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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kannst du dich verlassen«, sagte Crow, während er Abra neben den schnarchenden Billy Freeman in den Pick-up stieß. Dann griff er sich ein Büschel von Abras Haaren, verdrehte es mit der Faust und zog. Dan schrie mit Abras Stimme, wohl wissend, dass es nicht ganz ihre Stimme war. Fast, aber nicht ganz. Crow hörte den Unterschied, wusste jedoch nicht recht, was er damit anfangen sollte. Die Frau mit dem Hut hätte es begriffen; schließlich war sie es gewesen, die Abra diesen mentalen Tauschtrick beigebracht hatte, ohne es zu wollen.
    »Bevor wir losfahren, werden wir eine Abmachung treffen. Keine Lügen mehr, das ist die Abmachung. Wenn du deinen Daddy noch einmal anlügen solltest, dann ist der alte Knacker, der da neben dir schnarcht, nämlich mausetot. Dazu werde ich nicht mal die Spritze nehmen. Ich fahre auf einen Privatweg und schieße dem Kerl eine Kugel in den Bauch. Dann dauert es eine Weile, und du kannst zuhören, wie er schreit. Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, flüsterte Dan.
    »Das hoffe ich, Kleine, denn ich wiederhole mich nicht gern, verdammt noch mal.«
    Crow schlug die Tür zu und eilte auf die Fahrerseite. Dan schloss Abras Augen. Er dachte an die Löffel bei ihrer Geburtstagsparty. Und daran, wie sie Schubladen aufgezogen und zugeschlagen hatte. Körperlich war Abra zu schwach, als das sie sich gegen den Mann, der sich nun ans Lenkrad setzte und den Motor anließ, hätte wehren können, aber ein Teil von ihr war stark. Wenn er diesen Teil finden konnte … den Teil, der Löffel bewegt, Schubladen geöffnet und in der Luft Musik gespielt hatte … der aus der Entfernung Nachrichten auf seine Tafel geschrieben hatte … wenn er den finden und sich zu eigen machen konnte …
    So wie Abra sich einmal als Kriegerin mit Lanze und Hengst gesehen hatte, stellte Dan sich nun eine Reihe von Schaltern an der Wand eines Kontrollraums vor. Mit einigen konnte man Abras Hände, mit anderen ihre Beine oder das Zucken ihrer Achseln betätigen. Noch wichtiger waren jedoch andere. Eigentlich musste er in der Lage sein, alle zu betätigen; er besaß zumindest teilweise dieselben Schaltkreise wie sie.
    Der Pick-up bewegte sich, zuerst rückwärts, dann in einer Kurve. Wenig später waren sie wieder auf der Straße.
    »Gut so«, sagte Crow grimmig. »Schlaf nur ein. Was zum Teufel hattest du da drin eigentlich vor? Wolltest du in die Kloschüssel springen und dich nach Hause spü…«
    Seine Worte verklangen, denn da waren die Schalter, nach denen Dan gesucht hatte. Die speziellen Schalter, die mit den roten Handgriffen. Er wusste nicht, ob sie tatsächlich vorhanden und mit Abras Kräften verbunden waren oder ob er nur eine mentale Solitärpartie spielte. Er wusste nur, dass er es versuchen musste.
    Volle Kraft voraus, dachte er und zog sie alle gleichzeitig.
    6
    Billy Freemans Pick-up rollte sechs bis acht Meilen westlich der Tankstelle auf der 108 durch die dunkle Landschaft von Vermont, als Crow den Schmerz zum ersten Mal spürte. Es fühlte sich an wie ein kleiner Silberring rund um sein linkes Auge, kalt und drückend. Crow hob die Hand, um die Empfindung zu berühren, doch bevor ihm das gelang, verschob sie sich nach rechts und ließ seinen Nasenrücken erstarren, als hätte man dort Novocain injiziert. Dann umschloss ein zweiter Ring auch noch sein anderes Auge. Es war wie ein kleines Fernglas aus Metall.
    Oder wie Augenschellen.
    Nun begann es in seinem linken Ohr zu klingeln, und plötzlich war seine linke Wange taub. Er drehte den Kopf und sah, dass das Mädchen ihn anblickte. Abras geweitete Augen wirkten wach. Sie sahen überhaupt nicht benebelt aus. Genauer gesagt sahen sie nicht einmal wie ihre eigenen Augen aus, sondern älter. Klüger. Und so kalt, wie sein Gesicht sich jetzt anfühlte.
    (anhalten)
    Crow hatte die Spritze mit ihrer Kappe gesichert und weggelegt, aber die Pistole, die er unter dem Sitz hervorgeholt hatte, als Abra zu lange auf dem Klo geblieben war, lag auf seinem Schoß. Er ergriff sie und hob sie, um den alten Knacker zu bedrohen und Abra dazu zu zwingen, mit diesen Spielchen aufzuhören, aber ganz plötzlich fühlte seine Hand sich an, als hätte er sie in eiskaltes Wasser gesteckt. Außerdem wurde die Pistole immer schwerer: zwei Kilo, vier Kilo, gefühlte zehn Kilo. Mindestens zehn. Und während er sich noch abmühte, sie zu heben, hob sich sein rechter Fuß vom Gaspedal, und seine linke Hand drehte das Lenkrad so, dass der Pick-up von der Straße abkam und, während er

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