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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht an alles denken. Er zerrte die Nylontasche heraus und schlug den Kofferraumdeckel zu. Es wurde wieder dunkel.
    »Da«, sagte er zu John und streckte ihm ein Paar Handschuhe hin. »Zieh die an.« Er tat dasselbe, drehte den Draht auf und hängte die beiden Enden in eine Raute des Zauns, um sie später wieder anzubringen. »Okay, auf geht’s.«
    »Ich muss noch mal pinkeln.«
    »O Mann. Reiß dich zusammen.«
    11
    Dan lenkte den Mietwagen langsam und vorsichtig um das Gebäude auf eine Laderampe zu. Es gab massenhaft Schlaglöcher, manche tief und alle ohne Scheinwerferlicht kaum zu sehen. Auf keinen Fall wollte er eines davon erwischen und die Achse des Focus ruinieren. Hinter der Fabrik war der Boden ein Fleckenteppich aus nackter Erde und zerbröselndem Asphalt. Fünfzehn Meter weiter kam noch ein Maschendrahtzaun, und dahinter breiteten sich endlose Meilen Mais aus. Der Platz vor der Rampe war nicht so groß wie der Parkplatz, aber auch nicht gerade klein.
    »Dan? Woher wissen wir, wo …«
    »Pst!« Dan ließ den Kopf nach vorn sinken, bis die Stirn das Lenkrad berührte. Dann schloss er die Augen.
    (Abra)
    Nichts. Natürlich schlief sie. Daheim in Anniston war es schon früher Mittwochmorgen. John saß neben ihm und kaute auf der Unterlippe.
    (Abra)
    Etwas regte sich. Vielleicht war es auch nur Einbildung, wenngleich Dan hoffte, dass es mehr war.
    ( ABRA! )
    In seinem Kopf öffneten sich zwei Augen. Einen Moment lang herrschte Desorientierung, eine Art doppeltes Sehen, und dann blickte Abra gemeinsam mit ihm in die Welt. Die Laderampe und die zerborstenen Überreste der Schornsteine waren plötzlich deutlicher sichtbar, obwohl nur das Licht der Sterne leuchtete.
    Ihre Sehkraft ist wesentlich besser als meine.
    Dan stieg aus dem Wagen. Das tat auch John, aber Dan bemerkte es kaum. Er hatte die Kontrolle dem Mädchen überlassen, das elfhundert Meilen weit entfernt in seinem Bett lag. Er fühlte sich wie ein menschlicher Metalldetektor. Nur dass es nicht Metall war, wonach er suchte. Wonach sie gemeinsam suchten.
    (geh zu dem Betonding da drüben)
    Dan ging zur Laderampe, wandte ihr den Rücken zu und blieb stehen.
    (und jetzt geh hin und her)
    Eine Pause, während Abra nach einer Möglichkeit suchte, ihm klarzumachen, worauf sie hinauswollte.
    (wie in CSI )
    Er marschierte etwa fünfzehn Meter nach links, um sich dann nach rechts zu wenden und so im Zickzack von der Rampe zu entfernen. John hatte den Spaten aus der Tasche gezogen und stand wartend neben dem Wagen.
    (hier haben sie ihre Wohnmobile geparkt)
    Dan ging wieder nach links. Er bewegte sich langsam vorwärts, wobei er gelegentlich einen losen Ziegelstein oder einen Betonbrocken aus dem Weg kicken musste.
    (jetzt bist du ganz nah dran)
    Dan blieb stehen. Er roch etwas Unangenehmes. Einen Anflug von Verwesung.
    (Abra? riechst du das?)
    (ja o Gott Dan)
    (ganz ruhig Schatz)
    (du bist zu weit gegangen dreh dich um mach langsam)
    Dan drehte sich wie ein Soldat auf dem Exerzierplatz auf der Hacke um. Er bewegte sich wieder auf die Laderampe zu.
    (links ein bisschen links von dir langsamer)
    Während er gehorchte, hielt er nun nach jedem kleinen Schritt inne. Da war dieser Geruch wieder, sogar stärker. Plötzlich verschwamm die unnatürlich scharfe nächtliche Welt, weil seine Augen sich mit Abras Tränen füllten.
    (da ist der Baseballjunge du stehst direkt über ihm)
    Dan holte tief Luft und wischte sich die Wangen ab. Er bebte. Nicht weil ihm selber kalt war, sondern weil Abra fröstelte. Sie saß aufrecht im Bett, drückte ihren Stoffhasen an sich und zitterte wie Espenlaub.
    (geh weg hier Abra)
    (Dan geht’s dir …)
    (ja mir geht’s gut aber du brauchst das jetzt nicht zu sehen)
    Plötzlich war der ungewohnt scharfe Blick verschwunden. Abra hatte die Verbindung unterbrochen, und das war gut so.
    »Dan?«, rief John leise. »Alles okay?«
    »Ja.« Seine Stimme war immer noch erstickt von Abras Tränen. »Bring den Spaten her.«
    12
    Sie brauchten zwanzig Minuten. Dan grub die ersten zehn, dann gab er den Spaten an John weiter, der schließlich auf Bradley Trevor stieß. Er hielt sich die Hand vor Mund und Nase, während er sich von der Grube abwandte. Seine Stimme war gedämpft, aber verständlich. »Ja, da ist eine Leiche. Puh! «
    »Hast du es vorher nicht gerochen?«
    »So tief vergraben, und das zwei Jahre lang? Willst du etwa sagen, du hast es gerochen?«
    Dan erwiderte nichts, weshalb John sich wieder an die Arbeit machte, diesmal jedoch ohne

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