Doctor Sleep (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Abra hat ihn überredet abzuwarten, aber in der Familie ist momentan ohnehin schon viel los, und Mr. Stone ist ziemlich durcheinander.«
Worauf John ein besonders trostloses Lächeln aufsetzte. »Da ist er nicht der Einzige.«
2
Als Dan in die Einfahrt der Stones einbog, saß Abra mit ihrem Vater auf der Außentreppe. Dan und John waren gut vorwärtsgekommen; es war erst halb sechs.
Abra war aufgesprungen, bevor ihr Vater sie festhalten konnte, und rannte mit fliegenden Haaren den Weg entlang. Als Dan das sah, übergab er John rasch den immer noch in das Handtuch eingewickelten Baseballhandschuh. Abra warf sich in seine Arme. Sie zitterte am ganzen Leib.
(ihr habt ihn gefunden ihr habt ihn gefunden und den Handschuh auch gib ihn mir)
»Jetzt nicht«, sagte Dan und setzte sie ab. » Wir müssen das erst mit deinem Vater besprechen.«
» Was müssen wir besprechen?«, fragte Dave Stone. Er ergriff Abra am Handgelenk und zog sie von Dan weg. » Wer sind diese bösen Menschen, von denen sie spricht? Und wer zum Teufel sind Sie? « Sein Blick wanderte zu John, und in seinen Augen lag keine Spur Freundlichkeit. » Was um Himmels willen geht hier eigentlich vor?«
»Das ist Dan, Daddy. Er ist wie ich. Das hab ich dir doch schon erklärt! «
» Wo ist Lucy?«, fragte John. » W eiß sie Bescheid?«
»Ich sage euch überhaupt nichts, bis ich weiß, was hier vorgeht.«
»Sie ist noch in Boston bei Momo«, sagte Abra. »Daddy wollte sie anrufen, aber ich hab ihn überredet zu warten, bis ihr hier seid.« Ihr Blick war unverwandt auf den eingewickelten Handschuh gerichtet.
»Dan Torrance«, sagte Dave. »So heißen Sie, oder?«
»Ja.«
»Sie arbeiten in Frazier im Hospiz?«
»Das stimmt.«
» Wie lange treffen Sie sich schon mit meiner Tochter?« Dave ballte ständig die Fäuste und öffnete sie wieder. »Haben Sie sie im Internet kennengelernt? Das wird es wohl sein.« Wieder sah er John an. » Wenn du Abra nicht seit ihrer Geburt kennen würdest, hätte ich schon vor sechs Stunden, als du das erste Mal nicht abgehoben hast, bei der Polizei angerufen.«
»Ich saß im Flugzeug«, sagte John. »Da konnte ich nicht telefonieren.«
»Mr. Stone«, sagte Dan. »Ich kenne Ihre Tochter zwar noch nicht so lange wie John, aber fast. Als wir uns das erste Mal begegnet sind, war sie noch ein Baby. Und es war sie selber, die Kontakt mit mir aufgenommen hat.«
Dave schüttelte energisch den Kopf. Er sah perplex, zornig und wenig geneigt aus, irgendetwas zu glauben, was Dan ihm da erzählte.
»Gehen wir doch ins Haus«, sagte John. »Ich glaube, wir können alles erklären – fast alles –, und sobald es so weit ist, wirst du froh sein, dass wir hier sind und dass wir gerade in Iowa waren.«
»Das hoffe ich sehr, John, aber ich habe meine Zweifel.«
Während sie hineingingen, hatte Dave Abra den Arm so um die Schultern gelegt, dass die beiden eher wie Wärter und Gefangene aussahen als wie Vater und Tochter. Als Nächstes kam John Dalton, dann Dan. Er blickte über die Straße auf den rostigen roten Pick-up, der dort parkte. Billy hob kurz den Daumen … dann kreuzte er die Finger. Dan erwiderte die Geste, bevor er den anderen durch die Haustür folgte.
3
Während Dave mit seiner rätselhaften Tochter und seinen noch rätselhafteren Gästen in seinem Wohnzimmer am Richland Court saß, befand sich der Winnebago mit dem Stoßtrupp des Wahren Knotens südöstlich von Toledo. Am Steuer saß Walnut. Andi und Barry schliefen – Andi wie ein Stein; Barry warf sich murmelnd von einer Seite auf die andere. Crow saß im Wohnraum und blätterte im New Yorker . Das Einzige, was ihn wirklich interessierte, waren die Cartoons und die winzigen Anzeigen für bizarre Waren wie Pullover aus Yakwolle, vietnamesische Kegelhüte und nachgemachte kubanische Zigarren.
Jimmy Numbers hockte sich neben ihn. Er hielt seinen Laptop in den Händen. »Ich hab im Internet recherchiert. Manche Websites musste ich zwar hacken, aber … Kann ich dir mal was zeigen?«
» Wie kannst du eigentlich im Internet surfen, wenn wir auf dem Highway sind?«
Jimmy grinste ihn mitleidig an. »Mit einer 4G-Verbindung, mein Lieber. Wir leben im 21. Jahrhundert.«
»So, so.« Crow legte seine Zeitschrift weg. »Also, was hast du da?«
»Schulfotos aus der Anniston Middle School.« Jimmy tippte auf das Touchpad, und ein Foto tauchte auf. Keine unscharfe Zeitungsillustration, sondern das gestochen scharfe Klassenfoto eines Mädchens in
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