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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf dem Rücksitz, in ein aus dem Holiday Inn stammendes Handtuch gewickelt. Schließlich sagte John: » Wir müssen jetzt Abras Eltern informieren. Sie wird zwar total dagegen sein, und außerdem werden Lucy und David es nicht glauben wollen, aber es muss sein.«
    Dan sah ihn mit unbewegter Miene an. »Kannst du etwa Gedanken lesen?«
    Das konnte John nicht, Abra hingegen schon, und als plötzlich ihre laute Stimme in Dans Kopf erscholl, war dieser froh, dass John den Wagen lenkte. Hätte er am Steuer gesessen, wären sie höchstwahrscheinlich in irgendeinem Maisfeld gelandet.
    ( NEIIIIN! )
    »Abra.« Das sagte er laut, damit John wenigstens seinen Anteil an dem Gespräch hören konnte. »Abra, hör doch erst mal zu.«
    ( NEIN DAN! SIE DENKEN MIR GEHT’S BLENDEND! SIE DENKEN ICH BIN INZWISCHEN FAST NORMAL GEWORDEN! )
    »Kleines, wenn diese Leute deine Mama und deinen Dad umbringen müssten, um dich zu schnappen, meinst du, sie würden dann auch nur einen Moment zögern? Bestimmt nicht. Nach dem, was wir gerade gefunden haben, bin ich mir da sicher.«
    Dagegen konnte Abra eigentlich nichts einwenden, und sie versuchte es auch nicht … aber plötzlich war Dans Kopf von ihrem Kummer und ihrer Furcht erfüllt. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die ihm an den Wangen herabliefen.
    Scheiße.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße .
    16
    Früher Donnerstagmorgen.
    Der Winnebago von Steamhead Steve, gesteuert momentan von Snakebite Andi, rollte im Westen von Nebraska auf der I-80 ostwärts, immer schön vorschriftsmäßig mit fünfundsechzig Meilen pro Stunde. Am Horizont zeigten sich gerade die ersten Anzeichen der Dämmerung. In Anniston war es zwei Stunden später. Dave Stone stand im Bademantel in der Küche und kochte Kaffee, als das Telefon läutete. Es war Lucy, die von Concettas Wohnung in der Marlborough Street aus anrief. Sie hörte sich an wie eine Frau, die bald am Ende ihrer Kräfte angelangt war.
    » Wenn sich nichts zum Schlechten verändert – wobei es sich wohl nur noch in die Richtung verändern kann –, wird Momo gleich Anfang nächster Woche aus dem Krankenhaus entlassen. Gestern Abend hab ich mit den zwei Ärzten gesprochen, die für sie zuständig sind.«
    » Wieso hast du mich nicht gleich hinterher angerufen, Schatz?«
    »Zu müde. Und zu deprimiert. Ich dachte, wenn ich erst mal drüber geschlafen habe, fühle ich mich besser, aber ich hab kaum schlafen können. Dave, diese Wohnung ist so voll von ihr. Nicht nur von ihrer Arbeit, von ihrer Lebendigkeit …«
    Ihre Stimme wankte. David wartete. Sie waren nun schon mehr als fünfzehn Jahre lang zusammen, und er wusste, wenn Lucy durcheinander war, dann war es manchmal besser zu warten, als etwas zu sagen.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was wir mit den ganzen Sachen anfangen sollen. Ich bin schon erschöpft, wenn ich die vielen Bücher nur anschaue. In den Regalen stehen Tausende, dazu kommen die Stapel in ihrem Arbeitszimmer, und der Hausmeister sagt, weitere Tausende sind eingelagert.«
    »Das müssen wir doch nicht jetzt gleich entscheiden.«
    »Außerdem sagt er, da ist ein Koffer, auf dem Alessandra steht. Das war der richtige Name meiner Mutter, weißt du. Genannt hat sie sich allerdings wohl immer Sandra oder Sandy. Ich wusste gar nicht, dass Momo Sachen von ihr hat.«
    »Obwohl Chetta in ihren Gedichten alles nach außen gekehrt hat, konnte sie ganz schön verschlossen sein, wenn sie wollte.«
    Lucy schien ihn gar nicht zu hören. Sie fuhr einfach in demselben stumpfen, leicht nörgelnden, todmüden Ton fort. »Es ist alles geregelt. Bloß den privaten Krankentransport muss ich umbestellen, falls man sie schon am Sonntag entlässt. Sie haben gesagt, das machen sie vielleicht. Gott sei Dank hat sie eine gute Versicherung. Die stammt noch aus der Zeit, als sie in Tufts unterrichtet hat, weißt du. Mit ihrer Lyrik hat sie nie einen Cent verdient. Wer in diesem abgefuckten Land würde noch was bezahlen, um Gedichte zu lesen?«
    »Lucy …«
    »Sie bekommt ein gutes Zimmer im Hauptgebäude vom Rivington House – eine kleine Suite eigentlich. Ich hab’s mir im Internet angeschaut. Lange wird sie es allerdings nicht bewohnen. Ich hab mich mit der Oberschwester auf der Station hier angefreundet, und die sagt, Momo ist praktisch am Ende ihres …«
    »Chia, ich liebe dich.«
    Das – Concettas alter Kosename für sie – brachte sie endlich zum Schweigen.
    »Mit all meinem zugegeben nicht italienischen Herzen. Und mit meiner Seele.«
    »Das weiß ich,

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