Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
primitiveren Behausungen leben, die sie selbst errichtet hatten.
Vor einem recht großen, aber trotzdem bescheiden wirkenden Haus, das unmittelbar neben der Hauptstraße errichtet worden war, blieben sie stehen. Zoe hörte Musik, ein rhythmisches Klopfen und eine schwermütig klingende, gezupfte Melodie.
Phee Laws trat aus dem Eingang. Sie lächelte nicht und wirkte reserviert. Zoe nahm an, dass es sich bei dem Gebäude um das Haus der Laws handelte. Der Doktor bemühte sich merklich, Phee nicht anzustarren und nicht nach dem anormalen zeitreisenden Artefakt zu suchen, das sie anscheinend bei ihrer ersten Begegnung im All bei sich gehabt hatte. Zoe war sich fast sicher, dass es sich bei diesem um das schwere, schwarze Amulett handelte, das Phee um den Hals trug. Es passte nämlich nicht zum Rest von Phees langweilig grauer Kleidung.
Jo Laws verzog peinlich berührt das Gesicht. »Unser Zuhause«, sagte sie. »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir den Dreierblock nicht verlassen.« Sie zeigte auf eines der großen Wohngebäude auf der anderen Straßenseite. »Da sind die Kinder aufgewachsen. Aber die Planer waren der Ansicht, die Bürgermeisterin brauche einen Palast. Also mussten wir umziehen.«
»Das würde ich kaum als Palast bezeichnen«, sagte der Doktor und strich über eine der Keramikwände.
»Aber die Kinder in der Schule hacken deswegen trotzdem auf uns herum«, klagte Phee. »Sam kann das Haus nicht ausstehen.«
»Sam?«
»Mein Ältester«, sagte Jo. »Sie werden ihn schon noch kennen lernen. Hören künnen Sie ihn ja bereits. Wenigstens sind wir nicht rauf nach Sek eins gezogen, Phee. Du wärst dort zwar gut aufgehoben, aber Sam …«
»Äh… ›Sek eins‹?«
»Entschuldigen Sie. Das Rad besteht aus sechs Sektoren, die entgegen des Uhrzeigersinnes nummeriert werden.«
»Auch noch verkehrt herum«, sagte Jamie kopfschüttelnd.
»Es gibt drei Wohnsektoren. Sek eins ist mehr oder weniger den A-Rängen vorbehalten. Sek drei, dieser hier, ist für Bs wie mich, und Sek fünf ist für Cs. Die anderen Sektoren heißen Betriebstechnik, Industrie und Freizeit. Das sind die Sektoren zwei, vier und sechs.«
»Das klingt nett. Und wie wird man ein A, B oder C?«
»Sie testen uns in der Schule«, sagte Phee.
»Bootstrap hat das hiesige Bildungssystem erstellt, mit Hilfe von Parapsychologie-Beratern«, fügte Jo hinzu. »Ich glaube, sie betrachteten uns als einen Testfall. Ein Experiment.«
»Hmmph, so einfach ist das, ja?«, sagte der Doktor. »Jeder wird klassifiziert und bekommt eine entsprechende Farbe.«
»Es hätte viel schlimmer kommen können, Doktor. Es gab Pläne, Familien durch Arbeitskader zu ersetzen. Die meisten von uns haben sich dagegen gewehrt.«
»Und man behält seinen Rang das ganze Leben lang?«
»Man kann immer noch ein D werden«, antwortete Phee.
»Die kriminelle Klasse«, sagte Sonia Paley. Sie klang ein wenig ungeduldig.
Jamie dachte über praktischere Probleme nach. »Den Knast haben wir hinter uns, aber wo sollen wir pennen? In der TAR-DIS?«
Sonia zog die Augenbrauen zusammen. »Meinen Sie Ihre Fluchtkapsel? Die wurde leider beschlagnahmt.«
»Sie gehört mir«, ereiferte sich der Doktor. »Nun ja, nicht so richtig; aber sie gehört
bestimmt
nicht Ihnen!«
»Sie können gern als Gäste in meinem Haus bleiben«, sagte Jo. »Deswegen haben wir Sie hierher gebracht. Phee scheint Sie alle zu mögen, so viel ist sicher.«
Ihre Tochter errötete und sah weg.
»Sonia ist damit einverstanden, dass wir Sie im Auge behalten. Mr McCrimmon muss sich das Zimmer mit meinem Sohn Sam teilen. Zoe, Sie ziehen bei Phee ein. Kommen Sie rein, dann zeige ich Ihnen alles.«
Zoe beschloss, das Beste aus der Situation zu machen. »Ich bin froh, dass wir uns ein Zimmer teilen, Phee. Das wird bestimmt lustig.«
Sie wusste, wie ansteckend ihr Lächeln sein konnte.
Nach einer kurzen Weile erwiderte Phee es.
Sonia trat einen Schritt zurück. »Dann habe ich hier nichts weiter zu tun. Ach so, Doktor … Es gibt jemanden, der Sie gern kennen lernen würde.«
»Wirklich? Wer denn?«
Jo verzog das Gesicht. »Florian Hart. Der lange Arm unserer Herren und Meister vom Konzern. Sie will immer wissen, was auf dem Rad so vorgeht. Sie ist manchmal etwas forsch, aber keine Sorge, ich werde Sie nicht mit ihr allein lassen. Aber jetzt kommen Sie erst mal rein.«
Mit einer eleganten Drehung lenkte sie ihren Rollstuhl über die Türschwelle ins Innere des Hauses.
Der Doktor folgte ihr –
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