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Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Titel: Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Seidentaschentuch lag, war schwarz, rechteckig und glatt. »Was ist das? Eine Zigarettenschachtel?«
    »Nein. Ich weiß nicht, was es ist.« Dann erzählte Mutter eine komplizierte und unzusammenhängende Geschichte über eine arme Frau und eine Dinosaurierklaue.
    Josie wurde vom Televisor abgelenkt, auf dem man nun Gestalten in einem weißen Rauschen erkennen konnte. Es sah aus, als bewegten sie sich durch einen Schneesturm.
    »Es leuchtet.«
    »Es macht was?«
    »Seit ich es besitze hat es viermal aufgeleuchtet. Zum ersten Mal an dem Tag, als ich es bekam.« Mutter zog ein paar vergilbte Notizzettel aus der Schachtel. »Ich habe die Daten notiert. Alle neun Jahre, neun Monate und sechsundzwanzig Tage leuchtet es für einige Stunden auf.«
    Josie mochte Zahlen. Anscheinend hatte sie das von den Ingenieuren auf einer Seite der Familie und den Anwälten und Buchhaltern auf der anderen geerbt. »Warum in diesem Abstand?«
    »Das habe ich mich auch lange gefragt. Ich habe Almanache nach Kalenderzyklen oder historischen Ereignissen durchsucht, aber den wirklich entscheidenden Hinweis gab mir erst ein Astrologe.«
    Vater schnaubte. »
Astrologie!
Als ob die Sterne etwas damit zu tun hätten.«
    »Nicht die Sterne«, sagte Mutter geduldig. »Die Planeten. Josie, neun Jahre, neun Monate …«
    »Und sechsundzwanzig Tage.«
    »Sind ein Drittel eines Jahres auf dem Planeten Saturn. Die Zeit, die er benötigt, um die Sonne zu umkreisen.«
    Josie starrte ihre Mutter an. Welch wunderbaren Blödsinn sie auf einmal erzählte!
    »Ah«, sagte Vater. »Ich glaube, es fängt an.« Blecherne Stimmen, kratzend wie Insektenbeine, drangen aus den winzigen Lautsprechern.
    »Saturn?«
    »Saturn.«
    »Und wann soll es wieder aufleuchten?«
    Mutter warf einen Blick auf den Kalender auf Vaters Schreibtisch und auf Opa Laws’ große Standuhr. Dann lächelte sie. »Also …«
    »Ruhe!«, stieß Vater hervor.
    »Heute«, sagte Mutter. »Wenn ich es richtig sehe, jeden…«
    Die Schachtel leuchtete auf und tauchte Mutters Gesicht in ein blasses, unheimliches Licht.
    Das Bild auf dem Televisor verschwand. Ein Heulen drang aus den Lautsprechern.
III
    Mum hielt sie an der Tür auf. »Du gehst nicht schon wieder weg!«
    Joss war sechzehn Jahre alt, und obwohl es ihr kindisch erschien, ihr Trotzgesicht aufzusetzen, tat sie es. Sie zog den Mantel aus Schaffell enger zusammen, richtete ihre Schlaghosen, setzte die Wollmütze auf ihr blondes Haar und fragte sich, ob man den Weihrauch riechen konnte, den sie in ihrem Zimmer verbrannt hatte. »Nein, Josie, ich gehe nicht schon wieder weg. Sieht man doch.«
    Mutter seufzte und warf einen Blick zurück ins Wohnzimmer. Auf dem Schwarzweiß-Fernseher waren besorgt wirkende Männer in weißen Hemden zu sehen, die vor langen Konsolenreihen standen. »Ich dachte, wir könnten uns das vielleicht zusammen ansehen.«
    »Was? Diesen Weltraummist?«
    »Das ist wichtig, Joss. Die Astronauten sind noch nicht in Sicherheit. Apollo 13 hat den Mond umkreist, aber …«
    »Ach, Josie, das ist
langweilig

    »Ich wünschte, du würdest mich nicht Josie nennen.«
    »Und ich wünschte, du würdest mich nicht Joss nennen. Ich bin nicht mehr sechs. Ich wünschte, du würdest mich nicht Joss
Laws
nennen. Das ist nicht Dads Name.«
    »Ich habe dir doch erklärt, dass ich nach der Scheidung den alten Familiennamen angenommen habe … Wo willst du eigentlich hin? Wieder zu den Apple Studios?«
    »Geht dich nichts an!«
    »Du und diese anderen Mädchen. Ihr könnt Tag und Nacht dort stehen, aber Paul wird seine Meinung nicht ändern. Er hat die Beatles wirklich verlassen.«
    Joss versuchte, ihren Ärger im Zaum zu halten. »Darum geht es nicht. Das hier ist ganz anders. Das … Das geht viel tiefer. Es …«
    Mum legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es zeigt, dass du erwachsen wirst.«
    Joss wich zurück.
    »Komm und setz dich zu mir. Nur für ein paar Minuten.«
    Joss sah zum Fernseher, auf dem Patrick Moore irgendetwas Ernstes berichtete. »Wieso? Damit du mir
noch mal
erzählen kannst, wie du die erste Fernsehübertragung aller Zeiten gesehen hast – auf einem Gerät, das John Logie Baird selbst gebaut hatte? Wieso bist du nicht normal, Mum? Wieso kannst du keine normalen Sachen mit mir machen, so wie andere Mütter mit ihren Töchtern? Kochsendungen sehen oder Komödien? Wieso der Weltraum? Leute, die zum Mond fliegen, haben doch nichts mit uns zu tun!«
    »Doch, haben sie«, sagte ihre Mutter beinahe traurig.

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