Doktor auf Abwegen
gelernt», sagte Eva ruhig.
«Wir sollten uns vielleicht einmal selbst in Ordnung bringen.» Freddie saß auf dem Mokettsofa. «Sozial gesehen, geht’s sehr schlampig bei uns zu. Vielleicht sollten wir zwei Scheidungen einreichen? Es ist zwar eine Schande, wenn man bedenkt, wie gute Freunde wir alle sind.»
«Was werden wir in drei Wochen tun, wenn die Stellvertretung abgelaufen ist?» fragte Eva. «Obwohl mir Spratt’s Bottom nie als Idealziel für Gruppensex-Flitterwochen erschienen wäre.»
«Wir müssen in eine andere wohlhabende Vorstadt gehen, Darling», sagte Freddie. «Wo wir unseren Lebensunterhalt finden, bis mich Sir Lancelot im Ärztestab des St.-Swithin unterbringt.»
«Du weißt, wie verhaßt mir diese gräßlichen Vororte sind, Freddie.»
«Wirklich?» fragte er erstaunt. «Ich hab sie dagegen recht gern. Auf dem Lande ist es mir viel zu lärmend, mit diesen ewig muhenden Kühen und den Aston Martins der Bauern.»
«Wenn mir Sir Lancelot nicht eine namhafte Studienbeihilfe verschafft», schaltete sich Pip ein. «kehre ich Ende des Monats wieder nach Kenia zurück. Glaubst du, daß du dort glücklich sein könntest, Dawn?»
«Oh, ich könnte überall glücklich sein, Liebster», sagte sie verträumt. «Es kommt nur aufs Gemüt an, nicht wahr? Manche Leute fühlen sich im Gefängnis wohl. Hast du schon bemerkt, wie unglücklich alle aussehen, die am Strand liegen?»
«So läuft alles auf Sir Lancelot hinaus», erklärte Freddie feierlich und entnahm lässig dem imitiert-inkrustierten Beistelltischchen einen bunt glasierten Keramikschuh, auf dem eine alte Frau und Kinder saßen.
«Eine gute Nachricht für uns -» Pip wies auf die Zeitung. «Jetzt, nachdem er den Polizisten verprügelt hat und dafür eingelocht worden ist, steckt er derart in der Patsche, daß er uns nicht so bald belästigen wird.»
Cindy erschien in der Tür, die zum Vorraum führte. «Meine Herren, ich hab soeben den Formiminoglutamat-Test vom biochemischen Labor zurückbekommen», kündigte sie atemlos an. «Auch die 17-Oxogen-Steroide und das Vanillimandel-Azid. Alles normal, soviel ich sehe und mit Freuden feststelle. Nach der Montagsordination gibt’s immer eine Menge aufzuräumen», fuhr sie munter fort. «Und dann steht noch ein Patient draußen.»
«Sagen Sie ihm, er soll abhauen und morgen wiederkommen, außer § er befindet sich wirklich in extremis», erklärte ihr Pip.
«Das tat ich schon, Doktor, aber er wollte nicht.»
«Bisham, rufen Sie Ihr Wachkätzchen zur Ordnung.» Sir Lancelot f stob in den Raum. Die vier sprangen auf und wechselten beunruhigte ¡ Blicke. «Ich bleibe über Nacht hier. Morgen um zehn Uhr vormittag muß ich vorm Bezirksgericht erscheinen und möchte dort nicht nach einer hindernisreichen Fahrt wütend eintreffen und mir weitere Anklagen wegen Mißachtung des Gerichts aufhalsen. Guten Abend, meine: Damen. Was gibt’s zum Abendessen? Bisham, ist noch was von diesem einzigartigen Malzwhisky da?»
«Noch eine ganze zweite Flasche, Sir.» Freddie langte mit der einen 9 Hand ins Barschränkchen, während er mit der anderen Eva und Dawn in Richtung Küche scheuchte.
«Was soll das heißen?» fragte Sir Lancelot, als die zwei Frauen verschwanden. Das Glas in der Hand, beäugte er ein Buch, das zwischen Mozart und Schubert auf dem Fernsehgerät lag. « Ihr wollt doch nicht am Ende alle euer Nest aufgeben?»
«Viele unserer Patienten haben Eheschwierigkeiten», erklärte Freddie. «Ich kaufte das Buch, um sie soziologisch beraten zu können.»
Sir Lancelot knurrte. «Heutzutage scheint die Scheidung weitaus weniger Unannehmlichkeiten zu bereiten als die Eheschließung.»
«Stimmt, Sir», pflichtete Pip ihm bei. «Da gibt’s nicht dieses schreckliche Getue mit den Kleidern der Brautjungfern.»
«Gründe für unzumutbares Verhalten», las Sir Lancelot vor. «Grausamkeit, Sodomie oder Unmenschlichkeit des Ehegatten, abseitiger Umgang der Ehegattin mit Frauen, Geistesgestörtheit, Ablehnung des Geschlechtsverkehrs. Hm. Alles ziemlich mittelalterlich. Im-Stich-Lassen gilt offenbar als anständiger.» Er schlug das Buch mit einem Krach zu. «Obgleich eine Scheidung heutzutage mehr Anlaß zur Freude gibt als eine Hochzeit und ich so altmodisch wirken mag wie eine Wollunterhose, glaube ich, daß ein Mann den ernsthaften Versuch unternehmen - oder zumindest so tun soll, als wollte er bei seiner Frau bleiben.»
Den Rücken gegen das schmiedeeiserne, mit Pfauenfedern
Weitere Kostenlose Bücher