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Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Titel: Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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das Dämmerlicht des Titan. Ihre Raketenscooter leuchteten auf wie Streichholzköpfe. Und James Robert McCrimmon, Veteran der Schlacht von Culloden und mit einer Tasche voller Dudelsack auf dem Rücken, folgte ihnen.
    Sie hatten einen Tag gebraucht, um sich so weit vom Rad zu entfernen. Zuerst war Titan nicht mehr als ein brauner Stecknadelkopf gewesen, dann eine orangengroße Kugel am Himmel, doch nun hing er als riesige formlose Welt unter Jamie. Schon wieder ein Mond! Jamie war kein Feigling, aber selbst wenn er alle Abenteuer bedachte, die er durchstanden hatte, seit er Schottland mit dem Doktor verließ, war dieses doch bemerkenswert. Er wünschte, der Doktor und Zoe wären bei ihm und die festen Wände der TARDIS um ihn. Stattdessen raste er fast nackt durchs All, umgeben von einer Gruppe Kinder. Sam hatte die Kommunikationssysteme ihrer Anzüge ausgeschaltet, Jamie konnte also weder den Doktor noch sonst jemanden auf dem Rad kontaktieren.
    Sein Scooter erbebte, und er spürte ein Flattern. Steuerraketen sprangen an und schüttelten ihn durch, stießen Abgase in schmalen glitzernden Strömen aus.
    »Das ist normal«, rief Phee Laws. »Der Scooter steuert sich selbst. Er weiß, was zu tun ist.«
    Jamie warf einen Blick auf die Scooter, die ihn umgaben. Phee entdeckte er rasch. Das Grau ihrer A-Rang-Uniform fiel selbst unter dem Hautanzug auf.
    »Das soll normal sein? Normal ist für mich eine Scheibe Haggis, ein kleiner Whisky und eine Schlägerei vor dem Schlafengehen, nich’ dieses … dieses Fallen.«
    »Wir haben die Atmosphäre bereits erreicht«, sagte Phee gleichmütig. »Titans Luft reicht viel weiter nach draußen als die der Erde. Die Schwerkraft ist geringer. Deshalb spüren wir schon die ersten Anzeichen.«
    Er ließ sie reden, ohne richtig zuzuhören oder viel zu verstehen. Sie war selbst noch ein Kind. Sie kümmerte sich um alle anderen, weil es ihr half, mit der Situation umzugehen. Erst als er merkte, dass sie von der Landung sprach, achtete er wieder auf ihre Worte.
    »Dein Scooter wird einen Schild auswerfen.«
    »Einen Schild?«
    »Gegen die Reibung der Luft. Keine Sorge, das geschieht automatisch. Sobald wir unter der Smogschicht sind, folgt ein Fallschirm. Auf den letzten Metern kannst du die Raketen einsetzen, um die Landung etwas weicher zu gestalten. Die Systeme des Scooters kontrollieren das alles. Du musst nur darauf achten, dass dein Geschirr richtig sitzt.«
    »Aye, ich will ja nich’ von dem Ding runterfallen.«
    In seinen Kopfhörern rauschte es. Die Luft wurde dichter, leuchtete in einem satten braun-orangen Farbton. Als Jamie aufsah, bemerkte er, wie die Sterne verschwanden.
    »Wir befinden uns im Dunst«, sagte Phee, »der obersten Luftschicht. Hier stellt das Sonnenlicht Kohlenwasserstoffe her, und zwar ein Molekül nach dem anderen. Man nennt sie Tholine. Sie sorgen für den Smog unter uns und fallen als Regen auf die Oberfläche. Möglicherweise wirst du das Zeug auch auf deiner Ausrüstung finden, aber keine Sorge, es kann den Anzug nicht durchdringen.«
    Der Flug wurde zu einem holprigen Flattern, als die Luft immer dichter wurde. Er hörte etwas, eine Art dünnes Flüstern. Das war wohl der Wind, der gegen die scharfen Kanten des Scooters blies.
    Ohne Vorwarnung kippte der Scooter nach vorn. Plötzlich fiel Jamie mit dem Gesicht nach unten auf den Mond zu, während der Scooter über ihm hing. Seine letzte Mahlzeit stieg in seine Kehle.
    Das Rauschen in den Kopfhörern nahm zu, aber Jamie hörte vereinzelte Rufe, Jubeln, aber auch nervöse Schreie. Dann wieder Phees ruhige, gleichmütige Stimme: »Keine Angst. Das ist ganz normal und gehört zum automatischen Landeprogramm …«
    Plötzlich öffnete sich ein Fach in Jamies Scooter, und eine Art Plane entrollte sich. Sie bauschte sich im Wind auf und wurde unter ihm zu einem Schild. Es wurde nur von einem Drahtgestell gehalten, das auf Jamie wie die Knochen eines Fledermausflügels wirkte. Der Fall des Scooters verlangsamte sich sofort, und Jamie spürte einen Schlag, so als hätte man ihn aus beachtlicher Höhe auf den Bauch fallen lassen.
    Doch sein Sturz durch die dichter werdende Luft war beendet. Unter ihm sah er nichts außer einem wabernden orangen Brei. Die Scooter über ihm und zu seinen Seiten glitten auf den großen Schilden tiefer. Die Formation, die sie gebildet hatten, löste sich auf, und er fragte sich, wie weit voneinander sie wohl landen würden, wenn dieser endlos erscheinende Fall vorüber

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