Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
»Beziehungsweise werden sie es eines Tages.«
»Oh. Du redest jetzt wieder über Omas blödes Amulett, richtig?«
»Es ist kein Amulett. Ich weiß auch nicht. Ich sagte dir doch, dass es letzten Dienstag leuchten würde …«
»Und
ich
musste zu einer Party, Mum. Wieso sollte ich herumsitzen und irgendein altes, viktorianisches Schmuckstück anstarren?«
»Darum habe ich dich auch nicht gebeten«, sagte ihre Mutter härter. »Hör mir jetzt mal zu. Du lässt mich nie ausreden! Ich brachte es zu einem alten Freund – jemand, den dein Vater von seiner Arbeit kannte. Mir fällt gerade ein, wie das Ding damals, als ich mit deinen Großeltern die erste Fernsehübertragung sah, auf einmal aufleuchtete und den Empfang störte. Wir nannten den Fernseher damals Televisor, und ich frage mich …«
»Was für ein alter Freund?«
»Niemand, den du kennst. Er ist Soldat, nun ja, ein Telekommunikationstechniker. Er arbeitet für UNIT.«
»Was ist das?«
»Militär. Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber sie haben Einrichtungen, in denen sie versuchen,
Signale
zu empfangen. Ich gab den Stein dem Freund deines Vaters, der ihn wiederum einem anderen Freund gab. Sie setzten sich hin und warteten auf das Leuchten, überwachten, was währenddessen geschah. Und sie hörten etwas.«
Joss wurde neugierig, bemühte sich aber, das nicht zu zeigen. »Und was?«
»Ihre Funkempfänger fingen einen Strahl auf, kein Geräusch, sondern ein stark komprimiertes Signal. Und es richtete sich auf …«
Joss kicherte. »Den Mond?«
»Saturn, Joss. Den Planeten Saturn.« Sie wirkte nachdenklich. »Ich muss gestehen, dass mich das überraschte. Ich hatte dem Freund deines Vaters nichts von den Daten gesagt …«
»Welche Daten? Ach, vergiss es, Mum. Ich muss jetzt echt weg. Tut mir leid.«
»Schon gut. Aber denke daran, dass dieses Amulett, dieser Stein, diese Schachtel uns Laws-Mädchen immer begleitet. Jetzt gehört er dir. Ich werde ihn in Großmutters alter Blechschachtel aufbewahren. Und eines Tages …«
Jo glaubte, explodieren zu müssen. »Eines Tages, wenn er mir gehört, werde ich ihn in die Themse werfen. Vielleicht kommt er ja von da zum Saturn.
Nacht
, Mum.«
Und obwohl sie wusste, dass es kindisch war, die Tür hinter sich zuzuschlagen, tat sie es.
IV
Jo Laws stand im Türrahmen. Sie trug ihre Uniform, ihr Seesack lag neben ihren Füßen, und die Tür hinter ihr war offen. Am Ende der Einfahrt wartete Martina, die den Volkswagen Dragonfly ihres Vaters fuhr. Er hatte ihn ihr geliehen, damit sie zum Ausbildungslager der Army in Northumberland fliegen konnten.
Mum und Dad standen in der Diele, beide trugen Pantoffeln. Dad lehnte sich gegen die Wand, und sein Kopf berührte beinahe Mums geliebtes Autogrammfoto. »Für Joss – die tollste Apple-Gammlerin« hatte George Harrison darauf geschrieben. Mum schlug ihrem Vater kurz gegen den Arm, und er straffte prompt die Schultern.
Unangenehmer hätte die Situation nicht sein können, dachte Jo. Sie wollte ihr neues Leben beginnen, brachte es aber nicht über sich, zu gehen. Widersprüchliche Gefühle zerrten an ihr.
Ihr Vater beendete die Stille. »Ich kann mir dich nicht in Venezuela vorstellen.«
»Dad, ich bin erst sechzehn. Man wird mich noch nicht nach Übersee schicken.«
Mum fing an zu weinen.
Jo umarmte sie. »Komm schon, Mum.«
»Ich hätte es beinahe geschafft, dich ohne Tränen gehen zu lassen.«
»Mum, mir wird nichts passieren.«
»Und wenn doch, Josephine Laws Patrick? Du musst nur auf eine dieser Minen treten. Diese Soldaten sind Kinder, kaum älter als du, und sie kommen in Särgen nach Hause oder mit schrecklichen Verletzungen.«
»Mum, hör auf.«
»Ich wünschte, du würdest das nicht tun.«
Jo seufzte. »Mum, das haben wir doch alles schon durchgekaut. Wir leben in einer Rezession. Es gibt keine Jobs. Und so schlau, dass sich tausende Pfund Studiengebühren für mich lohnen würden, bin ich auch nicht. Die Armee bietet mir eine vernünftige Karriere.«
»Als ich so alt wie du war, dachte ich, wir würden heutzutage auf dem Mond leben. Das war wohl der Einfluss deiner Großmutter. Nicht, dass ich auf sie gehört hätte. Zwischen den Monden des Saturn umherfliegen … wie albern das heute klingt. Aber was für ein Abenteuer wäre das gewesen! Stattdessen ziehst du in den Krieg.«
»Venezuela wird ein Abenteuer.«
Mum wischte sich die Tränen aus den Augen und gewann ihre Fassung zurück. »Lass dich nur nicht umbringen. Ich glaube nämlich fest, du
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