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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bitteren Ende Zigaretten geraucht hatte. Denn wenn Selbstmord schon die einzige Option war, konnte man doch wenigstens die Waffe wählen.
    Soll es so enden, Danny? Soll alles umsonst gewesen sein?
    Er drehte die Kappe in die Gegenrichtung und schraubte sie fest. Dann wieder auf. Diesmal nahm er sie ab. Der Geruch des Weins war sauer; es war der Geruch von Jukebox-Musik, miesen Kneipen und sinnlosem Streit, gefolgt von Schlägereien auf dem Parkplatz. Letztlich war das Leben so dämlich wie eine dieser Schlägereien. Die Welt war gar kein Hospiz mit frischer Luft, die Welt war das Hotel Overlook, wo die Party nie zu Ende ging. Wo die Toten für immer lebten. Er setzte die Flasche an die Lippen.
    Haben wir deshalb so hart darum gekämpft, aus diesem verfluchten Hotel zu entkommen, Danny? Und darum, ein neues Leben zu beginnen? In ihrer Stimme lag kein Tadel, nur Traurigkeit.
    Danny schraubte die Kappe wieder zu. Lockerte sie. Schraubte sie zu. Lockerte sie.
    Er dachte: Wenn ich trinke, siegt das Overlook. Obwohl es nach der Explosion des Kessels niedergebrannt ist, geht es als Sieger aus der Partie hervor. Aber wenn ich nicht trinke, werde ich wahnsinnig.
    Er dachte: Ist, was wir scheinen oder schaun, doch nur ein Traum in einem Traum?
    Er war immer noch damit beschäftigt, die Kappe auf- und zuzuschrauben, als Billy Freeman, der früh mit dem vagen, mulmigen Gefühl aufgewacht war, dass etwas nicht stimmte, ihn fand.
    » Willst du das trinken, Dan, oder holst du der Flasche nur einen runter?«
    »Trinken wahrscheinlich. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.«
    Also sagte Billy es ihm.
    20
    Casey Kingsley war nicht allzu überrascht, seinen neuen Mitarbeiter vor seinem Büro sitzen zu sehen, als er um Viertel nach acht dort eintraf. Ebenso wenig war er überrascht, die Flasche zu sehen, die Torrance in den Händen hielt, um die Kappe erst abzuschrauben, sie wieder aufzusetzen und zuzuschrauben – Dan hatte diesen ganz besonderen Blick von Anfang an gehabt, diesen auf tausend Meter erkennbaren Blick, wie man ihn in billigen Schnapsläden sah.
    Billy Freeman war zwar nicht so hellsichtig wie Dan, nicht einmal annähernd, aber es war doch etwas mehr als nur ein Funkeln. Am ersten Tag hatte er Kingsley vom Geräteschuppen aus angerufen, sobald Dan über die Straße aufs Rathaus zugegangen war. Es komme jetzt ein junger Kerl, der Arbeit suche, hatte Billy gesagt. Der habe zwar wahrscheinlich keine besonders tollen Zeugnisse, sei jedoch seiner Meinung nach der Richtige, um bis Ende Mai auszuhelfen. Kingsley, der mit Billys Intuition bereits gute Erfahrungen gemacht hatte, war prinzipiell einverstanden gewesen. Ich weiß, wir brauchen jemand, hatte er gesagt.
    Billys Antwort war merkwürdig gewesen, aber Billy war eben merkwürdig. Einmal, es war zwei Jahre her, hatte er den Rettungswagen gerufen, und zwar fünf Minuten bevor ein kleines Kind von einer Schaukel gefallen war und einen Schädelbruch erlitten hatte.
    Er braucht uns mehr, als wir ihn brauchen, hatte Billy gesagt.
    Und da saß dieser Mann vornübergebeugt da, als würde er bereits in seinem nächsten Bus oder auf seinem nächsten Barhocker sitzen. Kingsley hatte den Wein im Flur schon aus zwölf Metern Entfernung gerochen. Er besaß eine Kennernase für solche Düfte und konnte jeden einzelnen identifizieren. Das war der gute alte Thunderbird. Aber als der junge Kerl zu ihm hochblickte, sah Kingsley, dass in seinen Augen nichts stand als Verzwei fl ung.
    »Billy hat mich hergeschickt.«
    Kingsley sagte nichts. Er konnte sehen, wie der Mann vor ihm sich mühsam zusammennahm. Das war in seinen Augen erkennbar und daran, wie seine Mundwinkel nach unten hingen, vor allem jedoch daran, wie er die Flasche hielt, als würde er sie gleichzeitig hassen und lieben und brauchen.
    Endlich brachte Dan die Worte heraus, vor denen er sein ganzes Leben lang davongelaufen war.
    »Ich brauche Hilfe.«
    Er wischte sich mit dem Arm über die Augen. Und während er das tat, bückte Kingsley sich und griff nach der Weinflasche. Sein Gegenüber hielt einen Moment lang fest … dann ließ er los.
    »Sie haben es gründlich satt«, sagte Kingsley. »Das sehe ich. Aber haben Sie es satt, es sattzuhaben?«
    Dan blickte zu ihm hoch. In seiner Kehle arbeitete es. Er plagte sich noch ein wenig, dann sagte er: »Sie ahnen nicht, wie sehr.«
    » Vielleicht ahne ich es doch.« Aus seiner geräumigen Hose zog Kingsley einen riesigen Schlüsselbund. Er steckte einen Schlüssel in die Tür, auf

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