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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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alphabetisch geordnet», erklärte Bescondi, auf die kleinen, säuberlich beschrifteten Namensschildchen deutend. Er sah sich zur Orientierung kurz um. «Mal sehen, ‹Scandella› müsste dort drüben stehen.»
    Reilly und der Iraner folgten ihm tiefer hinein in die große, niedrige Krypta. Abgesehen von dem scharfen Klacken ihrer Absätze auf dem Steinboden war das einzige Geräusch das monotone Summen der Belüftungsanlage, die den Sauerstoffgehalt der Raumluft konstant hielt und schädliche Bakterien herausfilterte. Die langen Regalreihen waren dicht an dicht mit Schriftrollen und ledergebundenen Kodizes bestückt, zwischen denen sich da und dort auch Bücher jüngeren Datums sowie Aktenkartons fanden. Ganze Reihen alter Manuskripte waren von einer geschlossenen Staubdecke überzogen, offenbar hatte teils seit Jahrzehnten, wenn nicht gar seit Jahrhunderten, niemand sie angerührt.
    «Da haben wir es ja.» Bescondi zeigte auf einen Karton auf einem unteren Regalbrett.
    Reilly sah kurz zum Eingang des Archivs zurück. Sie waren allein. Er nickte dem Priester dankend zu, bevor er sagte: «Eigentlich müssen wir eine andere Akte einsehen.»
    Bescondi blinzelte irritiert. «Eine andere Akte? Ich verstehe nicht.»
    «Es tut mir leid, Pater, aber – ich konnte nicht das Risiko eingehen, dass Sie und der Kardinal uns keinen Zutritt gewähren würden. Das, was wir erfahren müssen, ist von entscheidender Wichtigkeit.»
    «Aber», stammelte der Archivar, «davon hatten Sie eben noch nichts gesagt, und … ich bräuchte die Zustimmung Seiner Eminenz, ehe ich Ihnen irgendeine andere –»
    «Pater, bitte», fiel ihm Reilly ins Wort. «Wir
müssen
diese Akte einsehen.»
    Bescondi schluckte. «Welche ist es?»
    «Der
Fondo Templari

    Die Augen des Archivars wurden groß. Sein Blick huschte kurz nach links, weiter in den Gang hinein, in dem sie standen, dann sah er wieder Reilly an. Er hob abwehrend die Hände und wich mit unsicheren Schritten zurück. «Es tut mir leid, aber das ist nicht möglich, nicht ohne die Zustimmung Seiner –»
    «Pater –»
    «Nein, das ist wirklich unmöglich, das kann ich nicht zulassen ohne Rücksprache mit –»
    Er wich einen weiteren Schritt zurück, auf den Eingang zu.
    Reilly musste handeln.
    Er versperrte dem Priester mit einem Arm den Weg – «Es tut mir leid, Pater» –, während er mit der anderen Hand rasch eine kleine Sprühdose Atemerfrischer aus der Jackentasche zog, sie direkt auf das Gesicht des erschrockenen Archivars richtete und lossprühte. Der Mann starrte Reilly mit schreckensweiten Augen an, von einer Wolke Spray umgeben – dann hustete er zweimal, ehe seine Beine einfach unter ihm nachgaben. Reilly fing ihn auf und ließ ihn behutsam auf den harten Boden sinken.
    Die farblose, geruchlose Flüssigkeit war in Wirklichkeit alles andere als Atemerfrischer.
    Und wenn der Archivar nicht daran sterben sollte, musste Reilly jetzt handeln, und zwar schnell.
    Er griff in eine andere seiner Taschen, holte eine kleine Spritze heraus, zog schnell die Verschlusskappe ab und stach in eine pulsierende Ader am Unterarm des Mannes. Er fühlte den Puls und wartete, bis er sicher war, dass der Opioid-Antagonist wirkte. Ohne dieses Mittel hätte das Fentanyl – ein schnellwirkendes, lähmendes Opiat, das zum kleinen, inoffiziellen Arsenal nichttödlicher Waffen des FBI gehörte – den Präfekten ins Koma versetzen oder, wie im tragischen Fall von mehr als hundert Geiseln in einem Theater in Moskau vor ein paar Jahren, ihn töten können. Es war entscheidend, unmittelbar nach der Anwendung Naloxon zu injizieren, damit die Atmung nicht aussetzte.
    Reilly blieb lange genug bei ihm, um sicherzustellen, dass das Mittel seine Wirkung tat. Zwar war ihm zutiefst zuwider, was er dem nichtsahnenden Priester soeben angetan hatte, aber er besann sich auf Tess und darauf, was laut Sharafi ihr Entführer der Lehrerin angetan hatte. Als Reilly feststellte, dass sich die Atmung des Archivars stabilisierte, nickte er. «Wir können.»
    Der Iraner deutete den Gang entlang. «Als Sie die Akte erwähnten, hat er in diese Richtung geschaut. Das passt – ‹T› ist der nächste Buchstabe.»
    «Uns bleiben etwa zwanzig Minuten, ehe er wieder zu sich kommt, vielleicht noch weniger.» Mit langen Schritten ging Reilly den betreffenden Gang entlang. «Machen wir das Beste daraus.»

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Kapitel Drei
    Tess Chaykins Lunge schmerzte. Ebenso ihre Augen. Und ihr Rücken. Genau

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