Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
sie immer trug. Jamie fand ihre Vorsichtsmaßnahme sinnvoll. Wer wusste schon, ob mit dem Zelt nicht noch etwas schiefging? Also behielt er seinen Anzug ebenfalls an.
Die mitgebrachte leichte Ausrüstung erwies sich als bemerkenswert effektiv. Sie sorgte für Licht, Wärme und Trinkwasser. Es gab sogar Kochgeräte. Die Jugendlichen hockten auf dem Boden, unterhielten sich und spielten an Musikinstrumenten herum. Jamie sah Trommeln, Harfen, sogar eine Mundorgel. Die ersten Jugendlichen krochen in leichte Schlafsäcke, aber andere, die immer noch ihre Anzüge trugen, kamen und gingen durch die Luftschleuse, die sich jedes Mal mit einem Seufzer zusammenzog.
Phee schien sich um Jamie kümmern zu wollen. Sie bat ihn, sich an eine Wand zu setzen, und während er seinen Dudelsack auspackte, holte sie ihm einen Teller mit Suppe.
»Auf diesem Mond lebt niemand. Jedenfalls nicht permanent. Das ist ein Grund, weshalb wir so gern hierher kommen.«
»Warum ist hier niemand?«
»Offiziell, weil es Leben in dem Wasserozean unter der Eiskruste geben könnte. Aber ich glaube, dass die Konzerne einfach noch nicht dazu gekommen sind, hier zu schürfen. Es gibt leichtere Ziele.«
»Zum Beispiel Mnemosyne.«
»Zum Beispiel. Du bist hier drin übrigens sehr sicher. Das Zelt besteht aus dem gleichen Material wie die Hautanzüge. Es sieht zwar nicht so aus, aber es ist stabil, repariert sich selbst und filtert die Strahlung der Magnetosphäre …«
»Schon gut.« Er berührte ihre Hand. »Phee, mir geht es gut. Du musst mich nicht beruhigen.«
Phees Grinsen hellte ihr ganzes Gesicht auf. »Wenn du das sagst, Opa. Was macht der Dudelsack?«
Er drehte ihn zwischen den Fingern und schraubte die Pfeifen ab. »Ist ziemlicher Schrott, um ehrlich zu sein. Die Pfeifen sind aus Plastik! Stammt wahrscheinlich aus irgendeiner Fabrik in England. Aber ich werde ihm schon ein paar Töne entlocken.«
Die anderen spielten ihre Instrumente nun ernsthafter. Kleine Gruppen, die nur aus zwei oder drei Leuten bestanden, übten Liedpassagen, die Jamie nicht bekannt vorkamen. Doch die Melodien waren angenehm. Er versuchte sich am Dudelsack. Zuerst kam nur ein dünner Ton heraus, aber dann bekam er ihn in den Griff. Er entschied sich für ein altes Jakobinerlied, »The Wearing of the Green«. Die Reaktion der Jugendlichen überraschte ihn. Sie ließen ihre eigenen Instrumente sinken und lauschten konzentriert. Es kam ihm so vor, als kannten sie die Melodie bereits, ohne es bis zu diesem Moment gewusst zu haben. Er wurde unsicher und hörte auf zu spielen.
Die anderen setzten ihre Melodien fort, aber nach und nach wurden die Töne leiser. Vielleicht wandelte sich ihre Aufregung in Müdigkeit? Die Reise war schließlich lang gewesen.
Jamie hatte nicht vergessen, dass der Doktor ihm einen Auftrag gegeben hatte. »Mir gefällt dein Medaillon«, wandte er sich mit unschuldiger Freundlichkeit an Phee. Sie hatte es seit ihrer ersten Begegnung noch nicht abgelegt. Er und Zoe vermuteten, dass die Zeitreise-Anomalie mit diesem Medaillon zusammenhing.
Phee berührte den schwarzen Stein. »Das ist kein Medaillon. Man kann es nicht öffnen. In meiner Familie bezeichnen wir es als Amulett.«
»Trägst du es immer?«
»Es ist eine Art Erbstück. Meine Mutter schenkte es mir, als ich sechzehn wurde, und sie bekam es von ihrer Mutter. Ist seit langer Zeit in der Familie. Es wird immer über die weibliche Linie weitergegeben, von Mutter zu Tochter oder Enkelin.«
»Wirklich? Dazu gehört bestimmt eine interessante Geschichte.« Er versuchte, so zu tun, als wäre er nur mäßig daran interessiert, aber er war weder Spion noch Schauspieler.
Sie sah ihn forschend an. »Ja, irgendwie schon. Meine Ururirgendwasmutter hat es angeblich in einem Fossil gefunden.«
Nun hatte Jamie eine Entschuldigung, neugierig zu erscheinen. »Darüber will ich unbedingt mehr hören. Ich mag Geschichten vor dem Schlafengehen.« Er zog einige leichte Decken aus einer Tasche, reichte Phee eine und kuschelte sich in die andere.
Phee lächelte. »Du benimmst dich wie Casey. Also gut. Vor langer, langer Zeit …«
I NTERMEZZO
A MULETT
I
»Ein Fossil, Miss? Fossilien für einen Penny …«
Josephine Laws trödelte auf dem Bahnsteig herum. Sie wollte ihrem Vater nicht ins Zugabteil folgen. Dies war Sir Iain Laws’ stolzester Moment, in diesem Jahr 1890, seinem achtundvierzigsten und ihrem sechzehnten Lebensjahr. An diesem Tag wurde die
City and South London Railway
eröffnet, die erste
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