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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fünf war und auf seinem ersten Fahrrad fuhr. Das war ausgezeichnet. Träum weiter, kleine Prinzessin!
    Das Kind fuhr la-la-la singend an ihr vorbei, ohne etwas zu sehen. Sein Fahrrad hatte Stützräder, die jedoch abwechselnd flackernd auftauchten und verschwanden. Wahrscheinlich träumte das Prinzesschen von dem Tag, an dem es endlich gelernt hatte, ohne Stütze Fahrrad zu fahren. Das war immer ein wunderschöner Tag im Leben eines Kindes.
    Freu dich über dein Fahrrad, Schätzchen, während ich alles über dich herausbekomme.
    Voller Selbstvertrauen zog Rose eine der Schubladen auf.
    In dem Augenblick, in dem sie hineingriff, begann ein ohrenbetäubender Alarm zu kreischen. Überall im Raum flammten grelle weiße Scheinwerfer auf, die sie mit Hitze und Licht übergossen. Zum ersten Mal in sehr, sehr vielen Jahren war Rose the Hat, einst Rose O’Hara aus der County Antrim in Nordirland, von etwas völlig unvorbereitet getroffen worden. Bevor sie die Hand aus der Schublade ziehen konnte, schlug diese krachend zu. Der Schmerz war gewaltig. Sie schrie auf und zuckte zurück, aber sie wurde festgehalten.
    Ihr Schatten sprang an der Wand hoch, aber nicht nur ihrer. Sie wandte den Kopf und sah, wie das Mädchen sich auf sie stürzte. Bloß war es gar kein Mädchen mehr. Es war eine junge Frau, die ein Lederwams mit einem Drachen auf der sich wölbenden Brust trug und ein blaues Band um die Haare. Das Fahrrad war zu einem weißen Hengst geworden. Ihre Augen loderten wie die einer Kriegerin.
    Die Kriegerin hatte eine Lanze in der Hand.
    (du bist wiedergekommen Dan hat das vorausgesagt und da bist du)
    Und dann – unglaublich für einen Tölpel, selbst wenn er noch so voller Steam war – Vergnügen .
    ( GUT )
    Das Kind, das jetzt kein Kind mehr war, hatte auf der Lauer gelegen. Es hatte eine Falle aufgestellt, es wollte Rose töten … und in diesem Zustand mentaler Verletzbarkeit konnte es das wahrscheinlich sogar.
    Rose bot alle ihre Kraft auf, um sich zu wehren, nicht mit einer Lanze wie aus einem Comic, sondern mit einem stumpfen Rammbock, hinter dem all ihre Lebensjahre und ihr ganzer Wille standen.
    ( WEG VON MIR! WEG VON MIR VERFLUCHT NOCH MAL! EGAL WAS DU DENKST DU BIST BLOSS EIN KLEINES MÄDCHEN! )
    Die erwachsene Vision, die das Mädchen von sich hatte – ihr Avatar –, stürmte weiter an, zuckte jedoch zusammen, als Rose’ Gedanke sie traf, und die Lanzenspitze krachte an die Wand des Aktenschranks links von Rose und nicht in deren linke Seite, wohin sie gezielt hatte.
    Das Kind ( mehr ist es nicht, sagte Rose sich unablässig) lenkte sein Ross weg, und Rose wandte sich der Schublade zu, in der sie sich verfangen hatte. Sie stemmte ihre freie Hand darüber an die Wand und zog mit aller Kraft, ohne auf den Schmerz zu achten. Zuerst bewegte die Schublade sich keinen Millimeter. Dann gab sie ein Stück nach, und Rose war in der Lage, ihren Handballen herauszuziehen. Der war zerschrammt und blutete.
    Da geschah noch etwas anderes. In ihrem Kopf bildete sich eine flatternde Empfindung, als würde ein Vogel darin herumfliegen. Was für ein Scheiß war das jetzt wieder?
    In der Erwartung, dass sich diese verfluchte Lanze jeden Augenblick in ihren Rücken bohrte, zerrte Rose abermals mit aller Kraft. Ihre Hand glitt ganz heraus, und sie ballte gerade noch rechtzeitig die Finger zur Faust. Hätte sie auch nur eine Sekunde gewartet, so wären die Finger von der wieder zuknallenden Schublade abgetrennt worden. Rose’ Fingernägel pochten, und wenn sich später die Gelegenheit ergab, sie zu betrachten, so waren sie bestimmt von Blutergüssen ganz violett.
    Sie drehte sich um. Das Mädchen war fort. Der Raum war leer. Nur diese flatternde Empfindung dauerte noch an. Die hatte sich sogar verstärkt. Plötzlich waren die Schmerzen in Hand und Handgelenk das Letzte, woran Rose dachte. Sie war nicht die Einzige, die auf der Drehscheibe woandershin gereist war, und da war es völlig schnuppe, dass ihre Augen da hinten in der realen Welt, wo sie auf ihrem Doppelbett lag, immer noch geschlossen waren.
    Dieses verfluchte Balg war in einem anderen Raum voller Aktenschubladen.
    In ihrem Raum. In ihrem Kopf.
    Rose war nicht wie geplant zur Einbrecherin geworden, jemand hatte bei ihr eingebrochen.
    ( RAUS HIER RAUS HIER RAUS RAUS RAUS )
    Das Flattern hörte nicht auf, es beschleunigte sich. Rose stieß ihre Panik weg, rang um Klarheit und Konzentration, fand ein klein wenig davon. Gerade genügend, die Drehscheibe wieder in

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