Angarrack. Sie waren über ein Jahr lang zusammen.«
    »Und ist sie zufällig auch eine Surferin?«, wollte Bea wissen.
    »Eine hervorragende sogar, wenn man Santo Glauben schenkt. Angehende Landesmeisterin. Er war sehr beeindruckt von ihr.«
    »Und sie von ihm?«
    »Es war keine einseitige Sache.«
    »Und was haben Sie dabei empfunden – zusehen zu müssen, wie Ihr Sohn mit einer Surferin anbandelte?«
    Ben Kerne antwortete ruhig: »Santo bandelte ständig mit irgendwem an, Inspector. Ich wusste, es würde vorübergehen. Wie ich schon sagte: Er liebte die Frauen. Er war noch nicht bereit, sich zu binden. Weder an Madlyn noch an sonst

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