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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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ja oben. Hier könnt Ihr Eure Geliebte unterbringen.«
    »Welche Geliebte denn? Ich habe keine Geliebte.«
    »Es ist ja auch erst früher Abend. Ihr werdet das schon hinkriegen.«
    »Das ist der Ruf. Ein Ruf enthält immer viele Lügen. Ich bin nicht so ein Mann. Ich kenne hier auch niemanden.«
    »Das lässt sich schnell ändern. Wie gesagt, die Sonne ist noch nicht untergegangen.«
    Sie maßen sich mit Blicken. Sie sah, wie aufgebracht er war. Das gefiel ihr. Bisher war sie zweimal als Pflegerin eingesprungen, wenn Boff Patienten hatte, die längerer Aufsicht bedurften. Hermine war immer knapp bei Kasse. Wegen ihrer Jugend und ihres renitenten Mundwerks hatte sie es nicht geschafft, jemals in die engere Wahl zur städtisch besoldeten Hebamme zu gelangen.
    »Ach ja«, sagte sie, während sie in der Wohnung standen. »Was werde ich verdienen? Oder zahlt Ihr mit einem Blick aus Euren treuen Augen?«
    Er packte sie an den Schultern, sie ließ das zu, aber alles an ihr war aufmerksam. Er drückte sie auf das Sofa nieder und ging vor dem Sofa auf und ab.
    »Das ist schön«, rief Hermine und klatschte in die Hände. »Das kenne ich aus dem Theater. Wenn der Mann immer so wichtig hin- und hergeht, hat die Frau nichts zu lachen. Das ist lustig. Wann fangt Ihr an mit der Vorstellung?«
    »Hermine, ich schätze Euch. Das wisst Ihr, es kann Euch ja auch unmöglich entgangen sein. Wenn es sein muss, arbeitet Ihr sechsunddreißig Stunden durch, und danach müsst Ihr nur wenige Stunden schlafen und seid wieder bereit. Was Ihr anpackt, hat Hand und Fuß. Und ich rede jetzt nicht von Eurer Arbeit als Hebamme. Ich meine die Pflegerin Hermine. Ihr habt eine gute Art, mit Patienten umzugehen. Ihr verzärtelt sienicht, aber Ihr mögt sie. Ihr bringt sie zum Lachen, aber nur, wenn Lachen hilft und es ihnen keine Schmerzen bereitet. Ihr werdet nicht hektisch, wenn es um Euch herum hektisch wird. Ihr erkennt, was getan werden muss und was auf keinen Fall. Ihr blickt bei der Arbeit nicht auf die Uhr. Es ist angenehm, Euch um sich zu haben.«
    »Von wem redet Ihr die ganze Zeit? Diese Frau würde ich gerne kennen lernen. Lebt sie im Kloster? Ist sie eine Heilige?«
    »Ich will Euch als meine rechte Hand und als meine linke Hand. Ich zahle Euch zwanzig Taler im Monat und das so lange, wie meine Kunst in dieser Stadt gefragt ist. Wenn mein Gastspiel vorbei ist, zahle ich Euch drei Monate weiter Euren Lohn. Wir beginnen Montag mit der Arbeit. Die Praxis liegt hier im Haus, die Zahl der Patienten ist gewaltig. Und es sind nur Frauen, denn ich bin hier der Frauenarzt Boff.«
    »Wie lange habe ich Zeit, mich zu bedenken?«
    »Solange Ihr braucht, aber höchstens bis heute Abend um acht. Da sitzen wir im Gasthaus, wir essen und machen Pläne. Die Zeit läuft ab … jetzt.«

6
    Katarina Tänzer sah aus, als habe sie eine Woche nicht geschlafen. Nur noch der Wille hielt sie aufrecht. Sie war eine große, schlanke Frau und trug ein einfaches Kleid. Es war dunkelbraun und betonte den schönen Körper. Katarina war jünger als ihr Mann, zwölf Jahre oder mehr.
    Natürlich hatte der Besucher zuerst den Hausherrn aufgesucht. Ein Blick genügte, und man wusste, dass dieser Patient jede Pflege bekam, die er brauchte. Leider war das schon das einzig Positive, was sich in dieser Lage sagen ließ. Tänzer war nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Er reagierte nicht auf Ansprache, seine Nerven nahmen Piekser und Kneifen hin, ohne eine Reaktion zu zeigen. In ihrer einsamen Verzweiflung hatte sich Katarina zu Belebungsversuchen hinreißen lassen, die sie nie einem Menschen verraten würde. Schweigend und schlafend hatte ihr Mann seine Frau erduldet, die ihn angeschrien hatte. Aufwachen sollte er! Aufstehen und sich nicht so anstellen! Mit ihr reden sollte er. Und sie mit ihm!
    Das tat sie auch ohne seine Beteiligung. Sie redete mit ihm, morgens, mittags, abends und mitten in der Nacht. Es hatte alles nichts geholfen, ein Teil von ihr wusste, dass die Würfel gefallen waren. Er würde verhungern und verdursten, immer mehr abnehmen würde er, bis sein Körper so schwach sein würde, dass ihn der kleinste Anlass töten würde: ein Luftzug, eine heftige Bewegung. Am meisten quälte Katarina die Angst, ihren Patienten zu verletzen. Dass sie ihm einen Knochen brechen würde, raubte ihr den Verstand. Etwas zu wollen und das Gegenteil davon zu erreichen!
    Einiges von ihrer Angst teilte sie an diesem Abend dem neuen Stadtphysicus mit. Zu Beginn hatte Boff

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