Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

anscheinend intelligente Spezies wie diese entdecken würde?«
    »Die Minen würden sofort geschlossen«, sagte Luis ohne Zögern. »Das Leben steht an erster Stelle. Die interplanetare Gesetzgebung kennt da keine Ausnahmen.«
    »Na also. Wieder ein Grund, warum eine Partei mit bestimmten Interessen das Wissen über diese Kreatur und anderer seiner Art zu vertuschen versucht. Ihre Sabotageakte sind nützlich, doch sie selbst dürfen nicht entdeckt werden, damit man anderen die Schuld geben kann.«
    »Beschuldigst du Florian Hart, Doktor?«, fragte Zoe.
    »Der Schuh passt, oder? Aber es steht mir nicht zu, jemanden zu beschuldigen. Noch nicht. Zuerst brauchen wir wesentlich mehr Beweise. Und da ist auch noch die Frage, wie der allohistorische Köder mit der ganzen Sache zusammenhängt.«
    »Der
was
?«, fragte Luis.
    »Ich muss nun endlich diese Mine aufsuchen«, sagte der Doktor ernst, »und mir das alles selbst ansehen. Davon rede ich schon die ganze Zeit. Vielleicht wird dann …«
    Das kleine Display an Luis’ Handgelenk piepte auffordernd. Er warf einen Blick darauf. »Wir haben ein dringenderes Problem«, sagte er. »Es geht um die Jugendlichen in der Dreifaltigkeitsblase.«
    Zoe ergriff den Arm des Doktors. »Da ist Jamie. Was ist los?«
    »Sie brechen aus.«

20
    Als sie die zerstörte Maschine verließen, war der Streit zwischen Sonia Paley, Jo Laws und Florian Hart bereits in vollem Gange. Jo wurde von den Nachrichten abgelenkt, die ununterbrochen auf der Datentafel in ihren Händen eingingen.
    »Nein!«, sagte Sonia entschieden zu Florian. »Sie werden
nicht
mit tödlicher Gewalt gegen Kinder vorgehen! Wenn Ihre Schläger das versuchen, lasse ich Sie verhaften und werde meine Deputies anweisen, zurück zu schießen!«
    Florian, die größer als die anderen war, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte kalt. »Aber sie versuchen, aus der Blase auszubrechen. Sie zerschlagen die Eiswand! Sie widersetzen sich nicht nur dem Einkesselungsbefehl, sondern bringen die ganze Kolonie in Gefahr.«
    »Die einzige Gefahr hier geht von Ihnen aus«, entgegnete Jo Laws wütend. »Von Ihnen und Ihren Drohungen.«
    »Drohungen?« Der Doktor stand auf und klopfte seinen verdreckten Gehrock ab. Er war außer sich. »Was in Dreiteufelsnamen haben Sie denn jetzt vor, Florian Hart?«
    »Simple Logik«, sagte Florian. »Doktor, diese Raumstation kämpft ums Überleben.«
    Jo schnaubte. »Wohl eher um den Profit.«
    »Gesetze werden en masse gebrochen. Wir haben weder genügend Platz noch genügend Ressourcen, um so viele Missetäter einzusperren. Alle auf dem Rad müssen produktiv sein. Deshalb schlage ich eine praktischere Art der Bestrafung vor.«
    »Praktischer? Ah, ich verstehe. Wie in Altengland. Da konnte man sich auch keine Passagiere leisten, also drohte man damit, jedem Blinden Passagier kurzerhand eine Hand oder einen Fuß abzuhacken! Schlagen Sie das vor?«
    »Nichts ganz so Primitives, aber es geht in die Richtung. Ich dachte an eine Zehe. Wer braucht schon Zehen in dieser niedrigen Schwerkraft? Die Amputationen würden natürlich unter medizinischer Aufsicht stattfinden.«
    »Ich kann Ihnen jetzt schon versichern, dass Dr. Omar und sein Team sich nicht daran beteiligen werden«, erklärte Jo.
    »Halten Sie es wirklich für klug«, sagte der Doktor, »in einer ohnehin erhitzten Atmosphäre
diese
Idee vorzutragen? Sie wollen ein paar Hundert fälschlich verhafteter Teenager sagen, dass Sie sie verstümmeln werden, wenn sie nicht spuren? Das ist so ungeheuer provokant, dass ich mich fragen muss, ob Sie die ganze Situation nicht absichtlich herbeigeführt haben.«
    »Seien Sie nicht albern …«
    »Ist das Ihre große Chance, Ms Hart? Benutzen Sie den Zwischenfall mit dem Traktor, um halblegal die Macht an sich zu reißen?«
    »Doktor.« Jo Laws reichte ihm ihre Datentafel. »Jamie möchte mit Ihnen reden.«
    »Geben Sie her.« Der Doktor nahm ihr die Tafel aus der Hand. Er sah kein Bild, also hielt er sie sich ans Ohr. »Jamie?«
    »Doktor? Ich spreche in das Kommunikationsgerät meines Hautanzugs …«
    Zoe hörte laute Rufe im Hintergrund, rennende Schritte, Knirschen, berstendes Glas. Die Geräusche der Zerstörung.
    »Was ist denn da los bei dir?«
    »Die jungen Burschen sind los. Die kochten sowieso schon, aber als über Lautsprecher verkündet wurde, dass man ihnen die Zehen abschneiden würde …«
    Jo Laws faltete sichtlich entsetzt die Hände. »Lass Sam nicht dabei sein«, murmelte sie. »Lass Sam